Absolventin bei einer Graduierungsfeier, 2016
Absolventinnen bei einer Graduierungsfeier (Themen-Archivbild von 2016). Bildrechte: IMAGO / Jürgen Schwarz

Wissen-News Frauen aus einfacheren Verhältnissen halten sich für weniger talentiert

05. Januar 2024, 07:59 Uhr

Frauen aus Familien mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status halten sich trotz gleicher Leistungen für weniger talentiert als andere. Das ist das Ergebnis einer Studie der Uni Wien. Dahinter stehen gesellschaftliche Vorurteile, die Männer mit sehr guten Noten als genial und Frauen als nur fleißig ansehen.

Gebildete Frauen aus Familien mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status (Bildung, Beruf, Einkommen) halten sich für weniger talentiert – selbst dann, wenn sie die gleichen Leistungen erbringen. Das ist das Ergebnis einer sozialpsychologischen Studie der Universität Wien, an der 1.600 Studenten aus Deutschland und den USA teilgenommen haben.

Die beiden Studienautorinnen Christina Bauer und Veronika Job sehen darin den Beweis, wie stark gesellschaftliche Wahrnehmungen und Hierarchien das Selbstbild von Menschen beeinflussen können. So würden Menschen mit niedriger sozioökonomischer Herkunft häufig als weniger talentiert und leistungsfähig eingeschätzt. Frauen sind der Studie zufolge besonders von derartigen Diskriminierungserfahrungen betroffen. "Während ein Mann mit sehr guten Noten eher als Genie beurteilt wird, werden Frauen mit gleichen Leistungen zum Beispiel eher als fleißig gesehen", schildert Sozialpsychologin Bauer.

Aufgrund dieser "sozialisierten Verzerrung der Selbstwahrnehmung" würden sich Frauen weniger zutrauen, was wiederum ihre Erfolgschancen sinken lasse. Den Studienautorinnen zufolge trägt diese Fehleinschätzung zur ausgeprägten Benachteiligung von Frauen in Bereichen bei, in denen Talent als wichtiger Erfolgsfaktor gesehen wird. Das habe zur Folge, dass einige Branchen einseitig männerdominiert seien. Das betreffe etwa MINT-Bereiche (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik), aber auch Jobs in Unternehmensberatungen oder Hobbys wie Schach.

(dn)

0 Kommentare