Mann mit lockigen grauen Haaren, Bart, runder Brille und schwarzem Polo-Hemd steht in Labor neben rotem Notschalter-Knopf und gestikultiert mit beiden angewinkelten, erhobenen Armen. Hintergrund unscharf, Ansicht von leicht unten.
Chemiker und Energiesystemexperte Prof. Dr. Robert Schlögl Bildrechte: MDR WISSEN/Laura Becker

Energieversorgung Wasserstoff als Technologie für Endnutzer kritisch

19. August 2022, 12:53 Uhr

Wasserstoff gilt als großer Hoffnungsträger für eine grüne Energiewende. Einer der führenden Forscher für Energiesysteme betont jetzt: Eine Technologie für Privatnutzende ist das Gas aber nicht.

Wasserstoff ist auch in Zukunft möglicherweise keine Technologie für Endverbrauchende. Das sagt der Chemiker und Experte für neue Energiesysteme Robert Schlögl in der MDR WISSEN-Sommerserie "Drei Minuten Zukunft": "Die Vorstellung, dass der Wasserstoff direkt in die Hände der Energie-Endnutzer gerät – ich glaube, dass wir das nicht tun sollten." Der Forscher betont, dass Wasserstoff ein sicher handhabbares Molekül sei, es brauchte aber "erhebliche technologisch Aufwendungen dafür".

Als Einsatzgebiet sieht er daher nicht den PKW mit Brennstoffzelle, sondern das Transportwesen, zum Beispiel bei Zügen oder Lastkraftwagen: "Weil man nur an wenigen Stellen eine zentrale Tankstelleninfrastruktur bauen muss. Und dann könnte ich mir vorstellen, dass Flotten von wasserstoffbetriebenen Lkws schon nützlich sind." Schlögl zufolge sei es außerdem sinnvoll, aus Wasserstoff abgeleitete Energieprodukte herzustellen, deren Handhabung deutlich einfacher sei. Als Beispiel nannte er synthetische Treibstoffe, die etwa bei Flugzeugen eingesetzt werden können und für die auch bereits vorhandene Verteilungsinfrastruktur genutzt werden könne.

Energiespeicher ja, Wasserstoffauto nein

Wasserstoff gilt als eine der Schlüsseltechnologien zur Energiewende und Energieträger der Zukunft, der Öl und Gas ersetzen wird. Das Gas ist auch eine vielversprechende Lösung, um nachhaltig erzeugte Energie zwischenzuspeichern und Lieferengpässe oder Überproduktionen auszugleichen. Durch Techniken wie die Brennstoffzelle kann Wasserstoff aber auch direkt als Energieträger in Fahrzeugen und Häusern eingesetzt werden. Für private Endnutzende sieht Schlögl, der auch Co-Vorsitzender der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina ist, keine Perspektive: "Wasserstoff ist nicht wirklich das Universalheilmittel der Energiewende. Aber ohne Wasserstoff werden wir eine Energiewende auf keinen Fall hinbekommen."

Seitliches Schwarzweiß-Porträt von Mann mit hellen Locken, Bart, runder Brille und schwarzem Polo-Hemd, Hintergrund Architektur von Empfangshalle unscharf, gelber Schmuckrand, Text auf Bild: Wird mit Wasserstoff alles gut? 3 min
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