Ein Lemur bohrt in der Nase
Aye-aye, die Lemurenart mit einem ungewöhnlich langen Finger nutzt ihn auch zum Popeln. Bildrechte: IMAGO/Cover-Images

Popeln Nasebohren ist nicht nur menschliche Angewohnheit

28. Oktober 2022, 16:09 Uhr

Wir Menschen verurteilen das Nasebohren, dabei ist es offenbar weit verbreitet im Tierreich. Besonders erstaunlich sei aber, dass das "Popeln" eine ungeahnte Funktion erfülle, meint eine Berner Forscherin.

Erinnern Sie sich noch an die Popel-Bilder von Jogi Löw? Ekelig und unhygienisch: so beurteilen Menschen das Nasebohren (Rhinotillexis) und wenden sich angewidert ab, wenn sie andere dabei erwischen. Allerdings ist das Verhalten nicht auf Menschen beschränkt: Mindestens zwölf Primatenarten stecken ihre Finger in die Nase, wie die Säugetierspezialistin Anne-Claire Fabre vom Naturhistorischen Museum Bern in der jüngsten Ausgabe der Fachzeitschrift "Journal of Zoology" berichtet. Dazu gehören neben Menschen auch Schimpansen, Gorillas, Orang-Utans und das Fingertier Aye-Aye aus der Familie der Lemuren, wie das Museum schreibt.

Fabre hat im Lemur-Zentrum in North Carolina in den USA einen Aye-Aye (Daubentonia madagascariensis) beim Nasebohren gefilmt. Auf dem schon älteren Video ist ein Aye-Aye zu sehen, der seinen extrem langen dünnen Mittelfinger tief in seine Nasengänge einführt, Nasensekret heraus holt und den Finger dann abschleckt. Fabre regt weitere Studien an, warum das Tier dies tut, und wie sich das Bohren in der Nase im Laufe der Evolution verändert hat.

Popel essen – hat einen Nutzen

Popel essen hat sogar einen wissenschaftlichen Namen: Mukophagie. Der Begriff setzt sich zusammen aus "Mucus" = Schleim und "phag" = essen. Und so eklig es erscheint, es ist keinesfalls unhygienisch und hat sogar einen echten Nutzen. Die Körperabwehr nutzt die Bakterien aus dem Nasenschleim, um zu trainieren und zwischen guten und schlechten Mikroorganismen zu unterscheiden. Damit hilft es zum Beispiel, Bakterien von den Zahnoberflächen fernzuhalten.

Links/Studien

Die Studie "Eine Überprüfung des Nasenbohrens bei Primaten mit neuen Beweisen für sein Vorkommen" ist im Journal of Zoology erschienen.

dpa/gp

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