Expedition in die Wüste Lut, Iran
Die Wüste Lut in Iran. Der heißeste Ort der Erde. Bildrechte: Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart/ R. Rajaei

Wüste Lut Neue Krebsart entdeckt – am heißesten Ort der Erde

11. April 2024, 10:35 Uhr

Kennen Sie den heißesten Ort der Erde? Nein, hier geht es jetzt nicht um Ihr Büro, Homeoffice, den schlecht klimatisierten Laden oder die Werkstatt. Wir reden von einem Ort, an dem 50 Grad Celsius am Tag normal sind! Es die Wüste Lut in Iran. Hier haben Forscher eine neue Art von Süßwasserkrebsen entdeckt. Sie gehören zu den Urzeitkrebsen.

Urzeitkrebse, da klingelt vielleicht etwas bei Ihnen. Dann denken Sie vielleicht an Kinderzimmerexperimente mit kleinen Eiern und Krebstierchen. Diese Krebse gibt es seit hunderten Millionen Jahren auf der Erde. Sie überleben, weil sie sich auch an extreme Umweltbedingungen angepasst haben. Wie extrem, das hat jetzt ein Forschungsteam in Iran herausgefunden.

Dauereier überleben auch die größte Hitze

Bei einer Expedition zum heißesten Ort der Welt, der Wüste Lut, entdeckten die Forschenden eine neue Art von im Süßwasser lebenden Krebsen. In einem kleinen, temporären See im Süden der Wüste, der nach einem der sehr seltenen Regenfälle entstanden war, haben sie mehrere Exemplare sogenannter Feenkrebse gefunden. Die Krebse sind auch als "Urzeitkrebse" bekannt. Sie vermehren sich mit Hilfe von sogenannten Dauereiern.

Die neue Krebsart Phallocryptus fahimii
Die neu beschriebene Art Phallocryptus fahimii unterscheidet sich nach Angaben der Forschenden sowohl in ihrem Aussehen als auch genetisch von den bisher bekannten Arten. Bildrechte: Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart / M. Pallmann

"Diese Dauereier sind auch von anderen Arten bekannt und man weiß, dass sie Jahrzehnte im ausgetrockneten Boden überleben können", sagt Dr. Martin Schwentner vom Naturhistorischen Museum Wien. "Die Larven schlüpfen, sobald sich die Gewässer nach Regenfällen wieder füllen. Sie sind somit bestens an das Leben in Wüsten angepasst. Dass sie auch in der Wüste Lut überleben können, zeigt noch mal wie widerstandsfähig diese Dauereier sind."

Die Wüste Lut Es gibt vermutlich nur wenige Orte auf der Erde, die lebensfeindlicher sind. Die Wüste Lut (Dasht-e Lut) liegt im Südwesten Irans. Mit 51.800 km2 ist sie fast so groß wie Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen zusammen. 80,8 Grad Celsius hat ein NASA-Satellit dort gemessen, die höchste je registrierte Temperatur. Grund dafür ist auch das besodners dunkle Geröll. Außer dem ganzjährig wasserführenden Rud-e Shur, einem Fluss mit extrem hohem Salzgehalt, gibt es keine permanente Wasserquelle.

Entdeckt wurden die Krebse von Dr. Hossein Rajaei vom Naturkundemuseum in Stuttgart und Dr. Alexander V. Rudov von der Universität Teheran bei einer Expedition im Jahr 2017.

Entdeckt von einem Schmetterlingsforscher

"Bei einer Expedition in einen so extremen Lebensraum wie die Wüste Lut sind die Antennen überall – besonders, wenn man auf Wasser trifft", berichtet Dr. Hossein Rajaei, der eigentlich Schmetterlingsexperte ist. "Die Entdeckung der Krebstiere in der sonst sehr heißen und trockenen Umgebung war für uns Wissenschaftler wirklich eine Sensation."

Die neu beschriebene Art wurde nach dem iranischen Biologen und Umweltschützer Hadi Fahimi benannt. Hadi Fahimi war 2017 bei der Expedition in die Wüste Lut dabei. Er kam beim Absturz des Fluges 3704 am 18. Februar 2018 ums Leben.

Die Studie zum Nachlesen

Die Studie "Schwentner, M., Rudov, A. V. & Rajaei, H. 2020. Some like it hot: Phallocryptus fahimii n.sp. (Crustacean: Branchiopoda: Anostraca: Thamnocephalidae) from the hottest place on planet Earth" ist in  Zoology in the Middle East erschienen.

(gp)

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