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Verbrauchskosten Auch ohne Verbot: Elektroautos bald günstiger als Verbrenner

12. Dezember 2023, 22:30 Uhr

Schon ab 2025 wird ein durchschnittlicher batterieelektrischer Mittelklasse-Pkw günstiger sein als einer mit Verbrennungsmotor, prognostizieren Fachleute des Forschungszentrums Jülich. Grund dafür ist, dass die Unterhaltskosten für die E-Autos sinken, während die von den Verbrennern mit sinkenden Marktanteilen immer weiter steigen. Der Analyse zufolge werden Batterien und Brennstoffzellen künftig den Automobilmarkt bestimmen, sogenannte E-Fuels dürften nur eine untergeordnete Rolle spielen.

In der EU dürfen nach dem Jahr 2035 keine neuen Benzin- oder Dieselautos mehr zugelassen werden. Eine Ausnahme gibt es jedoch: Pkw, die mit E-Fuels betankt werden. Damit ist das generelle Verbrenner-Aus vom Tisch. Aber welche Antriebssysteme werden sich wirklich durchsetzen? Das hat das Team vom Forschungszentrum Jülich mithilfe eigens dafür entwickelter Modelle untersucht. Dabei haben sie unter anderem analysiert, welche Kosten im Verkehrssektor künftig zu erwarten sind und welche Szenarien sich daraus zum Erreichen der Klimaschutzziele ergeben.

E-Autos werden schon ab 2025 im Betrieb günstiger als Verbrenner

Die Forscher haben unter anderem analysiert, wie sich die Herstellungskosten sowie die Kosten für Wartung, Betrieb und Antriebsenergie entwickeln werden. Dabei bezogen sie acht verschiedene Pkw-Typen, vom Kleinwagen bis zum SUV, ein. Die Untersuchungen zeigen demnach, dass schon in den nächsten Jahren die Elektromobilität in den allermeisten Fällen die preisgünstigere Alternative werden dürfte, wenn man alle Kosten einbeziehe und berücksichtige, dass durch Lerneffekte sowohl Herstellung als auch Unterhalt von E-Fahrzeugen günstiger werden.

Grund dafür sei zum einen die positive technische und ökonomische Entwicklung der Elektromobilität. Das führe dazu, so das Forschungsteam, dass die batterieelektrischen Fahrzeuge schon ab Mitte dieses Jahrzehnts die geringeren Gesamtkosten über die Lebensdauer aufwiesen. Die Herstellungskosten der E-Antriebe würden indes auch 2025 noch oberhalb derer von Verbrenner-Pkws liegen.

Eine Infografik zeigt die Gesamtkosten von Pkws verschiedener Antriebsarten im Jahr 2030 im Vergleich.
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E-Fuels verbrauchen fünfmal mehr Strom als die direkte Nutzung für Antrieb

Ein E-Auto bleibt demnach in der Anschaffung zwar erstmal teurer, ist dann aber auf lange Sicht die deutlich günstigere Alternative. Das hängt auch damit zusammen, dass Verbrennungsfahrzeuge perspektivisch immer teurer werden, wenn ihr Marktanteil sinkt und die Spritkosten steigen. Und Kraftstoffe werden teurer, wenn sie in Form von E-Fuels synthetisch gewonnen werden müssen.

In solchen E-Fuels sehen die Forschenden deshalb wenig Potenzial: Hinsichtlich der Energieeffizienz und damit in den Betriebskosten hätten die Verbrenner im Vergleich mit E-Autos schlecht abgeschnitten, wenn die Herstellung des Kraftstoffs mit berücksichtigt werde. Es brauche rund fünfmal mehr erneuerbaren Strom, um ein Fahrzeug mit E-Fuels anzutreiben, als wenn man den Strom direkt in einer Fahrzeugbatterie zwischenspeichere oder damit Wasserstoff produziere, heißt es. In einer solchen Gesamtrechnung benötige das Batterieauto im Jahr 2045 etwa 15 kWh erneuerbaren Strom je 100 km gefahrener Strecke, das Brennstoffzellenauto 28 kWh und der Verbrenner mit E-Fuels 72 kWh.

Fahrzeugflotte: 2030 dominieren Batterien, Brennstoffzellen rücken nach

Die reinen Verbrauchskosten ohne Steuern und Abgaben von Batterie- und Brennstoffzellen-Pkw werden der Analyse zufolge im Jahr 2045 mit den heutigen vergleichbar sein. Wer dagegen mit E-Fuels fahre, müsse mit 60 bis 90 Prozent höheren Kosten rechnen. Die Forschenden merken jedoch an, dass die synthetisch hergestellten Kraftstoffe künftig noch für die Verbrenner im Bestand gebraucht würden – mit sinkender Tendenz.

Die Forschenden, die vor allem die Entwicklung des Gesamtmarkts für die Fahrzeuge im Blick hatten, kommen hinsichtlich der Fahrzeugflotte in Deutschland zu einem eindeutigen Bild: Bei den Pkws werde sich demnach die Elektromobilität in den Neuzulassungen durchsetzen. Dabei dominiere bis zum Ende dieses Jahrzehnts die Batterie. Ab den 2030ern werde aber auch die Brennstoffzelle zunehmend an Bedeutung gewinnen, bilanzieren die Forschenden.

Links

Das interaktive Analysetool des Forschungszentrums Jülich finden Sie hier: IEK-3's transport analyses.

Grube, Thomas et al.: Passenger car cost development through 2050. In: Transportation Research Part D: Transport and Environment, Volume 101. 2021. DOI: 10.1016/j.trd.2021.103110.

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39 Kommentare

der Demokrat vor 19 Wochen

Also zur Atomenergie habe ich eine eindeutige Einstellung.
Es gibt Weltweit noch kein Endlager.
Man hat Weltweit noch kein Konzept wie man den Atommüll über tausende von Jahren sicher lagern kann.
Es hat sich gezeigt das man die Rieken der Atomkraft überhaupt nicht einschätzen kann.
Und das ganze mit dem Hintergrund das die Atomkraft weltweit mehr als ein halbes Jahrhundert genutzt wird und als Erfolgsmodell angepriesen wird.
Da lenke ich mein Augenmerk lieber auf die Alternativen und stufe die Atomkraft nur als Übergangslösung ein.

MDR-Team vor 19 Wochen

Hallo der Gnom,

die Einstellungen der Bevölkerung zu Atomkraft in verschiedenen Ländern und Regionen können unterschiedlich sein.

In der Vergangenheit gab es eine Diskussion und eine politische Wendung. Nach dem Unfall in Fukushima im Jahr 2011 kündigte die damalige deutsche Regierung an, die Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken rückgängig zu machen und einen beschleunigten Ausstieg aus der Atomenergie zu vollziehen.

Eine Vielzahl von Ländern haben sich gegen die Nutzung von Atomkraft positioniert. Allerdings gibt es auch Länder, die weiterhin Atomenergie nutzen oder Pläne für den Bau neuer Kernkraftwerke haben.

Die Diskussionen über Atomkraft werden weiterhin auf internationaler Ebene geführt, wobei unterschiedliche Ansichten und politische Strategien berücksichtigt werden müssen. Es ist durchaus eine komplexe Debatte.

- Das MDR WISSEN Team

der Demokrat vor 19 Wochen

Und noch ein mal Niemann
Wie steht eigentlich die Bevölkerung dieser 20 Länder zu den Atomplänen?
Der Wiederstand gegen die Atomkraft war in ganz Westeuropa schon lange vor Tschernobyl sehr groß.
Das musste auch Frau Merkel damals ganz schnell lernen. Denn zuerst machte sie den Wiedereinstieg in die Atomindustrie und dann merkte sie wenn sie da bei bleibt dann bleibt sie nicht lange.
Allein in NRW gibt es so viele Wähler wie im ganzen Osten.
Im übrigen was sind 20 Länder die bezüglich der Atomkraft eine Absichtserklärung gemacht haben gegenüber fast 200 Länder die nun mal die Atomkraft nicht mehr nutzen wollen.