3-D Krebszellen vor schwarzem Hintergrund
Krebszellen sind durch ihre Mutation unsterblich und vermehren sich unabhängig von den Kontrollmechanismen unseres Körpers. Bildrechte: colourbox

Gesundheit Warum wir Krebs bekommen

03. November 2021, 17:48 Uhr

Jährlich erkranken mehrere Hunderttausend Deutsche an Krebs. Die häufigsten Krebsarten sind Brustkrebs, Prostatakrebs und Darmkrebs. In den letzten Jahren ist das Wissen über Krebserkrankungen rasant gewachsen, trotzdem kann die Entstehung von Krebszellen nicht verhindert werden, denn Krebszellen können unser Immunsystem austricksen.

Alles beginnt mit einer Veränderung im Erbgut, mit einer Mutation. Irgendwo in einer Zelle unseres Körpers verändert sich ein winzig kleiner Teil unserer DNA. Und zwar genau in den Genen, die dafür verantwortlich sind, dass eine Zelle unkontrolliert wächst. Mutationen bleiben in der Regel unbemerkt und sind auch völlig ungefährlich, sagt Professorin Dagmar Kulms von der TU Dresden.

Im Prinzip ist das ein ganz natürlicher Vorgang. Denn keine Zellteilung ist perfekt. Wenn das Genom zusätzlich geschädigt wird, durch beispielsweise UV-Strahlung, ist eine Mutation wahrscheinlicher. Aber es kann auch einfach nur eine genetische Mutation sein, die spontan entsteht.

Professor Dr. Dagmar Kulms, Uniklinikum Dresden

Mutation ist nicht gleich Mutation

Unser Körper hat Mechanismen entwickelt, um das Erbgut zu kontrollieren. Es gibt Moleküle in unserem Körper, die entlang der DNA patrouillieren und vor jeder Teilung nach Mutationen suchen.

Gefährlich wird es, wenn genau die Gene mutieren, die für diese Qualitätskontrolle der DNA verantwortlich sind. Allerdings reicht in der Regel eine einzige Genveränderung für die Entstehung von Krebs noch nicht aus, erklärt Prof. Florian Lordick, Leiter des Krebszentrums der Universität Leipzig:

Es gibt tatsächlich die Hypothese, dass eine bestimmte Mutation nicht reicht, um einen Zellverband auf "bösartig" zu schalten. Sondern es braucht dann zweite, dritte hinzukommende Mutationen, die die Zelle treffen, die ein bösartiges Programm anschalten.

Professor Dr. Florian Lordick, Leiter des Krebszentrums der Universität Leipzig

Wenn also der Kontrollraum der Zelle getroffen ist und Mutationen nicht mehr erkannt werden, häufen sich Veränderungen. Zwei Eigenschaften sind typisch für Krebszellen. Zum einen werden Zellen durch die Mutation unsterblich, zum anderen gibt die Mutation der Zelle einen Wachstumsvorteil, das heißt die Zellen vermehren sich, unabhängig von den Kontrollmechanismen unseres Körpers.

Krebszellen tricksen das Immunsystem aus

Es wird vermutet, dass das Immunsystem täglich Tausende solcher potenzieller Krebszellen entdeckt und sie vernichtet. Aber warum setzt sich dann trotzdem in manchen Fällen eine Krebszelle durch? Bisher ist das noch nicht ganz klar, denn in der sehr frühen Phase der Krebsentstehung kann man den Tumor noch gar nicht sehen.

Die Krebszellen haben Mechanismen ausgebaut, um sich zu tarnen oder um das abzuschalten, was sich möglicherweise gegen sie richten würde. Sie senden Botenstoffe aus und sie haben an ihrer Oberfläche Botschafter, die auf das Immunsystem abschaltend und unterdrückend wirken.

Professor Dr. Florian Lordick, Leiter des Krebszentrums der Universität Leipzig

Die Tarnung vor dem Immunsystem und manchmal auch die Resistenz gegen Chemotherapien oder Bestrahlung sind nur einige der Fähigkeiten, die die Krebszellen entwickeln. Sie haben auch die Fähigkeit, im Körper zu wandern und Metastasen zu bilden.

Wissen über Krebserkrankungen wächst rasant

Mediziner versuchen durch verschiedene Krebstherapien, den Tumor an seinem unkontrollierten Wachstum und seiner Ausbreitung zu hindern. Außerdem wächst das Wissen über Krebserkrankungen rasant. In der Forschung wird intensiv daran gearbeitet, für jeden Patienten individuelle Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln.

km/dd

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