Diese künstlerische Darstellung zeigt ein Zwei-Sterne-System, in dem Mikronovae auftreten können. Die blaue Scheibe, die um den hellen Weißen Zwerg in der Mitte des Bildes herumwirbelt, besteht aus Material, hauptsächlich Wasserstoff, das von seinem Begleitstern entwendet wurde. Im Zentrum der Scheibe nutzt der Weiße Zwerg seine starken Magnetfelder, um den Wasserstoff zu seinen Polen zu leiten. Wenn das Material auf die heiße Oberfläche des Sterns fällt, löst es eine Mikronova-Explosion aus, die von den Magnetfeldern an einem der Pole des Weißen Zwerges eingegrenzt wird.
Diese künstlerische Darstellung zeigt ein Zwei-Sterne-System, in dem Mikronovae auftreten können. Bildrechte: ESO/M. Kornmesser, L. Calçada

Astronomie Mikronovae: Neue Art von Sternenexplosionen entdeckt

20. April 2022, 17:02 Uhr

Sie heißen zwar Mikronovae, sind aber mit Erdmaßstäben betrachtet alles andere als klein. Ein Team der Europäischen Südsternwarte (ESO) hat eine neue Art beobachtet, wie Sterne explodieren – mit einer gewaltigen Energieentladung.

Die Forschenden der ESO machten ihre bahnbrechende Entdeckung mit Hilfe des Very Large Telescope (VLT). Dort fanden sie besondere optische Blitze, die von Weißen Zwergen erzeugt wurden – also toten Sternen, die sehr klein, aber massereich sind. Diese tauften sie "Mikronovae", da sie nach astronomischen Maßstäben winzig sind, nämlich deutlich kleiner als die bisher untersuchten Sternenexplosionen (Novae). Weithin bekannt sind die sogenannten Supernovae, bei denen besonders massereiche Sterne explodieren.

Mikronovae kommen häufig vor, sind aber schwierig zu beobachten

Die Mikronovae sind dabei viel weniger energiereich, ihre Stärke beträgt nur ein Millionstel sonstiger Novae – daher auch die Bezeichnung "Mikro". Sie können aber immer noch 20.000.000 Billionen Kilo Material verbrennen, was ungefähr 3,5 Milliarden Mal der Cheops-Pyramide in Ägypten entspricht, wie die ESO-Experten vorrechnen.

Auch sonst bieten die Mikronovae teilweise völlig neue Erkenntnisse für die Astronomie. Zum Beispiel treten sie offenbar relativ oft auf, obwohl sie gerade erst entdeckt wurden. "Das zeigt, wie dynamisch das Universum ist. Diese Ereignisse können tatsächlich recht häufig vorkommen, aber weil sie so schnell sind, ist ihre Beobachtung schwierig", erklärt der Studienautor Simone Scaringi von der Durham University in Großbritannien.

Mysteriöse Mikronovae sollen weiter entschlüsselt werden

Wie die Forschenden herausfanden, entstehen Mikronovae, wenn ein Weißer Zwerg in einem Doppelsternsystem seinem Begleitstern Material – meistens Wasserstoff – entreißt, sobald beide nahe genug beieinander sind. Wenn dann der Wasserstoff auf die heiße Oberfläche des Weißen Zwergs fällt, werden seine Atome explosionsartig zu Helium fusioniert – bei Novae auf der gesamten Oberfläche des Sterns. "Solche Detonationen lassen die gesamte Oberfläche des Weißen Zwerges brennen und mehrere Wochen lang hell leuchten", erklärt die Mitautorin Natalie Degenaar von der Universität Amsterdam.

Die ESO-Forschenden wollen nun gezielt nach weiteren Mikronovae suchen, was groß angelegte Durchmusterungen und schnelle Folgemessungen erfordert. Dabei sollen leistungsstarke Teleskope wie das VLT oder das New Technology Telescope helfen. "Die Vielzahl der verfügbaren Instrumente werden es uns ermöglichen, diese mysteriösen Mikronovae im Detail zu entschlüsseln", resümiert Scaringi.

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pm/cdi

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Do 14.04.2022 11:37Uhr 01:49 min

https://www.mdr.de/wissen/videos/video-nova-explosion-weisser-zwerg-roter-riese-100.html

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