Hände kleben ein Pflaster auf das Knie eines Mädchens
Bei Kindern heilen Wunden schnell. Bei Erwachsenen mit Diabetes verlangt der Heilungsprozess extrem viel Geduld. Bildrechte: IMAGO / Westend61

Medizinforschung Elektrisierend: Wundheilung mit Strom geht dreimal schneller

19. April 2023, 16:31 Uhr

"Bis Du heiratest, ist das wieder verheilt!" Den Spruch kennen vielleicht noch einige aus der Kindheit, wenn man mit aufgeschrammten Knien oder Ellenbogen vom Spielen daheim aufgeschlagen ist. Und dann dauerte es aber doch ganz schön lang, bis alles verheilt war. Eine Erfahrung, die viele dann im Alter wieder machen. Und auch Menschen mit Diabetes können ein Lied von extrem schlecht heilenden Wunden singen. Dabei scheint es eine Methode zu geben, die Wunden schneller heilen lässt.

Ein Forschungsteam der Uni Freiburg und der schwedischen Chalmers-Universität in Göteborg hat herausgefunden, wie sich Wundheilung beschleunigen lässt. Jedenfalls im Labor in der Petrischale. Die Forscher nutzten dabei einen natürlichen Mechanismus des Körpers: Nach Hautverletzungen bildet der menschliche Körper ein elektrisches Feld als Orientierungshilfe für die Zell- und Gewebereparatur. Und genau dieses Wissen, das Körperzellen auf elektrische Felder reagieren, wurde für diese Studie als Idee genutzt. Würde man im Labor in einer Petrischale ein elektrisches Feld einrichten, würden sich Hautzellen nicht mehr ungeordnet und planlos durch die Schale bewegen, sondern gezielt in Richtung des Energiefeldes strömen.

Foto einer Experimentieranordnung
Beschleunigte Wundheilung. Im schwedischen Labor klappt das schon. Bildrechte: Science Brush | Hassan A. Tahini

Genau das wurde im Labor ausprobiert, schildert Forscherin Maria Asplund den Versuchsaufbau: "Auf einem winzigen Biochip wurden Hautzellen gezüchtet, die dann minimal verletzt wurden. Die Wunde wurde dann mit minimalem elektrischer Strom stimuliert. Die Hautzellen heilten dreimal so schnell wie eine Wunde ohne elektrische Stimulation." Auch bei Versuchen mit Hautzellen, die Diabetes-Zellen nachgeahmt wurden, heilten die Wunden schneller als ohne elektrische Stimulation.

Im nächsten Schritt wollen Maria Asplund und ihre Kolleginnen nun untersuchen, wie verschiedene Hautzellen während der Stimulation interagieren. Ziel ist ein Konzept, mit dem Wunden quasi 'gescannt' und die Elektrostimulation an die jeweilige Wunde angepasst werden kann. Asplund zufolge könnte die Methode der Schlüssel für schnellere Wund-Heilungsprozesse sein.

Links/Studien

Die Studie "Bioelectronic microfluidic wound healing: a platform for investigating direct current stimulation of injured cell collectives" wurde im Fachmagazin "Lab on a chip" veröffentlicht. Sie können Sie hier im Original lesen.

(lfw)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR UM 4 | 17. März 2023 | 17:00 Uhr

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