Eine Frau hält in ihrer Hand ein Nasenspray, welches sie bei Schnupfen in ihrer verstopften Nase anwendet, um die Nasenschleimhaut abzuschwellen.
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Covid-19 Sieben Nasenspray-Impfstoffe in der klinischen Testung

23. Juli 2021, 13:38 Uhr

Corona-Impfstoffe in Form von Nasensprays könnten noch besser verhindern, das Geimpfte die Viren für kurze Zeit in den Atemwegen vermehren. Sieben dieser Vakzine durchlaufen aktuell klinische Tests.

Eigentlich seien sogenannte intranasale Impfungen lang bekannt, also Vakzine, die in Form von Tropfen oder Sprays inhaliert werden, schreiben die Mikrobiologen und Immunologen Frances Lund und Troy Randall in einem Kommentar für die aktuelle Ausgabe der Fachzeitschrift Science. Dennoch sei aktuell nur ein kleiner Teil der in Entwicklung befindlichen Covid-Impfstoffe auch für die Anwendung als Nasenspray konzipiert. Sieben dieser Sprays befinden sich derzeit in klinischen Phase-1-Studien. Lund und Randall argumentieren, dass dieser Ansatz aber der effektivste sein könnte gegen ein respiratorisches Virus wie Sars-CoV-2, das als erstes die Atemschleimhäute seiner Opfer angreift.

Tierversuche: Keine Virusreplikation in den Atemwegen

Intramuskuläre Impfstoffe wie die mRNA-Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna führen vor allem zur Bildung von IgG-Antikörpern im Blutserum. Diese wirken dann vor allem in der unteren Lunge und schützen dort Zellen vor den Viren. Löst ein Impfstoff die Bildung sehr hoher Mengen dieser Antikörper aus, dann würden einige von ihnen auch über Schleim aus der unteren Lunge in die oberen Nasenwege transportiert. Das passiere aber nicht bei allen Geimpften.

Nasenspray-Impfstoffe böten zwei zusätzliche Schutzschichten für Geimpfte, so die Autoren. Einerseits regten sie die Bildung von IgA-Antikörpern im Atemtrakt und im Serum an. Diese IgAs seien dann in Schleim und Speichel enthalten und sehr effektiv darin, Viren wie Sars-CoV-2 zu neutralisieren. Außerdem würden spezifische Immungedächtniszellen in den Atemwegen gebildet, die dort bei einer späteren Begegnung mit den Viren zu einer viel schnelleren Abwehr führen.

Bei Versuchen mit Tiermodellen konnten Forscher bereits zeigen: Intramuskulär verabreichte Impfstoffe schützen Tiere zwar vor einer Krankheit. Trotzdem kann es passieren, dass sich das Virus in ihren Atemwegen vermehrt und sie kurze Zeit auch Viren ausscheiden. Das passierte aber nicht, wenn die Impfung intranasal verabreicht wurde.

Wirkstoffe: Vektorviren und abgeschwächte Viren

Von den sieben Nasenspray-Impfstoffen in klinischer Entwicklung handelt es sich bei sechs um abgeschwächte Viren oder Vektorviren. Das siebte verwendet ein Viruseiweiß. Dabei ist unter anderem das Team der Universität Oxford, das hinter dem Astrazeneca-Impfstoff steht und nun den Adenovektor auch als Nasenspray verwendbar machen will. Einen Ansatz mit mRNA gibt es hier bislang nicht, weil dafür die Lipidhülle der Erbinformation verändert werden müsste, um die richten Zellen im Nasentrakt anzusprechen.

Lund und Randall halten diese Strategie für sehr sinnvoll, da Viren geeignet seien, die Gefäßbarriere in den Atemwegen wirklich zu durchbrechen und so eine unmittelbare Immunreaktion auszulösen. Allerdings können abgeschwächte Viren-Impfstoffe wahrscheinlich nicht bei Kleinkindern im Alter von weniger als zwei Jahren so wie bei Immunsupprimierten oder bei Älteren über 49 Jahren eingesetzt werden, da hier zu viele Nebenwirkungen zu befürchten seien.

(ens)

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