Covid-19 US-Forscher entwickeln präzisen und mobilen Antikörpertest gegen Corona

26. Juni 2021, 05:00 Uhr

Ein neuer, leicht einzusetzender Antikörpertest von US-Forschern kann verschiedene Antikörper gegen Corona präzise unterscheiden. Er soll auch zeigen können, wie gut Menschen gegen Virusvarianten geschützt sind.

Seit dem Start der Impfkampagne gegen Sars-CoV-2 sind bereits sechs Monate vergangen, bei den ersten Geimpften könnte der Schutz durch Antikörper daher möglicherweise bereits wieder nachgelassen haben. Zudem bestimmen bei den neuen Infektionen nun andere Mutationen des Virus, etwa die sogenannte Delta-Variante, das Geschehen. Daher wird nun die Frage für Mediziner und Patienten wichtiger, ob und falls ja welche und wie viele Antikörper gegen das Virus Menschen haben.

Wissenschaftler der privaten Duke-Universität in den USA haben nun einen neuen Antikörpertest entwickelt, der bei Versuchspersonen Antikörper gegen Sars-CoV-2 präzise von jenen gegen andere zirkulierende humane Coronaviren (HCoV) unterscheiden konnte und der bei den Versuchen keine falsch positiven Ergebnisse lieferte. Zudem passen die für den Test nötigen Geräte in einen Rucksack und können so flexibel außerhalb von Laboren eingesetzt werden, schreiben die Forscher um Jacob Heggestad und David Kinnamon im Fachblatt Science Advances.

Genauer als Selbsttest aber ähnlich leicht zu bedienen

Zwar gab es schon relativ früh in der Pandemie Tests für Antikörper gegen Corona. Allerdings erfordern beispielsweise die sogenannten ELISA-Tests ein Labor, geschultes Personal und eine aufwendige Vorbereitung der Probe. Die gängigen Antikörpertests für den Heimgebrauch, sogenannte Lateral Flow Assays (LFA) wiederum können oft nur aussagen ob jemand einen ganz bestimmten Typ von Antikörper besitzt, aber nicht, wie viele davon. Zudem sind sie oft ungenau, viele eigentlich positive Proben werden übersehen.

Mit diesem Gerät können Blutproben auf Antikörper gegen Sars-CoV-2 untersucht werden.
Der Test hat in etwa die Größe eines Tabletcomputers. Bildrechte: Jake Heggestad

Das von dem Team um Heggestad und Kinnamon entwickelte Gerät nutzt ein System aus kleinen Röhrchen, die mit Polymeren, also bestimmten Molekülen beschichtet sind. Sie wirken wie eine Art Bürste, die durch die flüssigen Proben der Patienten kämmt. Laut den Autoren genügen etwa 60 Mikroliter Blut, Blutplasma oder Blutserum. Das in der Studie vorgestellte Gerät kann dabei verschiedene Typen von Antikörpern unterscheiden. Diese können einerseits gegen die sogenannte Rezeptorbindungsdomäne des Corona-Spikeproteins gerichtet sein, also die Stelle, mit der das Virus an den menschlichen Zellen andockt. Sie können aber auch gegen eine andere Untereinheit des Spikes oder gegen das Nucleocapsid-Protein wirken, also die Hülle, in der das Virus seine Erbinformation verpackt hat.

Der Vorteil: die jeweilige Mischung der verschiedenen Antikörper gebe Auskunft über das jeweilige Stadium der Infektion und lasse auch Schlüsse über den weiteren, möglicherweise schweren Verlauf einer Covid-19 zu. So könnte der Test Ärzten bei der Diagnose mit genaueren Daten helfen.

Test könnte Immunität gegen Varianten klären

Überprüft wurde der Test mit insgesamt 46 Proben von 31 Patienten, die mit Covid-19 auf einer Intensivstation behandelt werden mussten und verglichen mit 41 negativen Proben, die bereits vor der Pandemie genommen worden waren. Um die Genauigkeit zu bestimmen, nahmen die Forscher außerdem 18 Proben von Patienten mit anderen, zirkulierenden Humanen Coronaviren (HCoV) hinzu. Alle Proben seien durch den Test korrekt bestimmt worden, schreiben die Autoren.

Entwickler Jacob Heggestadt glaubt, dass die Plattform, auf der der Test basiert, angepasst werden könnte, um zu überprüfen, wie gut Patienten gegen neue Mutationen des Virus geschützt sind. "Wir glauben, dass unsere Plattform in der Lage ist, zu unterscheiden, ob Menschen Antikörper haben, die neu aufkommende, bedenkliche Varianten neutralisieren können oder nicht", sagte er in einer Mitteilung der Duke-Universität.

(ens)

1 Kommentar

DermbacherIn am 27.06.2021

Wenn es denn so ist, wie von vielen hier vermutet, dass wir nun auf unabsehbare Zeit mit immer neuen Varianten zu kämpfen haben, wird sich unsere Welt aber deutlich verändern.
Bisher wurden ja viele Bereiche (Tourismus, Gastronomie, Freizeitindustrie usw.) auf "Stand by" gehalten für die Zeit nach der Pandemie. Das geht ja nun nicht ewig.
Noch einen monatelangen Lockdown wird dieser Wirtschaftszweig wohl nicht überstehen. Gewiss würde nicht alles wegsterben, Aber die Welt von. "früher" kommt dann wohl nie wieder zurück.
Für die Natur vielleicht ein Segen