Landwirtschaft Roboter statt Gift: Unkrautbekämpfung 4.0

27. Juli 2020, 14:18 Uhr

Landwirtschaft ohne giftige Herbizide - das verspricht ein neuer vollautomatischer Roboter zur Unkrautentfernung aus der Schweiz. Der Prototyp soll bereits existierenden Robotern deutlich überlegen sein.

Dieser Roboter der ETH Zürrich ist eine silberne Kiste auf vier Rädern, die Unkräuter aus einem Feld jäten kann. 3 min
Bildrechte: ARD/Dietrich-Karl Mäurer

Ein silbrig glänzender Kasten, 1,30 Meter hoch, 1,50 Meter lang, einen Meter breit, vier Räder. Die Maschine, die an ein Weltraumfahrzeug erinnert, heißt Rowesys. Das steht für Robotic Weeding System, übersetzt heißt das robotisches Unkrautbekämpfungssystem. Der Prototyp wurde von zehn Studierenden der Technischen Hochschule ETH Zürich in weniger als einem Jahr entwickelt. Rowesys verspricht eine Revolution der Landwirtschaft.

Roboter statt Unkrautvernichtungsmittel

Stundenlanges Jäten und Hacken mit gekrümmten Rücken soll unnötig werden, genauso wie der Einsatz von umweltbelastenden Unkrautbekämpfungsmitteln, sagt Elektrotechnikstudent Timo Schönegg: "Hinten am Roboter befinden sich vier kleine Pflugscharen. Und die zieht der Roboter zwischen den Zuckerrübenreihen durch den Boden zirka zwei bis drei Zentimeter tief. Und diese Scharen trennen das Unkraut von der Wurzel und befördern das Unkraut an die Oberfläche, wo es dann vertrocknet."

Dieser Roboter der ETH Zürrich ist eine silberne Kiste auf vier Rädern, die Unkräuter aus einem Feld jäten kann.
Der Roboter bekämpft Unkraut auf rein mechanische Weise. Bildrechte: ARD/Dietrich-Karl Mäurer

Was der aus Überlingen am Bodensee stammende Student erklärt, klingt einfacher, als es ist. Auf Zuckerrübenfeldern, wo meist besonders viele Herbizide eingesetzt werden, soll der Roboter vollautomatisch unerwünschte Pflanzen umpflügen und natürlich die Zuckerrüben verschonen. Daher steckt er voll anspruchsvoller Computertechnik und hat mehrere Spezialkameras an Bord:

Mit einer Kamera erkennt er die grünen Zuckerrübenreihen, analysiert wo sich die Reihe im Verhältnis zum Roboter befindet. Und wir haben noch eine zweite Kamera, die erkennt die Zuckerrüben und kann die vom Unkraut unterscheiden und gibt die Informationen an das System weiter, was dann in der Reihe mitgeht und die Pflugscharen auf und zu macht, um das Unkraut um die Pflanze herum zu entfernen.

Timo Schönegg, ETH Zürich

Roboter arbeitet noch nicht fehlerfrei

Bei der Demonstration auf einem Versuchsfeld vor den Toren Zürichs muss Timo Schönegg mit der Fernbedienung einschreiten, denn der Roboter ist vom Weg abgekommen. Noch funktioniert nicht alles so, wie es soll. "Manchmal verliert er die Reihe und fährt dann in die nächste Reihe. Dann überfährt er Zuckerrüben. Das Ende einer Reihe wird schon sehr oft erkannt, aber eben auch nicht immer. Das sind alles noch Sachen, die optimiert werden müssen."

Und doch sind die Studierenden der ETH Zürich davon überzeugt, dass Rowesys bereits existierenden Unkrautrobotern anderer Entwickler um Meilen voraus ist. "Zum einen haben wir ein Federungs-System, das garantiert, dass alle vier Räder jederzeit Bodenkontakt haben und der Roboter nicht im Feld stecken bleibt", sagt Schönegg. "Wir haben eine Navigation, die rein auf einem Kamerasystem basiert. Die Roboter, die es jetzt gibt, benötigen vielfach genaue GPS-Daten von den Setzlingen. Und drittens läuft die Unkrautbekämpfung bei uns rein mechanisch, ohne Herbizide."

Mehr Aufgaben für den Unkrautroboter gesucht

Bis Bauern ihre Felder mit Hilfe von Rowesys umweltfreundlich unkrautfrei halten können, wird noch einige Zeit vergehen. Nicht nur die Technik muss zuverlässiger werden, die Studierenden wollen den Roboter auch noch mit mehr Funktionen ausstatten, damit die Maschine nicht die meiste Zeit des Jahres ungenutzt in der Scheune steht.

Dieser Roboter der ETH Zürrich ist eine silberne Kiste auf vier Rädern, die Unkräuter aus einem Feld jäten kann.
Manchmal braucht der Roboter noch Nachhilfe. Bildrechte: ARD/Dietrich-Karl Mäurer

3 Kommentare

Eulenspiegel am 28.07.2020


Ich denke das ist eine gute Alternative. Und ich denke es wird sich lohnen das weiter zu entwickeln.
Es ist wichtig von dieser Giftspritzerei weg zu kommen. Die Böden und das Grundwasser wird vergiftet. Der Mensch und die ganze Natur natürlich auch. Da ist eine Alternative wirklich Gold wert.

part am 28.07.2020

Ich wünsche dann sehr viel Spass der Maschine und den Käufern, wenn sich Distel oder Ackerwinde oder andere Wurzelunkräuter über die maschinelle Verbreitung ihrer unterirdischen Ausleger freuen. Die passende Methode gegen Ackerunkräuter ist nun mal richtig tief Pflügen im Herbst, Entlaubungsmittel sprühen oder eine Fräse ähnlich einem Mienräumpanzer einsetzen. Ackerunkräuter oberirdisch lassen sich soweit vielleicht sehr gut dezimieren, doch als Allheilmittel hilft wahrscheinlich wirklich nur der geübte Landarbeiter mit der Hacke.

JanoschausLE am 27.07.2020

Na, dann, Rumsfibums, frisch ans Werk.. Bücken, Jäten... Ich hab das schon im Schularten nicht gemocht. Bis die Tüftler das Gerät serienreif haben, ... Spätestens dann würden Sie den Tüftlern danken.