Kolonie von A. hydrillicola unter dem Mikroskop.
Kolonie von A. hydrillicola unter dem Mikroskop. Das Cyanobakterium bildet zwei tödliche Gifte aus. Bildrechte: Lenka Štenclová

Wissen-News Uni Halle: "Adlermörder"-Bakterium produziert zwei tödliche Gifte

04. Oktober 2023, 06:57 Uhr

Bestimmte Bakterien können mit ihrem Gift bei Adlern eine tödliche Krankheit auslösen. Hallenser zeigen jetzt, dass diese Mikroorganismen noch ein zweites, ebenso gefährliches Gift produzieren.

Bei dem Bakterium handelt es sich um ein Cyanobakterium, auch als "Blaualgen" bekannt, mit der wissenschaftlichen Bezeichnung Aetokthonos hydrillicola. Vor zwei Jahren wurde bereits erkannt, dass A. hydrillicola den Giftstoff Aetokthonotoxin produziert, der bei Weißkopfseeadlern in den USA die Krankheit "Vacuolar Myelinopathy" auslösen kann. Dabei entstehen im Gehirn der Tiere Löcher und diese verlieren dann die Kontrolle über ihren Körper.

Ein internationales Team unter Leitung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) hat nun zusätzlich einen zweiten, bislang unbekannten Giftstoff gefunden, den das Cyanobakterium ausbildet. Die Forschenden um Markus Schwark konnten zudem die Substanz genau beschreiben. "Wir waren sehr überrascht, als wir die Struktur dieses Toxins aufgeklärt hatten. Es ähnelt Toxinen, die bereits aus marinen Cyanobakterien bekannt sind. Sie werden sogar schon in krebszell-tötenden Arzneimitteln eingesetzt", erklärt Schwark. 

In Anlehnung an das Bakterium und die ähnlichen, bereits bekannten Toxine haben die Forschenden das neu entdeckte Gift "Aetokthonostatin" genannt. Da der Stoff bereits bekannten Substanzen ähnelt, die bei Antitumormitteln eingesetzt werden, könnte das neue Wissen zukünftig dabei helfen, neue Wirkstoffe gegen Krebskrankheiten zu entwickeln. Das Cyanobakterium breitet sich in den USA auch in Gewässern aus, die zur Trinkwassergewinnung genutzt werden. Die Experten empfehlen deshalb, diese Gewässer verstärkt auf das Cyanobakterium und dessen beide Giftstoffe zu prüfen, um gesundheitlichen Folgen für den Menschen vorzubeugen.

cdi/pm

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