Stadtentwicklung Am Wachstum von Städten in die Höhe und die Breite erkennt man die wirtschaftliche Entwicklung
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06. August 2024, 15:24 Uhr
Großstädte in der ganzen Welt durchlaufen in ihrer Entwicklung ähnliche Wachstumsphasen, die mit der wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Länder einhergehen, zeigt eine Studie. Derzeit dominiert weltweit das Höhenwachstum. Das liegt aber vor allem an den sogenannten Schwellenländern. Europäische Städte wachsen dagegen vergleichsweise langsam.
Eine neue Studie zeigt, wie sich das urbane Wachstum weltweit von einer horizontalen Ausdehnung (Vergrößerung der bebauten Fläche) hin zu vertikalem Bau (höhere Häuser) verändert hat. Die Forschungsergebnisse zeigen tiefgehende Verschiebungen in der Struktur städtischen Wachstums und erhebliche Unterschiede zwischen bereits fortgeschrittenen und sich noch entwickelnden Volkswirtschaften.
Untersucht wurde von fünf Forschern aus den USA und Deutschland die Entwicklung der vergangenen 30 Jahre in mehr als 1.550 Großstädten auf der ganzen Welt. Darunter waren auch 20 deutsche Städte, unter anderem Dresden und Leipzig. Grundlage waren viele verschiedene Satellitendaten, nicht nur hochaufgelöste Bilder, um das Flächenwachstum zu erkennen, sondern zum Beispiel auch Radardaten, die Mikrowellenstrahlung messen. An dieser lässt sich ablesen, wie hoch Gebäude sind.
Wenn die Volkswirtschaft "fertig" entwickelt ist, wachsen ihre Städte kaum noch
In Städten fortgeschrittener Volkswirtschaften (zum Beispiel USA, Japan, Deutschland) hat sich das Wachstum laut Studie deutlich verlangsamt, und zwar sowohl in der Breite, als auch in der Höhe. Ganz anders ist das in den sich noch entwickelnden Volkswirtschaften, zu denen auch die sogenannten Schwellenländer gehören, in denen wirtschaftliches Wachstum fast immer mit Bevölkerungswachstum und Urbanisierung einhergeht.
Gründe für das langsame Wachstum in der sogenannten "Ersten Welt" seien eine bereits hohe Urbanisierungsrate, eine alternde Bevölkerung und strengere Bauvorschriften. Zudem setzen viele dieser Länder auf Nachhaltigkeit und versuchen, den urbanen Raum effizienter zu nutzen, anstatt neue Flächen zu erschließen, heißt es in der Studie.
Schwellenländer: Starkes Wachstum in der Wirtschaft und in den Städten
Weil die meisten Menschen der Welt aber eben nicht in fortgeschrittenen Volkswirtschaften leben, ist der globale Durchschnittstrend (Städte werden immer höher) ein anderer als zum Beispiel der in Europa, wo das städtische Wachstum zuletzt immer langsamer wurde, in der Höhe wie in der Breite.
Im Gegensatz dazu verzeichnen Schwellen- und Entwicklungsländer ein dynamisches städtisches Wachstum. Besonders China sticht hier hervor, das laut Studie signifikante Zuwächse in der vertikalen Entwicklung zeigt. Dieser Trend spiegele Chinas wirtschaftlichen Aufstieg und den damit verbundenen Urbanisierungsdruck wider. Die schnelle Zunahme von Hochhäusern in Städten wie Shanghai und Shenzhen sei ein deutliches Zeichen dieser Entwicklung, schreiben die Autoren.
China und Indien: Ähnliche, aber zeitlich versetzte Entwicklung
Die Analyse zeigt, dass auch Indien signifikante Wachstumsraten sowohl in der horizontalen Ausdehnung als auch in der vertikalen Entwicklung aufweist. Auch diese Entwicklung sei Zeichen eines Urbanisierungsdrucks, der durch schnelles Bevölkerungswachstum und die wirtschaftliche Entwicklung des Landes angetrieben wird. Indiens Städte expandieren und verdichten sich gleichzeitig. Noch ist das Wachstum aber nicht so stark wie in China.
Da gemäß Studie aber die Art des Städtewachstums mit der volkswirtschaftlichen Entwicklung einhergeht, dürfte Indien nur noch in einer etwas früheren Phase als China sein. In den folgenden Jahren oder Jahrzehnten könnte es dort so ähnlich aussehen wie heute in China.
Vertikales Wachstum in Städten hat natürlich zahlreiche Vorteile, darunter die effizientere Nutzung von Flächen und die Reduzierung von Pendelzeiten, da mehr Menschen näher an ihren Arbeitsplätzen leben können. Zudem ermöglicht es eine bessere Infrastrukturplanung und kann theoretisch helfen, die Umweltbelastung zu reduzieren, da weniger Fläche für den Straßenbau und andere Infrastrukturen benötigt wird.
Trotz der Vorteile bringt das vertikale Wachstum auch Herausforderungen mit sich. In vielen schnell wachsenden Städten mangelt es an einer umfassenden Stadtplanung, was dann doch zu überlasteten Infrastrukturen und sozialen Spannungen führen kann. Die Integration von Nachhaltigkeit in die Stadtentwicklung sei daher weltweit von entscheidender Bedeutung, schreiben die Studienautoren.
Links/Studien
Die Studie "Global urban structural growth shows a profound shift from spreading out to building up" ist im Fachjournal "Nature Cities" erschienen.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 30. Juli 2024 | 07:01 Uhr