Momentaufnahme des Ozonlochs über der Antarktis
Graphische Darstellung des Ozonlochs über dem Südpol: Wir werden noch etwa 50 Jahre mit Ozonlöchern über Nord- und Südpol leben müssen, schätzen Wissenschaftler. Bildrechte: Copernicus Atmosphere Monitoring Service (CAMS)

Antarktis Ozonloch öffnete sich ungewöhnlich früh - ist Vulkanausbruch schuld?

03. September 2023, 14:59 Uhr

Das Ozonloch über der Antarktis ist 2023 so früh im Jahr entstanden wie selten in den vergangenen vier Jahrzehnten. Wissenschaftler vermuten, dass das Nachwirkungen des Ausbruchs des Vulkans Hunga Tonga-Hunga Haʻapai Anfang 2022 sind.

Der Copernicus Atmosphere Monitoring Service (CAMS) hat bei der Überwachung des Ozonlochs über dem Südpol für das Jahr 2023 ungewöhnliche Entwicklungen festgestellt. Die Messungen zeigen eine sehr frühe Entstehung des Ozonlochs mit niedrigeren Ozonsäulenwerten im Vergleich zu den vorangegangenen 43 Jahren der Satellitenbeobachtungen.

Das antarktische Ozonloch ist ein atmosphärisches Phänomen, das jedes Jahr im Südhalbkugel-Frühling in der Stratosphäre der südlichen Hemisphäre auftritt. Unter normalen Bedingungen beginnt sich das Loch Mitte bis Ende August zu bilden und schließt sich gegen Ende November. In diesem Jahr aber öffnete sich das Loch schon etwa einen Monat früher. Die folgende Animation zeigt die Entwicklung des Ozonlochs zwischen dem 2. Juli und dem 28. August seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1979.

Wissen

Entwicklung des Ozonloch über der Antarktis in Juli und August seit 1979 1 min
Bildrechte: Copernicus Atmosphere Monitoring Service (CAMS)
1 min

Fr 01.09.2023 12:16Uhr 00:09 min

https://www.mdr.de/wissen/videos/video-ozonloch-antarktis-juli-august-seit-neunzehnhundertneunundsiebzig-100.html

Rechte: Copernicus Atmosphere Monitoring Service (CAMS)

Video

Vulkanausbruch vor Tonga als Grund?

Einer der möglichen Gründe für diesen ungewöhnlichen Beginn der Ozonlochsaison ist Wasserdampf, der durch den Ausbruch des Vulkans Hunga-Tonga-Hunga Ha’apai im Dezember 2021 und Januar 2022 in die Atmosphäre gelangt ist. Der Ozonabbau wird durch chemische Prozesse in den polaren Stratosphärenwolken angeheizt, die eher ablaufen, wenn der Wasserdampfgehalt in der Stratosphäre hoch ist.

Obwohl so ein direkter Zusammenhang zwischen Hunga-Tonga-Vulkan und Ozonloch von vielen Wissenschaftlern vermutet wird, lässt er sich bislang nicht eindeutig beweisen. Es fehlen Vergleichsdaten zur Wirkung früherer Vulkanausbrüche auf die Ozonschicht. "Es ist derzeit in der Tat eine offene Frage für die Wissenschaftler, und der CAMS wird weiterhin seine detaillierten Überwachungsinformationen zur Verfügung stellen, bis sich das Ozonloch 2023 im November oder Dezember auflöst", sagt CAMS-Direktor Vincent-Henri Peuch.

Rückkehr zur Normalität, Ozonloch bleibt noch einige Jahrzehnte erhalten

Aktuelle Daten und die CAMS-Vorhersage für die kommenden Tage zeigen, dass sich das Ozonloch mittlerweile langsam wieder seinem Durchschnittszustand annähert. Ob es sich in diesem Jahr nach dem früheren Öffnen auch früher wieder schließt oder länger bestehen bleibt als gewöhnlich, ist noch nicht abzusehen.

Zeitliche Flächenentwicklung des Ozonlochs über der Antarktis 2023 im Vergleich mit Vorjahren
Zeitliche Entwicklung der Größe des Ozonlochs über der Antarktis (2023 rote Kurve) im Vergleich mit den Vorjahren. Bildrechte: Copernicus Atmosphere Monitoring Service (CAMS)

Hauptgrund für den Rückgang der Ozonschicht, die die Erde vor der UV-Strahlung der Sonne schützt, ist weiterhin die Anreicherung von ozonabbauenden Substanzen, wie zum Beispiel den Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW). FCKW wurden seit den 1960er Jahren hauptsächlich durch Menschen in die Atmosphäre gebracht. Nach der Verabschiedung des Montreal-Protokolls im Jahr 1987 und dem nachfolgenden schrittweisen Verzicht auf solche Substanzen hat die Konzentration ozonabbauender Stoffe in der Stratosphäre zwar abgenommen. Auch sind nun Anzeichen für eine Erholung der Ozonschicht erkennbar. Dennoch wird es die Ozonlöcher über den Polen noch für Jahrzehnte geben, weil die Abbauzeit der Substanzen sehr lang ist. Es wird erwartet, dass die Stratosphäre erst in etwa 50 Jahren wieder einen Zustand auf dem Niveau vor der Industrialisierung erreicht und keine weiteren Ozonlöcher auftreten.

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(rr)

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