Weltraum-Mission Cosmic Kiss Astronaut Matthias Maurer nimmt die Himmelsscheibe von Nebra mit ins All

27. Oktober 2021, 16:48 Uhr

Der deutsche ESA-Astronaut Matthias Maurer will die Himmelsscheibe von Nebra mit zur Internationalen Raumstation ISS nehmen. In seinem Gepäck befindet sich eine Kopie der frühesten bekannten Darstellung des Sternenhimmels. Wie er MDR WISSEN exklusiv erklärte, will er die Scheibe aber noch viel weiter bringen.

Die Himmelsscheibe von Nebra fliegt ins All, eine Collage.
Die Himmelsscheibe von Nebra fliegt ins All, eine Collage. Bildrechte: MDR, NASA, LDA

Am 3. November um 6:10 Uhr (MEZ) wird für den deutschen ESA-Astronauten Matthias Maurer ein Traum in Erfüllung gehen. Nach 13 Jahren Warten darf er endlich in den Weltraum fliegen. Dass er dabei auch ein Stück mitteldeutsches Kulturgut mit sich führt, dürfte inzwischen bekannt sein. Immerhin hat sich die Europäische Weltraumagentur ESA bei der Erstellung des Logos der Mission "Cosmic Kiss" von der Himmelsscheibe von Nebra inspirieren lassen.

Was bisher aber noch nicht bekannt war: Maurer wird nicht nur das Symbol, sondern die ganze Scheibe mit ins Weltall nehmen, wie er MDR WISSEN im Interview verriet.

Ja also, ich nehme auch nicht nur das Logo mit, sondern ich nehme wirklich auch eine kleine Himmelsscheibe von Nebra mit. Nicht die Echte natürlich, die ist ja unendlich wertvoll.

Matthias Maurer, ESA-Astronaut

Wir haben uns schon immer dieselben Fragen gestellt

Eigentlich sollte das noch ein Geheimnis bleiben und bisher war in der Öffentlichkeit nur bekannt, dass das Missionslogo die Himmelsscheibe als Symbol trägt.

Der deutsche ESA-Astronaut Matthias Maurer.
Der deutsche ESA-Astronaut Matthias Maurer. Bildrechte: ESA, NASA

Doch woher kommt Maurers Begeisterung für dieses Objekt? Als gebürtiger Saarländer und als ausgebildeter Raumfahrer am europäischen Ausbildungszentrum für Astronautinnen und Astronauten in Köln sind die Überschneidungspunkte zu Mitteldeutschland eher gering.

Als er die Scheibe gesehen hat, habe er erkannt, dass "die Menschen, die diese Scheibe hergestellt haben – vor 4.000 Jahren – eigentlich schon die gleichen Fragen hatten, die die Menschen auch heute noch haben", so Maurer. Fragen wie: Gibt es eine zweite Erde und gibt es auch dort Leben? Oder wie funktioniert das ganze Universum eigentlich?

Das sind Fragen, die uns alle antreiben und die die Faszination und die Liebe für das Weltall eigentlich nicht besser ausdrücken können.

Matthias Maurer, ESA-Astronaut

Passenderweise soll seine Mission "Cosmic Kiss" laut ihm eine Liebeserklärung ans Universum sein. Die Himmelsscheibe habe er selbst noch nicht im Original gesehen. Das möchte er aber unbedingt nachholen: "Ich freue mich total drauf, nach dem Flug auch bei euch vorbeizukommen und dann die Original-Scheibe auch mal zu inspizieren."

Die ISS: Nur ein Zwischenstopp für Maurer – und die Himmelsscheibe

Für die Scheibe wird die Internationale Raumstation möglicherweise nur ein Zwischenstopp sein. Laut dem Materialwissenschaftler führt der nächste Schritt, an dem ESA und NASA arbeiten, zum Mond. Anfang 2022 soll bereits die Mondmission "Artemis 1" um den Erdtrabanten herumfliegen. "Zuerst einmal werden wir eine kleine Raumstation bauen, die um den Mond fliegen wird. Und dann werden wir von dieser Station aus auf dem Mond landen", so Maurer. 

Die Himmelsscheibe von Nebra steht in einer Glasvitrine
Die Himmelsscheibe von Nebra in einer Glasvitrine. Bildrechte: picture alliance/dpa | Anne Pollmann

Bis 2024 sollen die erste Frau und der nächste Mann auf der Mondoberfläche landen – vorerst amerikanische Staatsbürger. Später sollen dann auch europäische Astronautinnen und Astronauten auf dem Trabanten landen.  

Mit ein bisschen Glück – ich bin da sehr, sehr optimistisch – werde ich die Gelegenheit haben, Ende dieser 20er-Jahre von dieser Raumstation aus auf dem Mond zu landen und dann hoffentlich auch eine Kopie der Himmelsscheibe von Nebra mit auf den Mond zu nehmen.

Matthias Maurer, deutscher ESA-Astronaut

Neben der Himmelsscheibe wird Mauer übrigens noch mehr mitteldeutsches Kulturgut auf die ISS mitnehmen. Auch der Nussknacker Wilhelm aus dem Erzgebirge soll in seinem Gepäck sein, wie unsere Kolleg:innen aus Sachsen berichten. 

Mitteldeutschland wird im Weltraum also ganz gut vertreten sein. Und egal, was mit der Himmelsscheibe auf der Erde in Zukunft noch alles geschehen wird – auf dem Mond wäre ihre Kopie gut aufgehoben, mit dem freien Blick zu den Sternen.

Matthias Maurer 9 min
Bildrechte: MDR Wissen/ NASA
Das ESA Missions-Logo neben der Himmelsscheibe von Nebra. 1 min
Das ESA Missions-Logo neben der Himmelsscheibe von Nebra. Bildrechte: MDR / ESA / Imago