Corona
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Covid-19 Die Mikro-RNA macht's: Potenzielles Mittel gegen Corona

15. September 2020, 09:38 Uhr

Russische Forscher haben eine Möglichkeit gefunden, die Neubildung von Coronaviren im menschlichen Körper zu unterdrücken: über die Mikro-RNA. Damit könnte in Zukunft auch ein Medikament gegen Covid-19 entwickelt werden.

Eine besonders kurze Art der Ribonukleinsäure (RNA) könnte sich zum wichtigen Mittel gegen Sars-CoV-2 und andere Coronaviren entwickeln - die Mikro-RNA (miRNA). Wie Forscher von der russischen HSE-Universität herausfanden, kann der miRNA-Typ hsa-miR-21-3p das Wachstum der Coronaviren bereits in den ersten Phasen nach der Infektion unterdrücken, bevor die Immunantwort im Körpers des Infizierten startet. Gerade dies führt ja in einigen Fällen zu einem schweren Verlauf von Covid-19.

Viren nutzen Mikro-RNA zur Vermehrung

Für ihre im Fachjournal "Peerj" erschienene Studie analysierten die Wissenschaftler um Stepan Nersisyan die verfügbaren Daten zu miRNAs von Mäusen, die für die Forschung mit Sars-CoV-2 infiziert wurden. Dabei entdeckten sie, dass eine Infektion zu einer achtmal so starken Bildung von hsa-miR-21-3p geführt hatte.

Die russischen Forscher nutzten dafür die Erkenntnisse über die besondere Funktionsweise von miRNAs aus, die bei der Genexpression - die Ausprägung der genetischen Informationen im Körper - eine wichtige Rolle spielen. Wenn uns ein Virus befällt, binden sich bestimmte miRNAs an seine RNA und zerstören sie so.

Einige miRNAs sind jedoch nicht aggressiv genug, sodass nur die Vermehrung der Viren verlangsamt wird. Einige Viren haben sogar absichtlich mehrere Bindungsstellen gebildet, was ihre Reproduktion verbessert - wie etwa die Coronaviren. Hier setzt die Studie der Wissenschaftler an.

Der Genwissenschaftler Stepan Nersisyan.
Der Genwissenschaftler Stepan Nersisyan. Bildrechte: HSE

Die Mikro-RNA hsa-miR-21-3p hat ein großes Potenzial, um alle menschlichen Coronaviren zu binden. Nach einer Infektion mit Sars-CoV-2 steigt die Konzentration dieser miRNA in der Lunge stark.

Stepan Nersisyan, Erstautor der Studie

Allerdings sei noch unklar, warum die Viren während ihrer Mutation in der Zelle die Bindungsstellen mit der miRNA nicht zerstören, erklärt Nersisyan. Er und seine Kollegen nehmen an, dass die Viren die miRNA nutzen, um am Anfang ihre Vermehrung zu verlangsamen. Dadurch wird die Immunantwort des Körpers verzögert.

Und hier wollen die Forscher ansetzen. Wenn die miRNA die Virenbildung verlangsamt, was passiert dann, wenn man noch mehr künstlich erzeugte miRNA hinzugibt? Könnten damit die Coronaviren an der weiteren Vermehrung gehindert werden? Oder funktioniert das, indem man die miRNA entfernt?

Mittel gegen Sars-CoV-2?

In einem nächsten Schritt will das Forscherteam seine Entdeckungen nun in Experimenten bestätigen. Dabei soll auch herausgefunden werden, ob die Mikro-RNA hsa-miR-21-3p für medizinische Zwecke nutzbar ist und besonders die Frage beantwortet werden, ob ihre Nutzung als Mittel gegen die Viren-Vermehrung wirken kann - und damit auch als mögliches Medikament gegen Sars-CoV-2.

cdi

2 Kommentare

MDR-Team am 15.09.2020

Hallo "Kritiker",
wie Forscher von der russischen HSE-Universität herausfanden, kann der miRNA-Typ hsa-miR-21-3p das Wachstum der Coronavren bereits in den ersten Phasen nach der Infektion unterdrücken, bevor die Immunantwort im Körpers des Infizierten startet. Liebe Grüße

Kritiker am 15.09.2020

Eine Verlangsamung der Virenentwicklung birgt sicher die Gefahr das dann die eigenen Fresszellen, die dann weitaus besser angepassten Viren überhaupt noch erkennen oder gar wahr nehmen. Eine schnellere Virenentwicklung würde auch die medizinischen Zeichen wohl eher hervortreten lassen. Was also wäre besser für die Gesundheit der Menschen?
Wie würde es möglicherweise gehen, wenn man die Grundstrukturen der Viren bis in Kleinste analysiert und da ansetzt, so das die eigenen Körperzellen eher bemerken was sich da "andockt". Folglich auch die körpereigenen Fresszellen als Schutz sich viel eher um solche ungebetenen Viren "als gefährliche Gäste des menschlichen Körpers" kümmern könnten.
Schulmedizin hat leider viel zu oft negative Nebenerscheinungen, (Nebenwirkungen) sofern es darum geht etwas im Körper abzuwehren oder einzudämmen, was ungesund sei, sein kann oder gar schon ist.