Reptilienforschung an der Uni Leipzig Auf Echse in Ecuador: Wie Forscher einzigartige Galápagos-Bewohner retten wollen
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29. Dezember 2020, 14:34 Uhr
Meerechsen sind etwas ganz Besonderes! Sie kommen ausschließlich auf den Galápagos-Inseln vor und sind die einzigen Echsen weltweit, die ihre Nahrung – Makroalgen – aus dem Meer beziehen. Wissenschaftler der Universität Leipzig untersuchen die Nahrungsökologie und Populationsgrößen der Tiere, um sie besser schützen können.
Mit im Team ist Denisse Dalgo. Die Doktorandin analysiert den Kot der Meerechsen.
Ziel ist es, so einen Einblick in den Menüplan der Echsen zu bekommen. Wir wollen genauer wissen, welche Art von Algen sie fressen, da wir herausgefunden haben, dass auf ein- und derselben Insel unterschiedliche Populationen leben. Aber: Unterscheiden sich diese auch in dem, was sie verzehren?
Das Futterangebot kann sich durch klimatische Schwankungen und die Verschmutzung der Meere ändern. Das wiederum kann dazu führen, dass die Meerechsen zu wenig Nahrung finden und Populationen schrumpfen.
Den Kot und Proben von der Echsenhaut hat Denisse Dalgo direkt vor Ort eingesammelt. Für die gebürtige Ecuadorianerin fast ein Heimspiel. Denn die Galápagos-Inseln gehören zu Ecuador und liegen rund 1.000 Kilometer vor der Küste. Ihre Forschungsarbeit auf dem Archipel im Pazifik müssen Denisse Dalgo und ihre Kollegen allerdings momentan ruhen lassen, berichtet Prof. Dr. Sebastian Steinfartz. Der Biologe leitet an der Universität Leipzig die Arbeitsgruppe "Molekulare Evolution und Systematik der Tiere".
Echsen-Monitoring aus der Luft
Die Wissenschaftler wollen auch einen Meerechsen-Zensus erstellen, die Reptilien also zählen. Denn nur wenn sie wissen, wie viele es genau gibt und wo sie leben, können sie die Tiere effektiv schützen. Dafür setzen sie erstmals Kameradrohnen ein.
Dadurch, dass wir Drohnen inzwischen vom Boot aus starten können, müssen wir die Inseln nicht mehr betreten. Das ist besser für uns und besser für die Inselbewohner. Denn so riskieren wir nicht, das empfindliche Ökosystem zu stören. Alles in allem können wir die Populationsgrößen durch die Drohnen schneller, einfacher und sicherer ermitteln.
Bislang sind die Drohnen über zwei der 13 größeren Inseln des Archipels geflogen. Dabei herausgekommen: unzählige Bilder! Um die Aufnahmen auszuwerten, setzen die Forscher auf Unterstützung. Auf der Plattform "Zooniverse" können alle zu "ECHS-perten" werden und nach einer kurzen Einführung jede gesichtete Echse markieren. Genauso wie andere tierische Bewohner (z.B. Vögel, Seelöwen und Krabben) und ja – sogar Plastikmüll!
Wir vermuten, dass dieser Plastikmüll die Verdauung und den allgemeinen Gesundheitszustand der Meerechsen beeinträchtigt. Wenn wir also wissen, wo sich Plastik befindet, können wir die lokalen Naturschutzmanager informieren, damit sie den Müll einsammeln und recyceln.
Der erste Schwung an Bildern ist geschafft, doch 2021 kommt Nachschub. Übrigens: die Meerechse gibt es nicht. Stattdessen elf Unterarten, eine davon trägt den wenig schmeichelhaften Namen "Godzilla" – in Anlehnung an das japanische Filmmonster.
Nicht nur "ECHS-oten": Echsen gibt es auch in Deutschland
Fürchten muss man sich vor Echsen nicht, wie in der Terrarienausstellung des Jugend-Öko-Hauses Dresden jeder selbst erleben kann. Hier warten zwar keine Meerechsen, aber Besucher können mehr über Echsen erfahren, Vorurteile abbauen und ein Verständnis für den Schutz dieser Tiere entwickeln.
Vielen mag es nicht bewusst sein, doch Echsen leben mitten unter uns. So auch die Zauneidechse, die von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) zum "Reptil des Jahres 2020 und 2021" ernannt wurde. Durch die Zerstörung und Verkleinerung ihrer Lebensräume gelten sie und andere Echsen vielerorts als gefährdet. Uwe Prokoph, Kurator der Terrarienausstellung im Jugend-Öko-Haus, hat bereits einige traurige Schicksale erlebt. An einem Bahndamm haben er und seine Kollegen einst im Sommer mehrere tote Echsen aufgelesen – zusammen mit achtlos entsorgten Getränkedosen.
Wir haben festgestellt, dass die Eidechsen in diesen Dosen ums Leben gekommen sind. Durch die süßen Rückstände darin wurden Insekten angelockt: Käfer, die auch Krallen haben, sind dort hineingekrabbelt und haben Geräusche verursacht, die Eidechsen auf den Plan gerufen haben.
Die Eidechsen sind daraufhin ebenfalls in die Dosen gekrochen und haben dasselbe Schicksal erleiden müssen wie die anderen Tiere: Sie kamen nicht mehr heraus und sind qualvoll gestorben.