Infektionen Mücken mit West-Nil-Virus – Ostdeutschland neuer Hotspot
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16. Mai 2022, 14:07 Uhr
Dass Mücken in Deutschland Krankheiten wie das West-Nil-Virus verbreiten, ist ein relativ junges Phänomen. War bisher besonders Bayern betroffen, scheint sich das Virus in Mücken auch im ostdeutschen Raum zu etablieren.
Thüringen, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg: Das sind neben Bayern neue "Hotspots", in denen Mücken mit dem West-Nil-Virus auftreten. Dass nun auch in Ostdeutschland heimische Mücken den Krankheitserreger verbreiten, ist noch eine relativ neue Erkenntnis. Eine Erklärung dafür und warum jetzt der Osten betroffen ist, gibt es Dr. Doreen Werner zufolge noch nicht. Die Biologin ist spezialisiert auf die Erforschung von Mücken und arbeitet am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (Zalf) in Müncheberg. Je wärmer es ist, umso besser können sich der Biologin zufolge die Krankheitserreger weiterentwickeln. Die Viren überwintern in Stechmücken. Der Klimawandel mit den steigenden Temperaturen hilft den Erregern sich in den Mücken zu vermehren, sagt Dr. Werner.
Wie kommt das Virus nach Europa und wo ist es bereits aufgetaucht?
Das Virus gelangt als unsichtbarer Passagier mit Zugvögeln auch in Gebiete am Mittelmeer und Europa. Konkret wurde es inzwischen nachgewiesen in Südfrankreich, Nord-Italien, Griechenland, der Türkei, ebenso in weiten Teilen des Balkans, sowie weiter im Norden regional auch in Tschechien, Ungarn, der Slowakei und Österreich. 2018 wurde das Virus dem Robert Koch-Institut zufolge in Deutschland erstmals bei Pferden und Vögeln nachgewiesen. Das ursprünglich aus Afrika stammende Virus wird laut Robert Koch-Institut (RKI) durch Stechmücken übertragen – die vorher infizierte Wildvögel gestochen haben.
Ist das West-Nil-Virus für den Menschen gefährlich?
In Deutschland wurden 2019 erstmals Fälle beim Menschen registriert, auch 2020 und 2021 wurden zwischen Juli und September einzelne Erkrankungen bei Menschen gemeldet. Die Fälle wurden bei Blut- oder Blutplasmauntersuchungen aufgedeckt, aber auch anhand der Symptome. Einige Infizierte leiden an grippeähnlichen Symptomen. Schwere Verläufe sind selten, können aber tödlich enden. Noch sind die Fälle selten, Klimawandel und Globalisierung werden das zunehmend ändern, so Mückenexpertin Werner. Ärztinnen und Ärzte sollten vor allem im Sommer und Spätsommer und in Gebieten mit bekannter West-Nil-Virus-Zirkulation in Tieren etwa auf Fieber mit unklarem Ursprung achtenh und Patienten in solchen Fällen auf das Virus untersuchen, empfiehlt das RKI. Der Schutz vor Mückenstichen bekommt damit eine neue Bedeutung, insbesondere für "ältere Menschen und/oder solche mit Vorerkrankungen", schreibt das Institut in seinem letzten Epidemiologischen Bulletin zum Thema West-Nil-Virus.
Links/Studien
Alle Infos zum West-Nil-Virus finden Sie beim RKI.
Das letzte Bulletin erschien im Sommer 2021 als pdf.
(dpa/rki/lfw)