Illustration des Coronavirus
Modell von Sars-CoV-2 (Illustration): Mit einem neuen Testverfahren soll es für Labormediziner einfacherer werden, T-Zellen im Blut von Genesenen und Geimpften nachzuweisen. Der Test gibt damit genauer Auskunft darüber, ob jemand noch immun ist gegen das Coronavirus oder nicht. Bildrechte: imago images/Viennareport

Covid-19 Wie lange hält die Corona-Immunität? Neuer Labortest bestimmt die T-Zellen

03. Juni 2021, 17:23 Uhr

Antikörper sind nur ein Teil der Immunantwort auf Sars-CoV-2 oder die Impfung. Auch T-Zellen bieten Schutz vor dem Virus, waren bislang im Labor aber schwieriger nachweisbar. Jetzt gibt es einen neuen Test.

Wie lange ist man nach einer Infektion immun gegen Sars-CoV-2 und wie gut schützen die derzeit verfügbaren Impfungen vor Infektionen mit den neuen Corona-Varianten, etwa der sich schnell ausbreitenden B.1.617.2 aus Indien? Labormediziner greifen zur Beantwortung dieser Fragen derzeit häufig auf Tests zurück, die die Menge wirksamer und das Virus neutralisierender Antikörper in Blutserumproben von Patienten messen. Aber Antikörper sind nur ein sehr kleiner Teil des komplexen Systems der menschlichen Immunabwehr.

Das Biotechnologieunternehmen "Adaptive Biotechnologies" aus den USA präsentiert jetzt eine neue Standard-Testmethode, die Auskunft gibt über die T-Zellen, also weiße Blutkörperchen, die ebenfalls eine zentrale Rolle bei der Abwehr der Viren spielen. Der T-Detect Covid-19-Test kann ab dem 15. Tag nach Beginn von Covid-Symptomen T-Zellen in Blutproben von Patienten erkennen. Der Labortest, der etwa sieben bis zehn Tage in Anspruch nimmt, dient vor allem dazu, zusätzliche Daten zur Immunität von Geimpften und Genesenen zu liefern.

Bisherige T-Zell-Tests waren extrem aufwändig

Der Schutz durch T-Zellen hält in der Regel noch länger an, wenn neutralisierende Antikörper im Blut nach etwa sechs Monaten bereits wieder abgebaut wurden. T-Zellen sind auch aktiv gegen neue Mutationen des Virus, bei denen das charakteristische Spikeprotein so verändert wurde, dass es Antikörpern teilweise ausweicht. Das zeigte neulich die Arbeit eines US-Forschungsteams. T-Zellen von Genesenen waren aktiv gegen drei besorgniserregende Virusvarianten (B.1.1.7, B.1.351 und P1).

Das Problem an T-Zellen ist allerdings: Sie sind im Labor bislang nur sehr kompliziert nachweisbar. Bisher haben Forscher nach bestimmten Oberflächenmolekülen dieser weißen Blutkörperchen gesucht, die spezifisch auf das Sars-Coronavirus-2 ausgelegt sind. Die dazu benötigten Tests können nur Speziallabore durchführen, die dabei entstehenden Datenmengen gelten als schwierig zu beherrschen.

Der jetzt in den USA zugelassene T-Detect COVID-19-Test soll einem Bericht im Magazin "Nature Biotechnology" zufolge deutlich unkomplizierter ablaufen. 15 Tage nach einer Covid-Diagnose konnte er anhand der aufgespürten T-Zellen Menschen mit einer Corona-Infektion zu 97,1 Prozent aufspüren (Sensitivität), beziehungsweise zu 100 Prozent erkennen, wenn Menschen nicht infiziert waren (Spezifität).

Genauere Bestimmung von Immunität – Proben können bei Raumtemperatur verschickt werden

Der Anbieter Adaptive Biotechnoligies hat für die Entwicklung mit dem Softwarekonzern Microsoft zusammengearbeitet. Mit Hilfe von Verfahren maschinellen Lernens gelang es den Forschern, ein Set von spezifischen Rezeptoren der T-Zellen zu identifizieren, die spezifisch für Menschen mit einer Sars-CoV-2-Infektion sind. Der Test kann die Menge und die Verteilung der T-Zellen näher bestimmen. Zudem kann er besser als bisherige Verfahren die T-Zellen in Proben von Patienten nachweisen, die bereits einige Tage zuvor entnommen und bei Raumtemperatur zu einem Labor geschickt wurden.

Weil die T-Zell-Antwort länger erhalten bleibt, ist es mit dem Test auch möglich, die Menge der Infektionen in der Allgemeinbevölkerung deutlich genauer zu bestimmen, als bisher. Die wichtigste Anwendung dürfte aber die Bestimmung der Immunität bei den Risikogruppen werden. Das könnte mehr Daten liefern, um besser einzuschätzen, wann welche Form der Auffrischungsimpfung nötig werden könnte.

Dem Bericht in Nature Biotechnology zufolge arbeitet auch das deutsche Unternehmen Quiagen aus der Nähe von Düsseldorf an einem T-Zell-Test der nächsten Generation. Die Biotechfirma hat bereits verschiedene Testverfahren im Zusammengang mit der Corona-Pandemie entwickelt.

(ens)

4 Kommentare

RV55 am 22.07.2021

Eine wichtige Frage hätte ich meinerseits. Wie und wo kann man so einen T-Zellen-Test, ggf. in Verbindung mit einem Antikörpertest, durchführen lassen? Ich wäre daran interessiert, um so die Notwendigkeit einer Coronaimpfung festzustellen. Da ich nie Symptome hatte, die auf eine Coronainfektion hindeuten könnten, und evtl. bereits eine asymptomatische Infektion durchgemacht haben könnte, würde es mich interessieren. Es geht ja auch darum, genesen oder erforderliche Impfung. Vor einer Impfung hätte ich gerne darüber bescheidgewusst. Vielen Dank für die Information. MFG RV55!

MDR-Team am 21.05.2021

@C.Frohn,
im Gespräch mit dem Fraunhofer Institut für Zelltherapie und Immunologie in Leipzig wurde der T-Zelltest ebenfalls als aufwändig eingeschätzt. Allerdings sind uns auch nicht alle Anbieter und Preisniveaus bekannt, insofern können wir Ihre Aussage dazu nicht einschätzen. Eine Pressemitteilung hat jedoch keine Rolle gespielt. Der Autor stützt sich größtenteils auf die Einschätzung des irischen Kollegen Cormac Sheridan (twitter: @Cormac_Sheridan), von dem der Beitrag in nature biotechnology ist.

C.Frohn am 20.05.2021

Der Artikel weist zu Recht darauf hin, daß die T-Zell-Immunität gegen COVID bisher zu wenig im Fokus der Aufmerksamkeit stand, obwohl sie insbesondere für die Verhinderung schwerer Krankheisverläufe (weniger für die Verhinderung der Weitergabe des Virus) von entscheidender Bedeutung ist.
Es ist aber übertrieben bzw. nicht mehr aktuell, daß die Laborteste bisher "extrem aufwendig und nur durch Speziallabore durchführbar" sind. Es stehen durchaus schon seit einiger Zeit von anderen Anbietern Laborteste für diese Fragestellung zu Verfügung.
Insofern scheint mir die Presseabteilung von "Adaptive Technologies" etwas zu sehr an dem Artikel beteiligt zu sein.