Zebrafische im Wasser: Kleine Fische mit markanten schwarz-weißen Längsstreifen vor Hintergrund mit (teils unscharfen) grünen Wasserpflanzen.
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Medizinforschung aus Dresden Geniale Zebrafischzellen machen Hoffnung auf Schlaganfall-Heilung

13. Januar 2020, 09:08 Uhr

Großinventur im Gehirn Dresdner Zebrafische: Ein Forschungsteam hat herausgefunden, welche Neuronen dem Gehirn beim Nachwachsen helfen. Und dieses Wissen macht Hoffnung für die Heilung von Krankheiten.

Dem Zebrafisch lässt sich mit gutem Gewissen nachsagen: Er meistert sein Leben nicht nur mit Herz, sondern auch mit Hirn. Die Tropentiere sind Lieblinge der Wissenschaft, weil sie die äußert praktische Veranlagung besitzen, geschädigte Körperzellen nachwachsen zu lassen. Erst vergangenen Oktober wurde bekannt, wie das beim Herzen funktioniert. Jetzt hat sich ein Forschungsteam in Dresden noch einmal das Gehirn näher angesehen.

Inventur im Fischgehirn

Den Forschenden ist es gelungen, Anzahl und Art der Nervenzellen zu benennen, die beim Zebrafisch (auch Zebrabärbling) im Gehirn neu gebildet werden – "Volkszählung im Gehirn" nennen sie das. Dass Nervenzellen neu und in hoher Anzahl entstehen und in das Nervensystem integriert werden, ist der Grund, warum sich das Gehirn des Fischs regenerieren kann. Zwei Zelltypen hat das Team dabei entdeckt: Sogenannte Projektionsneurone und Interneurone.

Kurz gesagt: Projektionsneurone schaffen Verbindungen zwischen Hirnarealen und Interneurone übernehmen die Feinjustierung dieses Prozesses. Die Forschenden haben auch Daten von Mäusen untersucht und festgestellt, dass beide Tierarten die gleichen Zelltypen besitzen. Damit bestätigt sich die hohe Relevanz für den Menschen.

Regenerationsknopf für Menschen gesucht

Und zwar schon von der Veranlagung her. Nun haben wir zwar weder Kiemen noch Schwanzflosse, aber: "Viele der Gene, die Zebrafische und Menschen gemeinsam besitzen, spielen eine wichtig Rolle bei der Entwicklung und bei Krankheiten", sagt Margrit Kamel vom Dresdner Zentrum für Regenerative Therapien CRTD.

Und das macht Mut, wie CRTD-Direktor Michael Brand bestätigt: "Auf Basis dieser Studie werden wir die Regenerationsprozesse, die im Zebrafisch ablaufen, zielgerichtet weiter untersuchen. Vor allem werden wir die Bildung neuer Nervenzellen nach traumatischer Hirnschädigung und ihre Integration untersuchen", so der Wissenschaftler und Senior-Autor der Studie. "Wir erhoffen uns daraus wichtige Erkenntnisse für mögliche Therapien, die dem Menschen nach Verletzungen, Schlaganfall und bei neurodegenerativen Erkrankungen helfen." Das macht Hoffnung, denn:

Wir wissen bereits, dass eine gewisse Regenerationsfähigkeit auch beim Menschen vorhanden ist und arbeiten daran, dieses Potenzial wachzurufen.

Michael Brand CRTD Dresden

Soll heißen: Die Forscherinnen und Forscher suchen nach einem Knöpfchen, dass unsere Regenerationsfähigkeit anschaltet, mit der vielleicht auch bisher unheilbare Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson bekämpft werden können. Dabei geht es nicht nur darum, diese Prozesse zu aktivieren, sondern auch zu verstehen. Michael Brand: "Wichtig sind die Ergebnisse unserer Studie auch für das Verständnis, unter welchen Voraussetzungen sich transplantierte Gehirnzellen mit den vorhandenen vernetzen und damit dem Menschen die geistige Leistungsfähigkeit zurückgeben können."

flo

Infos zur Studie

Die Studie erschien am 9. Januar 2020 im Fachblatt Development unter dem Titel Single cell sequencing of radial glia progeny reveals the diversity of newborn neurons in the adult zebrafish brain. An ihr war ein Forscherteam des Zentrums für Regenerative Therapien TU Dresden (CRTD), DRESDEN-concept Genome Centers und des Max-Planck-Instituts für Physik komplexer Systeme sowie des Zentrums für Systembiologie Dresden beteiligt.
Link zur Studie

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