Frau mit FFP2 Maske wartet auf den Bus.
FFP2-Masken haben sich in vielen Studien als guter, wenngleich auch nicht perfekter Schutz davor erwiesen, das Virus ungewollt weiter zu übertragen oder sich selbst anzustecken. Bildrechte: imago images/Westend61

Covid-19-Pandemie Metastudie: Masken haben Verbreitung von Coronaviren eingeschränkt

14. November 2023, 10:41 Uhr

Die Maskenfrage war sicher einer der umstrittensten der Covid-19-Pandemie und auch danach. Bringen Masken etwas oder nicht? Forscher haben nun eine neue Überblicksstudie vorgelegt. Das Ergebnis ist ganz klar: Ja.

Sie war und ist Gegenstand hitziger Debatten: Die Fragen, ob Masken die Ausbreitung von Coronaviren nun verhindern können - oder nicht. Ein Team unter Leitung des Wissenschaftlers Shama Cash-Goldwasser aus New York hat eine neue Überblicksstudie veröffentlicht. Darin analysierten die Forschenden mehrere qualitativ hochwertige Beobachtungsstudien. Das Ergebnis: Gesichtsmasken können die Verbreitung von Coronaviren einschränken. "Die verfügbaren Daten sprechen für die Verwendung von Gesichtsmasken in der Bevölkerung, um die Übertragung von SARS-CoV-2 zu verringern", schreiben die Forscher.

Eine Schülerin trägt beim Busfahren eine Maske
Masken schützen: Der Kampf gegen zukünftige Pandemien wird auch davon abhängen, ob diese Erkenntnis genutzt wird, erklären die Forschenden. Bildrechte: IMAGO / Becker&Bredel

Diese Erkenntnisse sollten laut der Studie als Grundlage dienen für den künftigen Umgang mit durch Atemwegsviren verursachten Epidemien und Pandemien. "Die Wirksamkeit von Maßnahmen wird zumindest teilweise davon abhängen, ob die Erkenntnisse aus der Covid-19-Pandemie genutzt werden. Hochwertige Masken, die auf breiter Basis zur Verfügung gestellt werden, könnten auch bei zukünftigen Pandemien eine wichtige Rolle bei der Eindämmung von Erregern spielen", schrieben die Forscher.

Die verfügbaren Daten sprechen für die Verwendung von Gesichtsmasken in der Bevölkerung, um die Übertragung von SARS-CoV-2 zu verringern

Shama Cash-Goldwasser Hauptautor der neuen Überblicksstudie

Masken in Flugzeugen, Schulen und im Haushalt untersucht

Die Forschenden analysierten mehrere Beobachtungsstudien zur Wirkung von Masken in Flugzeugen, Schulen sowie bei Haushalts- und Gemeinschaftskontakten. Lehrreich war nach ihren Angaben ein Covid-19-Ausbruch auf dem Flugzeugträger USS Theodore Roosevelt zu Beginn der Pandemie, bevor Besatzungsmitglieder eine Immunität hätten entwickeln können. "Mehr als 80 Prozent derer, die angaben, sich nicht zu maskieren, waren infiziert", schreiben die Wissenschaftler. "Bei denen, die angegeben haben, eine Maske zu tragen, war die Infektionswahrscheinlichkeit hingegen um 30 Prozent geringer." Da Menschen auf Schiffen oft über einen längeren Zeitraum in schlecht belüfteten, engen Räumen zusammenleben, bestünde dort grundsätzlich ein hohes Risiko für den Ausbruch von Atemwegserkrankungen.

Kartons mit Corona-Schutzmasken stehen in einem Lager
Besonders zu Beginn der Pandemie gab es nicht genügend Masken. Erst später wurde die Maskenpflicht eingeführt, um die Coronaviren zu stoppen. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Martin Schutt

Maskentyp und Passform beeinflussen die Übertragung

Allerdings räumen die Wissenschaftler ein: Selbst die besten Masken bieten keinen vollständigen Schutz. Die Wirksamkeit hänge von vielen Faktoren ab. "Die Vorteile der Maskierung sind begrenzt, wenn die Masken nicht überall dort getragen werden, wo eine Übertragung stattfindet." Beispielsweise könnten sich Beschäftigte des Gesundheitswesens, die bei der Arbeit mit Patienten konsequent Masken tragen, trotzdem - falls die Maske abgenommen wird - in den Pausen oder bei Gesprächen mit Kollegen infizieren. Zudem sei sowohl der Maskentyp als auch die Passform für die Wirksamkeit entscheidend.

Einige Leute tragen weiterhin eine Maske an einer Haltestelle.
Masken können das Risiko minimieren, sich mit Viren von Atemwegserkrankungen anzustecken. Diese Erkenntnisse nutzen nach der Pandemie auch in Deutschland noch einige Menschen. Bildrechte: IMAGO / Christian Grube

Konzept Maske im Labor bewiesen

Dass Masken grundsätzlich infektiöse Atemtröpfchen und Aerosole reduzieren können, haben laut der Studie Laboruntersuchungen bewiesen. Dabei wurde die menschliche Atmung simuliert und mit verschiedenen Techniken der Einsatz von Stoffmasken, chirurgische Masken und N95-Atemschutzmasken getestet. "Die Verringerung der Tröpfchen- und Aerosolausbreitung ist am größten, wenn sowohl die Quelle als auch die exponierte Person maskiert sind", schreiben die Forschenden. Die höchsten Filterleistungen haben laut der Studie N95-Atemschutzmasken. Sie schützen nachweislich am besten vor der Übertragung von Coronaviren.

Auf einem Gehweg im Mauerpark Berlin liegt eine Maske auf dem Boden.
Es wissen eigentlich alle, doch jetzt ist es noch einmal wissenschaftlich bestätigt: Die chirurgischen Masken schützen mehr als Stoffmasken doch weniger als FFP2-Masken und N95-Atemschutzmasken. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Kira Hofmann

Einordnung der Studie

Die Überblickstudie "Masks During Pandemics Caused by Respiratory Pathogens—Evidence and Implications for Action" analysierte verschiedene einzelne sogenannte Beobachtungsstudien. In diesen Studien werden die Bedingungen von den Untersuchern nicht beeinflusst. Im Gegenzug arbeiten die randomisiert-kontrollierten Studien (RCT) mit einer Experimentalgruppe und einer Kontrollgruppe, die mit Placebos hantieren.

Die Forscher um Shama Cash-Goldwasser konzentrierten sich bei Ihrer Überblicksanalyse jedoch mit Absicht "nur" auf die bislang veröffentlichten Beobachtungsstudien. "RCTs und Meta-Analysen weisen unter Umständen erhebliche Einschränkungen auf und sollten nicht die einzige oder gar primäre Grundlage für Entscheidungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit bilden", schrieben die Forscher. "Solche Studien sind längst nicht der Goldstandard für den Nachweis der Wirksamkeit aller Maßnahmen." Im Gegenteil: Die Uneinigkeit darüber, ob Gesichtsmasken die Ausbreitung der Coronaviren verringern, habe sich durch die Konzentration auf randomisierte Studien verschärft. Diese seien jedoch leider "in Anzahl, Umfang und statistischer Aussagekraft begrenzt", erklären die Forschenden ihren Fokus.

Was sind Beobachtungsstudien? In einer Beobachtungsstudie wird eine Gruppe von Personen über einen bestimmten Zeitraum beobachtet, ohne dass die Untersucher die Bedingungen steuern oder kontrollieren. Hierunter fallen auch viele Untersuchungen, die die Effekte bestimmter Medikamente oder Maßnahmen in der realen Welt beobachten. Ein Problem dabei ist oft, dass Einflüsse von Außen, sogenannte intervenierende Faktoren, nie mit hundertprozentiger Sicherheit ausgeschlossen werden können. Viele Fachleute, etwa von der Stiftung Gesundheit, meinen daher, dass randomisiert-kontrollierte Studien eine höhere Beweiskraft haben. Hier werden einerseits beeinflussende Faktoren genau kontrolliert und andererseits gibt es Vergleichsgruppen. Nicht immer sind solche randomisiert-kontrollierten Studien auch möglich. Unter anderem stehen ethische Gesichtspunkte entgegen: Beispielsweise gilt als unvertretbar, Studienteilnehmer absichtlich Zigarettenrauch auszusetzen, um den Effekt auf die Entstehung von Krebs zu untersuchen.

Was sagen die letzten Studien?

Erst im Juni dieses Jahres hatte die Studie "Physikalische Interventionen zur Unterbrechung oder Verringerung der Verbreitung von Atemwegsviren" des renommierten Forschungsnetzwerks Cochrane für Zündstoff gesorgt. Darin heißt es unter anderem: "Das Tragen von Masken in der Bevölkerung hat wahrscheinlich keinen oder nur einen geringen Einfluss auf das Auftreten von grippeähnlichen oder COVID-19-ähnlichen Erkrankungen im Vergleich zum Nichttragen von Masken."

Bei einer Demonstration gegen Corona-Beschränkungen hält 2020 ein Demonstrant in gestreifter Kleidung, die der Uniform eines KZ-Häftlings nachempfunden ist ein Plakat mit dem Aufschrift "Maske Macht Frei" eine Anspielung auf den Spruch im Torbogen des Vernichtungslagers Auschwitz, "Arbeit macht frei".
Einige Menschen zweifeln an der Wirksamkeit von Masken und sagen die Maskenpflicht als unnötigen Zwang. Bildrechte: picture alliance/dpa | David Young

Maskengegner hatten sich diese Äußerung dahin gehend interpretiert, dass Masken nicht vor der Ansteckung mit dem Coronavirus schützen. Das Forschungsnetzwerk Cochrane nahm daraufhin sofort Stellung: "Die meisten Studien sind älteren Datums und beziehen sich auf die Übertragung von Influenza- und anderen Erkältungsviren, Studien aus der Corona-Pandemie bleiben in der Minderzahl." Und bereits in der Studie selbst wiesen die Forscher darauf hin: "Das Risiko einer Verzerrung bei den RCTs und Cluster-RCTs war meist hoch oder unklar."

Die meisten Studien sind älteren Datums und beziehen sich auf die Übertragung von Influenza- und anderen Erkältungsviren, Studien aus der Corona-Pandemie bleiben in der Minderzahl

Stellungnahme des Cochrane-Netzwerkes zu ihrer Studie im Juni 2023

Pandemie-Bekämpfung muss mehrschichtig sein

Trotz aller Erfolgsmeldungen für das Tragen von Masken stellen die Forscher der aktuellen New Yorker Studie klar: "Bei jeder Pandemie oder Epidemie ist das Tragen von Masken nur eine von mehreren Maßnahmen." Die wirksamsten Strategien umfassten "eine mehrschichtige Reaktion, einschließlich Impfung (sofern verfügbar), Isolierung von infektiösen Personen und Schutz durch Risikominderung – und eben auch der Verwendung hochwertiger Masken.

Eine Frau sitzt nach einer Corona-Infektion während der Isolation auf ihrem Bett
Soziale Isolation ist schrecklich - doch für die Bekämpfung von Pandemien ebenso nötig wie Masken. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow

Japaner nutzen die meisten Masken

Dass Masken dabei helfen, Krankheiten einzudämmen, haben die Japaner scheinbar am besten verstanden. Denn, wie eine Studie der Universität Osaka feststellt, hat Japan während der gesamten Covid-Pandemie, die höchsten Raten bei der Maskennutzung weltweit. Und auch nach der Pandemie lassen die Japaner nicht von ihren geliebten Masken ab. "Unsere Online-Umfrage zeigt, dass 59 Prozent der japanischen Teilnehmer auch nach der Herabstufung des rechtlichen Status von COVID-19 noch Masken tragen", erklärt Michio Murakami, der Autor der Studie, die im International Journal of Disaster Risk Reduction veröffentlicht wurde. Allerdings, das schreibt Murakami auch, hätten auch vor der Pandemie schon 67 Prozent der Japaner eine Maske getragen. An der Umfrage im April und Juni 2023 nahmen 291 Personen im Alter von 20 bis 69 Jahren teil.

Läufer tragen bei einem Marathon in Kumamoto Atemschutzmasken
Die Japaner tragen sogar bei einem Marathon Atemschutzmasken -wie hier in Kumamoto. Bildrechte: imago images / Kyodo News

Masken als Mittel, um Ängste abzubauen

Doch was bewegt die Japaner, auch ohne medizinische Notwendigkeiten, Masken zu tragen? Murakami fand in seiner Studie heraus: Japaner tragen Masken auch aus sozio-psychologischen Gründen. "Ein häufiger Grund ist das, was wir 'Entlastung' nennen. Das Tragen einer Maske baut bei vielen Menschen Ängste ab", erklärt Murakami. Ein zweiter Grund sei die Norm. "Menschen tragen die Maske, weil sie sehen, dass andere eine Maske tragen."

(Tomi)/Katrin Tominski