Klimaschutz Plastik: Nicht nur Umwelt-, sondern auch Klimasünder

02. Dezember 2021, 17:05 Uhr

Plastik ist einer der großen Sündenböcke der modernen Zivilisation. Das hat seine Gründe. Jetzt kommt ein weiterer dazu: Denn Kunststoffe setzen nicht nur der Umwelt zu, sondern auch dem Klima. Bereits bei der Produktion.

Nahaufnahme von zwei Tieren aus Klemmbausteinen wie Lego, eventuell Schaf und Esel, in gedeckten Farben (braun, weiß), Stehen auf Tisch, Hintergrund unscharf. Schaf mit geschlossenen, Esel mit offenen Augen.
Klemmbausteine sind das Plastik-Symbol schlechthin. Immerhin haltbar, aber in ihrer Herstellung klimaschädlich. Da können die Tierchen noch so niedlich gucken. Bildrechte: imago images/Imaginechina-Tuchong

Nennen Sie es Plaste, Plastik oder Kunststoff – egal wie, es wird nicht besser: Ob Mikroplastik in der Tag- und Nachtcreme oder Folietüten, die einfach nicht so recht von der Bild- und Ladenfläche verschwinden wollen – Plastik ist als Umweltsünder identifiziert, die Bekämpfung im Gange, aber nur etwas. Auch die Covid-19-Pandemie hat die Lage nicht besser gemacht. Bei all der Plaste-Schelte weniger thematisiert wurde bisher, welchen direkten Einfluss Kunststoffproduktionen auf den Klimawandel haben. Eine Studie im Fachblatt Nature Sustainablity kann diese Wissenslücke jetzt schließen.

Forschende der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) haben dafür die weltweite Plastikproduktion nach Ursachen, Sektoren und Regionen aufgeschlüsselt und festgestellt: Mit 4,5 Prozent Treibhausgasanteil im Jahr 2015 hat der Kunststoff ein ganz schönes Klimapäckchen zu tragen. Die Herstellung benötigt viel Energie und die stammt an den Produktionsstandorten häufig aus Kohlekraft. Exportländer sind neben China vor allem solche des globalen Südens. Das bedeutet: Wenn wohlhabende Länder Plastik importieren, geht das auf die Emissionskappe der Herstellungsländer. Nicht derer, die die Kunststoffprodukte verwenden. So konnte die Europäische Union ihre Plaste-Emissionen in den vergangenen Jahren herunterfahren, weil sie auf die Kappe anderer Länder und nicht die des Staatenbundes gehen.

Vor allem die Produktion ist Schuld – nicht die Verbrennung

Das ETH-Team zeigt auch, dass vor allem die Produktion und nicht Recycling oder die Verbrennung von Plastik für die Emissionen verantwortlich ist. Eine gute Idee, die Kunststoffe sorglos zu verbrennen ist es aber trotzdem nicht: "Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, wie wichtig es ist, Kunststoffabfälle stofflich, anstatt nur energetisch durch Müllverbrennung zu verwerten", so Andreas Köhler vom Öko-Institut Freiburg gegenüber dem Science Media Center. "Demnach verursacht die Herstellung von Kunststoffen fast doppelt so viel CO2, wie der im Plastik gebundene Kohlenstoff bei der Verbrennung freisetzt. Die Nutzung von Kunststoffabfällen als Ersatzbrennstoff erscheint im Lichte dieser Studienergebnisse doppelt ungünstig, da hierbei nicht nur CO2 aus der Verbrennung entsteht, sondern auch der bereits in der Herstellung eingetretene Klimaeffekt hinzuzurechnen ist." Kunststoffrecycling könne helfen, diese vorgelagerten CO2-Emissionen der Herstellung zu vermeiden.

Und jetzt? Kehrtwende in der schönen bunten Plastikwelt? Die Forschenden von der ETH gehen nicht davon aus. Sondern von einem Anstieg der weltweiten Kunststoffproduktion von 2015 bis 2030 um vierzig Prozent. Die Produktion müsse also klimafreundlicher werden. Das könne mit einer konsequenten CO2-Bepreisung gelingen – die natürlich nicht nur Produzierende, sondern auch Konsumierende trifft.

flo

Link zur Studie

Die Studie Growing environmental footprint of plastics driven by coal combustion erschien am 2. Dezember 2021 im Fachjournal Nature Sustainability.

DOI: 10.1038/s41893-021-00807-2

1 Kommentar

Graf von Henneberg am 03.12.2021

Um dieser Misere zu begegnen, gehört auch die Abschaffung der kunststoffisolierten Stromkabel auf die Tagesordnung der Klimaschützenden. Weg mit den Plastekabeln! Weg mit den Tastaturen aus PVC-Material für die Tastatur am Computer. Nur so könne wir die Lufterwärmung stoppen.

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