Wissen-News Fledermäuse nutzen akustische Karte für Orientierung
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04. November 2024, 17:30 Uhr
Ein deutsch-israelisches Forschungsprojekt hat untersucht, wie Minifledermäuse den Heimweg finden. Dabei stellten sie fest, dass die Tiere akustische Orientierungspunkte nutzen und so über Kilometer hinweg navigieren können.
Dazu setzten die Wissenschaftler im israelischen Hula-Tal Weißrandfledermäuse in ungewohnter Umgebung aus, nachdem sie die nur sechs Gramm schweren Säuger von ihrem Schlafplatz entfernt hatten. In einem Umkreis von drei Kilometern wurden die Tiere wieder freigelassen und konnten allein mittels ihrer Echoortung in 95 Prozent der Versuche den Heimweg binnen weniger Minuten finden. Dazu wurden ihre Sinne teilweise beeinträchtigt. Die Forscher der Universität Konstanz, Tel Aviv und Jerusalem wiesen nach, dass die Orientierung noch besser gelang, wenn die Tiere neben ihrer Echoortung auch sehen konnten.
Forscher überrascht von Nutzen kleiner Augen
"Wir waren überrascht, als wir entdeckten, dass die Fledermäuse auch ihr Sehvermögen nutzen. Das hatten wir aufgrund ihrer winzigen Augen nicht erwartet", sagte Aya Goldshtein vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Konstanz. "Es war unglaublich zu sehen, dass sie sich trotz ihrer kleinen Augen unter diesen Bedingungen auf ihr Sehvermögen verlassen können." Mit Hilfe einer detaillierten Karte des Hula-Tals stellten die Forscher dar, wie die Fledermäuse akustische Informationen für ihrem Heimflug nutzten. Die Tiere orientierten sich dabei an Orten, die intensive akustische Informationen lieferten, wie etwa Straßen.
"Während der Lokalisierungsphase führen Fledermäuse einen mäandernden Flug durch, der an einem bestimmten Punkt in einen Flug in Richtung ihres Ziels übergeht. Das deutet darauf hin, dass sie bereits wissen, wo sie sich befinden", sagte Aya Goldshtein und ergänzte: "Fledermäuse fliegen in der Nähe von Umweltmerkmalen mit mehr akustischen Informationen und treffen Navigationsentscheidungen". Die Erkenntnisse würden in Summe darauf hindeuten, dass die Tiere über eine akustische Landkarte ihres Heimatgebiets verfügen.
Link zur Studie
Die Studie "Acoustic cognitive map–based navigation in echolocating bats" ist in "science" erschienen.
jar/pm
Dieses Thema im Programm: Das Erste | Tagesthemen | 24. Oktober 2024 | 22:15 Uhr