Studie aus Halle Seien Sie verspielt - es lohnt sich!

26. September 2020, 12:00 Uhr

Wenn jemand "verspielt" ist, was halten Sie dann von ihm? Ist er albern und kindisch? Oder neugierig und unterhaltsam? Es ist nicht ganz eindeutig, ob diese Eigenschaft eine positive oder negative ist. Psychologen der Uni Halle dagegen sind sich sicher: Verspielt zu sein, ist gut. Es steigert sogar das Wohlbefinden. Und: Man kann es trainieren.

Tochter und Vater essen zusammen an einer Nudel 3 min
Bildrechte: imago/Westend61

Das Leben ist ein Spiel! Naja, na gut. Nicht immer. Das Leben ist schließlich allzu oft monoton und langweilig. Oder? Kay Brauer vom Psychologischen Institut der Uni Halle erzählt eine Anekdote, die ihm ein Chirurg erzählt hat:

Eine Blinddarmoperation, wenn man die zum tausendsten Mal gemacht hat, gibt es eine gewisse Monotonie. Was ich schon von Leuten aus der Klinik gehört habe ist, dort wird gerne ein Wettrennen veranstaltet, wer schneller fertig ist. Das bringt natürlich so ein bisschen geistige Flexibilität rein. Man macht die eigentlich monotone Aufgabe zu einem Spiel.

Kay Brauer, Psychologe, Uni Halle

Nebenwirkungen: Was verspielt sein bewirken kann

Mann im Anzug
Kay Brauer Bildrechte: Maike Glöckner

Und voilà: Das ist Verspieltheit. Jeder von uns hat es in sich und kann mal mehr oder mal weniger verspielt sein, auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Zur Verspieltheit gehört es zu improvisieren, nicht alles zu ernst zu nehmen, aber auch Gedankenspiele oder Freude daran, sich mit ungewöhnlichen Dingen oder Menschen zu umgeben. Selbst Kosenamen haben schon etwas Verspieltes. Und sie alle zeigen positive Effekte, konnte Kay Brauer jetzt in einer Studie zeigen:

Die Erhöhung der Verspieltheit geht gleichzeitig einher mit einer Senkung der Depressivität und einem Ansteigen eines allgemeinen Wohlbefindens, also hier können wir schon sagen, hier haben wir überwiegend positive Effekte.

Verspielt sein - wie trainiert man das?

Aber wie wird man denn verspielt oder zumindest verspielter? Auch das hat Kay Brauer untersucht. Er hat rausgefunden, dass man den eigenen Spieltrieb trainieren kann. Dafür hatte er vier Gruppen unterschiedliche Aufgaben gestellt. Eine Gruppe bekam ein Placebo. Der Rest musste Spielmuskeln aufbauen.

Eine Gruppe sollte täglich abends darüber nachdenken, wie viele verspielte Verhaltensweisen sie gezeigt haben, so dass man sich das richtig vergegenwärtigt. In einer ähnlichen Ausprägung hat es die dritte Gruppe gemacht. Da ging es darum, dass wir drei Dinge aufschreiben sollen, an verspielten Tätigkeiten, die vorgenommen wurden. Bei der vierten Gruppe bestand eine Aufgabe darin, die eigene Verspieltheit im Alltag anzuwenden.

Egal, was gemacht wurde: Die Probanden hatten Verspielt-Sein mehr auf dem Schirm und setzten es häufiger ein. Und das Schöne: Sie fühlten sich wohler. Klingt nach einem einfachen Rezept. Ist es aber nicht, sagt der Psychologe. "Das ist ja auch beispielsweise bei klinischen Therapien der Fall. Das ist nicht einfach. Das kommt nicht als Geschenk, man nimmt eine Pille und ist verspielt, sondern tatsächlich geht das mit Denkarbeit einher. Als einfacheren Einstieg schlägt er vor: Sehen Sie das Leben als Spiel. Nehmen Sie nicht alles ernst. Und schrecken Sie nicht davor zurück, verspielt zu sein!

Junge Frau am Schreibtisch mit Stift zwischen Oberlippe und Nase
Wer noch zögert: Im Homeoffice kriegt kein Mensch mit, dass jemand gerade verspieltsein übt... Bildrechte: imago images / Westend61

(kd)

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