Mauersegler
Mauersegler im Gleitflug - sie legen fast 600 Kilometer am Tag zurück. Bildrechte: IMAGO / blickwinkel

Vogelforschung Mauersegler: Kilometerfresser der Lüfte

20. Mai 2021, 17:34 Uhr

Schlafen, fliegen, fressen, fortpflanzen: Das machen Mauersegler alles im Flug. Wissenschaftler fanden heraus, das Mauersegler pro Jahr etwa 10 Monate fliegend verbringen.

Nur zum Brüten werden Mauersegler mal eine Zeitlang bodenständig, ansonsten ist die Luft ihr liebstes Element. Zusammengerechnet verbringen die eleganten Insektenfresser mit der sichelförmigen Silhouette zehn Monate im Jahr fliegend. Ein schwedisches Forschungsteam hat jetzt errechnet, dass Mauersegler pro Tag 570 Kilometer weit fliegen und zwar durchschnittlich. Das heißt also, dass es Tage gibt, an denen sie noch weitere Strecken zurücklegen. Der Rekord bei den Messungen einer jetzt veröffentlichten schwedischen Studie lag bei 830 Kilometern pro Tag und das über neun Tage lang. Also so, als ob man neun Tage lang zwischen Rostock nach Saarbrücken hin und her fliegen würde. Bislang war die Vogelforschung von etwa 500 Kilometern am Tag ausgegangen.

Das Geheimnis der Mauersegler

Mauersegler in einer Männerhand
Mauersegler gleiten in Höhen zwischen 6 und 50 Metern umher, zur Nahrungssuche gleiten sie in Höhen bis zu 3.000 Metern. Sie können bis zu 20 Jahre alt werden. Bildrechte: Aron Hejdström, CAnMove

Studienleiterin Susanne Åkesson von der Universität Lund hat dafür mehrere Erklärungen: Die Vögel fressen beim Fliegen, Mauersegler ernähren sich ausschließlich von Fluginsekten. Das ist insofern praktisch, denn so verbrauchen sie weder Zeit noch Energie für die Futterjagd, fürs Zerteilen, Verspeisen, Verdauen oder Lagern von Beutetieren. Sie tanken sozusagen im Flug. Ein zweiter Aspekt ist das Flugverhalten der Mauersegler und das ist auch das Neue, das diese Forschungsarbeit gezeigt hat: "Die Mauersegler scheinen ihre Abflüge nach dem Wind zu timen, sie reagieren offenbar nicht auf die Winde vor Ort. Möglicherweise reagieren sie auf den Luftdruck vorbeiziehender Wettersysteme und auf das, was sie entlang der Route erwartet", sagt Ornithologin Susanne Åkesson. Dadurch können sie der Forscherin zufolge im Frühjahr zwanzig Prozent mehr Rückenwind nutzen und sind so auch mit höherer Fluggeschwindigkeit unterwegs.

Das Forschungsteam hatte 45 erwachsene Vögel mit einem Minitracking-System ausgestattet, das mittels eines "Ganzkörpergeschirrs" aus weicher, geflochtener Nylonschnur am Vogel befestigt wurde. 53 Prozent der Vögel wurden ein Jahr später auch wieder in Schweden lokalisiert. Das Forschungsteam konnte aus den Trackingdaten zum einen Abflug- und Ankunftsdaten, und zwar zwischen 3. und 15. August bis zum 26. September südlich der Sahara ablesen. Bei der Herbstmigration Richtung Süden, entweder via iberischer Halbinsel oder via Griechenland, wurden ein bis vier Zwischenstopps registriert, die jeweils ein bis 15 Tage dauerten. Der Flug gen Norden dauerte weit kürzer, ab 15. Mai starteten die ersten beobachteten Vögel, und erreichten Schweden nach nur 15 bis 20 Tagen. Die komplette Forschungsarbeit lesen Sie hier.

Mauersegler
Der Mauersegler passt "zusammengefaltet" in die Hand eines Erwachsenen: 15 Zentimeter lang, Spannweite 40 Zentimeter. Bildrechte: Aron Hejdström, CAnMove

(lfw)

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https://www.mdr.de/wissen/videos/aktuell/bird-net-vogelstimmen-bestimmen-birdnet-app-100.html

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2 Kommentare

part am 20.05.2021

Ich erinner mich an Zeiten, da waren die Leitungen der Telegraphenmasten im Herbst voll von Schwalben, die ihren Abflug in südliche Gefilde antreten wollten. Tiermastanlagen und Gebäude in der DDR bildeten zumeist den idealen Lebensraum zur Aufzucht des Nachwuchses. Das Klima stimmte, die Baumaterialien zum Nestbau waren vorhanden und ebenfalls die Anzahl von jagdbaren Insekten. Der Himmel war voll von Schwalben, die ihre Bahnen zogen. Mit dem Einzug der intensivierten Landwirtschaft nach 1990 nahm die Anzahl der Brutpaare stetig ab. Heute freut man sich auf 5 % der ursprünglichen Population. Heute trifft man Mauersegler zumeist nur noch an den Baggerseen an, obwohl dies eine Unterart ist. Die Bauweise und die Vergrämung, sowie die veränderte Güllebehandlung haben mit dazu beigetragen, das die bejagten Vögel aus anderen Regionen dieser Erde, bei uns immer weniger erscheinen. Kein Wunder wo, auch die Anzahl der Beute, genannt Insekten um mindestens 80 % abgenommen hat seit Jahrzehnten.

MDR-Team am 21.05.2021

@part,
der Mauersegler ist mit Schwalben nicht verwandt.