Teasergrafik Altpapier vom 20. März 2020: Porträt Autor René Martens
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Das Altpapier am 20. März 2020 Schmerzen für alle

20. März 2020, 12:44 Uhr

Die apokalyptischen Bilder von der griechisch-türkischen Grenze interessieren "uns" jetzt noch weniger als vor Corona. Das ZDF verwendet in einer Spezial-Sendung über die Corona-Krise Kostümtheater-Spielszenen. Das mediale Jens-Spahn-Bild vom "staatsmännischen Verantwortungslotsen" wird sich möglicherweise nicht mehr lange aufrecht erhalten lassen. Ein Altpapier von René Martens.

Es gibt keine Steigerungsform von Schande

Die Frage, welchem Umfang wir dem Coronavirus einräumen, haben wir an dieser Stelle zuletzt gestern gestellt. Heute bietet es sich aus verschiedenen Anlässen an, das Thema aller Themen mit einem anderen zu verknüpfen: der Lage auf Lesbos.

"Es ist bereits eine Schande, dass wir diese Umstände überhaupt zugelassen haben. Sollte der Virus nun sogar dazu missbraucht werden, die gebotene humanitäre Nothilfe zu unterlassen, dann wäre, tja, es gibt keine wirkliche Steigerungsform von Schande",

sagt Spiegel-Autor Markus Feldenkirchen in einem Kommentar für die RBB-Welle Radio Eins. Oder, um eine rechtliche Perspektive einzubringen:

"Keine Seuche setzt Artikel 3 der Europäischen Menschenrechtskonvention außer Kraft – also das Verbot, Menschen erniedrigend und unmenschlich zu behandeln. Dieser Artikel gilt absolut."

Das sagt Günter Burkhardt, der Geschäftsführer von Pro Asyl, gegenüber der Zeit.

Angesichts dessen, dass "wir" die oben erwähnte "Schande" (Feldenkirchen) zugelassen habe, fragt sich Konstantin Nowotny (Freitag) nun mit Blick auf Angela Merkels TV-Ansprache:

"Die Kanzlerin appelliert an Vernunft und Solidarität zum Wohle aller. Wo sollen diese Werte auf einmal herkommen?"

Nowotny kritisiert:

"Dass die Kanzlerin nicht unschuldig an der desaströsen Lage des Gesundheitssystems ist, in dem Krisenkapazitäten längst wegrationalisiert wurden, verschweigt sie (…). Nun sollen es die Bürger richten. Die gleichen (…), die schon vorher das Sterben an den Grenzen schulterzuckend als ökonomische Vernunft hingenommen haben, und nun auch wenig alarmiert sind, weil ja eh nur Alte sterben."

Man sollte natürlich in diesem Zusammenhang nicht vergessen, dass die Bürger dieses Landes, jedenfalls in ihrer Mehrheit, es auch hingenommen haben, dass seit 2014 20.000 Menschen im Mittelmeer ertrunken sind. Darauf, dass die Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland beim Thema Tod weitgehend abgestumpft ist, verweist auch Nowotnys Kollege Pepe Egger in einem weiteren Freitag-Beitrag:

"(Es) gäbe (…) in Moria, auf Lesbos, einiges zu sehen: Kinder, die den Winter in Zelten verbringen, ohne Gesundheitsversorgung. Kinder, die auf einmal in einen Zustand der bewegungslosen Antriebslosigkeit verfallen. Kinder, die versuchen, sich das Leben zu nehmen."

Mit anderen Worten:

"Auch an der griechisch-türkischen Grenze herrscht immer noch Ausnahmezustand, obwohl wir leider keine Aufmerksamkeit mehr und keine Sendezeit dafür aufbringen können, weil wir uns jetzt ganz auf die Corona-Pandemie konzentrieren müssen. Das Zynische ist: Die Bilder haben uns auch vor Corona nicht wirklich interessiert. Im Gegenteil: Unsere ganze Politik in Bezug auf die Lage der Geflüchteten in der Türkei und auf den griechischen Inseln, unser ganzer Einsatz zielte vor allem darauf, die Bilder davon zu verdrängen (…). Das Lager Moria auf Lesbos ist ja kein wildes Zelten von afghanischen und syrischen Flüchtlingen. Nein, es ist ein EU-Hotspot, Kernelement des EU-Türkei-Deals. Die Zustände dort sind also kein Unfall, sie sollen so sein, wie sie sind."

Im Licht der Coronakrise gehört beim Fernsehen alles auf den Prüfstand

Der zentrale Text unter den vielen Corona-Artikeln in der neuen Ausgabe von epd Medien stammt von Torsten Körner. In einer Hinsicht würde ich ihm widersprechen - an einer Stelle, an der er schon einmal voraus blickt auf die Wahl des CDU-Parteivorsitzenden:

"Norbert Röttgen und Friedrich Merz sind eindeutig im Nachteil, ohne exekutive Gewalt wirkten sie - noch bevor Merz positiv auf den Coronavirus getestet wurde - wie unter Quarantäne. Sie sind von der Bildfläche verschwunden. Stattdessen beherrscht die Konkurrenz das Bild: Spahn als omnipräsenter Gesundheitsminister, Laschet als medial allgegenwärtiger Ministerpräsident des bevöl- kerungsreichsten deutschen Bundeslandes und Markus Söder als zupackender, das Tempo forcierender Krisenmanager (…). Laschet zeigt sich als basisnaher Kümmerer, Spahn agiert als staatsmännischer Verantwortungslotse."

Ich würde dem entgegen halten wollen: Die Zukunft von Jens Spahn hängt möglicherweise davon ab, wie viele Menschen in Deutschland an dem Corona-Virus sterben werden. Wenn ich mir etwa diesen aktuellen Artikel aus dem Spiegel-Wissenschaftsressort anschaue, bin ich mir nicht sicher, ob sich das mediale Spahn-Bild vom "staatsmännischen Verantwortungslotsen" noch lange aufrecht erhalten lässt - was natürlich auch wiederum davon abhängt, ob Journalisten bald mal damit aufhören, sich auf die Aura von "Krisenmanagern" und vermeintlich "staatsmännisch" agierenden Politikern zu fixieren, und statt dessen damit beginnen, sie vorrangig anhand ihrer Politik zu beurteilen.

Im Weiteren befasst sich Körner damit, welche Wirkung in Zeiten wie diesen das herkömmliche, also nicht Corona-bezogene Fernsehen auf einen haben kann. Blicken wir mit Körner auf das ZDF-Programm am vergangenem Sonntag um 18.30 Uhr zurück:

"Das Virus und seine Berichterstattung entlarven die handelsübliche Dramaturgie zum Entspannen am Sonntagabend. 'Terra Xpress' berichtet im ZDF über aggressive Hornissenvölker und kriminelle Panzerknacker. Man kann es kaum glauben, mit welch unfassbarer Melodramatik hier der Alltag zum Ausnahmezustand veredelt wird, wie hier die Realität in eine Supersoap verwandelt wird, die jedem schlechten Privatsender gut stehen würde. Ein öffentlich-rechtlicher Sender sollte Menschen nicht in Laientheater-Abziehbilder verwandeln."

Man kann noch ergänzen, dass sämtliche "Dialoge" in diesen hier beschriebenen, ausnahmslos unfreiwillig komischen Beiträgen gestellt sind, und das auch noch auf derart schlechte Art, dass man sich fragt, ob es wirklich Zuschauer gibt, die sich hier nicht verarscht vorkommen.

Mit anderen Worten: Schlechtes Informationsfernsehen wirkt noch schlechter, wenn die Zeiten so ernst sind, wie sie es schon lange nicht mehr waren. Natürlich guckt sich so etwas wie "Terra Xpress" normalerweise kein Journalist an, umso höher ist es Körner anzurechnen, dass er es getan hat. Weiterhin schreibt er:

"Es steht zu befürchten, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk die Chance nicht sieht, die sich ihm gerade bietet. Im Licht der Coronakrise gehört alles auf den Prüfstand. Die Formatierungsverkrustungen des Regelprogramms, seine Entpolitisierung und seine systemische Blindheit für den Alltag, wenn gerade nicht der Ausnahmezustand herrscht, müssen überwunden werden."

Reenactments und Kostümtheater bei "ZDF Spezial"

Was leider auch wahr ist: Manche Quatsch-Elemente des regulären Informationsfernsehens sind auch in der jetzigen Krisenberichterstattung präsent. Um beispielsweise Körners Stichwort "Laientheater" aufzugreifen: Am Dienstagabend in einem ZDF-Spezial kamen beim Thema Umgang mit Fake News in Sachen Corona zwei Schauspieler zum Einsatz ("Auch dieses junge Paar bleibt vorsorglich zu Hause", ungefähr ab Minute 46)

Ab 1:01:40 wird es dann noch schlimmer. Ein Beitrag zur Geschichte der Pandemien steigt mit der Pest ein, und als Bildmaterial dienen hier Spielszenen aus dem "Terra X"-Fundus oder ähnlicher Kokolores aus dem Archiv. Man hätte in dem Beitrag natürlich vermerken können, woher die Bilder stammen. Ist aber nicht geschehen. Geboten wird das bei ZDF-Reenactments übliche Kostümtheater, wir sehen Leidende, Sterbende und Ratten, und an Gewalt fehlt’s auch nicht. In einer nachrichtlichen Spezial-Sendung dienen also fiktionale Szenen dazu, um dem Zuschauer zu erklären, wie das ab 1347 so war mit der Pest. Geht’s noch, ZDF? Noch ärger beinahe: Dass die Beschreibung einiger harter Maßnahmen, die vor ein paar Jahrhunderten in einigen Städten und Ländern getroffen wurden, so wirkt, als solle der Zuschauer sie auf die aktuelle Debatte beziehen:

"Kranke (werden) unter Todesdrohungen isoliert. In Mailand werden zum Beispiel aus Haustüren und Fenster zugemauert. Bewohner der Häuser werden geopfert, um die Ausbreitung zu reduzieren. Brutale Methoden, doch diese Städte und Länder (…) kommen glimpflich davon. Die Isolierung der Kranken, so grausam sie auch zu jener Zeit betrieben wird, zeigt seine Wirkung."

Hier von unseriösem Infotainment zu sprechen, wäre eher noch untertrieben.

Es ist eben nicht nur so, dass das öffentliche-rechtliche Fernsehen in der Berichterstattung jetzt seine Stärken ausspielt (wie es derzeit sehr oft und durchaus zu Recht heißt), vielmehr macht es auch vieles von dem falsch, was es sonst falsch macht. Auch darauf gilt es in den kommenden Wochen zu achten - wobei man natürlich berücksichtigen muss, dass die Arbeitsfähigkeit aller Medienunternehmen derzeit eingeschränkt ist, unter anderem, weil infizierte Mitarbeiter (und jene, die mit ihren direkt Kontakt hatten) ausfallen.

Neues von der Printkrise

Am Montag war an dieser Stelle die Rede davon, dass es für viele Medien sinnvoll sein könnte, "kurzfristig auf PDF- bzw. E-Paper-Only-Ausgaben umzustellen" - weil man dann, wenn man doch druckt, erhebliche Teile der Auflage zu vemodern drohen.

In den USA ist es mit entsprechenden Maßnahmen sehr schnell gegangen. Das Nieman Lab erwähnt fünf sog. Alt-Weeklies, also unabhängige lokale Wochenzeitungen - entfernt vergleichbar mit den hiesigen Stadtmagazinen -, die ihre Print-Ausgaben vorerst ausgesetzt haben:

"This has, without a doubt, been the single worst week in the history of America’s alternative press. They’re facing a double blow: Not only have their main advertising sources dried up, so have their main points of distribution. (Where do you pick up an alt-weekly? At a bar, at a restaurant, at a theater — all the places that have gone dark.)."

In einem Überblick berichtet Nieman-Lab-Autor Joshua Benton außerdem von Lohnkürzungen und Massenentlassungen. Die Titel der betroffenen Weeklies sind uns i.d.R. zwar kein Begriff, trotzdem seien, um die Dimensionen zu skizzieren, einige Beispiele genannt: 18 Redakteure mussten bei The Stranger in Seattle gehen, 13 beim Orlando Weekly. Wer jetzt denkt, dass es sich ja nur um ein randständiges Genre des Printbereichs handelt, der lese noch ein bisschen weiter in Bentons Text:

"All local print and digital media will face some version of this pain; alt-weeklies are just the first canary to feel woozy."

Es bietet sich an, dies im Hinterkopf zu behalten, wenn man mit einen Blick auf die aktuellen Krisenentwicklungen auf dem deutschen Zeitungsmarkt wirft. epd medien schreibt darüber in einem Text, der sich liest wie die Fließtext-Fassung einer Corona-Krisen-Ticker-Chronologie:

"Die Zeitung Neues Deutschland kündigte am 17.März (…) an, künftig mit weniger Seiten zu erscheinen. Die Neue Westfälische (Bielefeld) hat ihren Umfang bereits verkleinert, nachdem Zentral- und Lokalredaktionen sowie Technik-und Verlagsabteilungen praktisch geschlossen wurden. Der (…) Tagesspiegel bat am 17. März in einem Editorial die Leser um Verständnis, wenn die Zeitung aufgrund von Homeoffice vieler Kollegen demnächst im geringeren Umfang herauskommen sollte (…). Möglicherweise reduzierte Ausgaben stellten auch das Mainzer Medienunternehmen VRM (Allgemeine Zei- tung, Wiesbadener Kurier, Darmstädter Echo) und die Oberhessische Presse in Aussicht (…). Das Main-Echo erklärte, nachdem der Sportteil fast ganz wegbreche und auch der Serviceteil, werde die Zeitung von normalerweise 28 bis 32 Seiten auf nun 24 Seiten zurückgehen."

Die Stuttgarter Zeitung hatte bereits am Montag auf 20 Seiten reduziert. Ich befürchte, dass es in der kommenden Woche bereits Tageszeitungen geben wird, die nicht mehr gedruckt erscheinen.

Ein Chefredakteurs-Appell zur Rettung der Kreativwirtschaft

Aus einer anderen Ecke der Krisenwelt: Die Verleger und Chefredakteure der Mediengruppe Busch & Glatz haben einen offenen Brief "an die Entscheider der Politik" verfasst. Sie fordern Maßnahmen zur Rettung der Kreativwirtschaft. Unter anderem Meedia - ebenfalls Teil von Busch & Glatz - hat den Brief publiziert:

"Wir, als Verleger und Chefredakteure der Medien von Busch & Glatz, sprechen täglich mit Teilnehmern unserer Branchen – und täglich verdüstert sich das Bild. Da ist der Agenturinhaber, der Kaufangebote kleinerer Wettbewerber erhält, die ihre Leute nicht mehr bezahlen können (…). Der Produzent, dem bei Drehstopp die Insolvenz droht. Die kleinen Filmverleiher, die alle Filmstarts in den Herbst verschieben und ihre Mitarbeiter freisetzen müssen (…). Der freischaffende Artist, dessen Projekt gestoppt wurde, und der keine Aussicht auf einen kurzfristigen Ersatzauftrag hat. Und da ist der Geschäftsführer einer Konzertagentur, der einen Umsatzrückgang auf null meldet."

Ergo:

"Die Kreativwirtschaft braucht sofort Zuschüsse und Überbrückungshilfen (…). Den Freischaffenden, kleinen und mittelständischen Unternehmern (…) geht die Luft aus. Nicht nächste Woche. Jetzt."

Die Chefredakteure von Musikwoche, Blickpunkt Film und anderen Medien formulieren diesen Appell natürlich auch deshalb, weil sie selbst von der Kreativwirtschaft abhängig sind - sie schreiben über die Kreativwirtschaft und sie brauchen deren Anzeigen.

Eine weitere Wortmeldung von der Krisenfront greife ich mal willkürlich aus meinem Mail-Postfacheingang von Donnerstag heraus. Bereits der Auftakt der Mitteilung klingt unglaublich traurig:

"Lettre International Nr. 128 erscheint heute, am 19. März 2020, und ist im Buchhandel, am Kiosk, an Bahnhöfen und Flughäfen erhältlich. Sie können Lettre auch direkt ab Verlag bestellen."

Buchläden haben derzeit bekanntlich geschlossen, und das Personenaufkommen auf Bahnhöfen und Flughäfen wird sich in den nächsten Tagen und Wochen weiter reduzieren. Weiter im Text:

"(E)s wird eine große Herausforderung sein, die Zeitschrift angesichts des durch die Corona-Krise notwendigerweise weitgehend stillgelegten Kulturlebens und der damit entfallenden Anzeigenerlöse auf Dauer am Leben zu erhalten. 50 bis 60 Prozent unserer Anzeigeneinnahmen gehen auf Annoncen für aktuelle Kulturveranstaltungen (Oper, Theater, Ausstellungen, Festivals, Konzerte, Symposien) zurück."

Im Fall Lettre kommt ja noch hinzu: Angesicht des Großformats ergibt eine E-Paper-Ausgabe hier überhaupt keinen Sinn, da bleibt den Interessierten nur die Bestellung per Post.


Altpapierkorb (Protest gegen die Abwicklung des Kurzfilms bei 3sat, rechtlicher Ärger für Sat 1 wegen des Einsatz von Pseudo-Polizistinnen in Connewitz, Fortsetzung von "Meister des Todes" und "Tödliche Exporte", Dreck is back)

+++ Es gibt zwar viele Beispiele dafür, dass die Öffentlich-Rechtlichen in Zeiten von Corona-bedingten Schulschließungen ihren Bildungsauftrag wieder entdecken (siehe Altpapier). Was dagegen den Kulturauftrag angeht, verdüstert sich die ohnehin unschöne Lage noch weiter dadurch, dass 3sat angekündigt hat, nicht mehr mit den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen kooperieren zu wollen (siehe ebenfalls Altpapier). Diverse Organisationen aus der Filmbranche protestieren nun mit einem Offenen Brief dagegen: "Sowohl die Förderung von neuen filmischen Handschriften als auch die Ansprache eines jüngeren Publikums gehören zum Kern des öffentlich-rechtlichen Programmauftrags." Die diesjährigen Kurzfilmtage wurden übrigens - wen wundert’s - abgesagt.

+++ Müssen Streaming-Dienste ihre Angebote einschränken, damit in den nächsten Wochen die Home-Office-Welt funktioniert? Netflix-Chef Reed Hastings sei in dieser Sache "am Donnerstagabend drastischeren Maßnahmen" der Europäischen Kommission "zuvorgekommen", berichtet Jannis Brühl für die SZ.

+++ Für "mehrjährige, investigative Recherche zum illegalen Handel mit Kriegswaffen" bzw. díe "beispielhafte Aufbereitung des zusammengeführten Materials in verschiedenen Fernsehformaten" ist ein Team um Daniel Harrich 2016 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet worden (siehe auch Altpapier). Auf die Fortsetzungs-Dokumentation "Tödliche Exporte (2)" - der Teil eines ARD-"Themenabends" sein wird, der mit dem Spielfilm "Meister des Todes" beginnt - macht Harrich im Interview mit Kontext u.a. folgendermaßen neugierig: "Wir waren diesen Januar kurzfristig in einem Land, dass ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht nennen kann. Wir haben keinen einzigen Polizisten dort angetroffen, der nicht mit einer deutschen Waffe ausgestattet wäre. Wir haben das vor Ort dutzendfach dokumentieren können. Obwohl auch dort, in dieses Land, keine deutschen Schusswaffen hingeliefert werden dürften."

+++ Für einen Beitrag für die Sendung "akte" hat Sat 1 als  Polizistinnen kostümierte Reporterinnen nach Connewitz geschickt, und das "könnte für die Reporterinnen und die Produktionsfirma nun sogar rechtliche Konsequenzen haben. Der Sat-1-Beitrag wird mittlerweile von der Leipziger Staatsanwaltschaft geprüft. Im Raum steht der Verdacht des Missbrauchs von Titeln, Berufsbezeichnungen und Abzeichen. Auch mutmaßliche Amtsanmaßung". Darüber berichten Aiko Kempen und Henrik Merker für Übermedien.

+++ Nach 32 Jahren Pause ist wieder eine Ausgabe des Satiremagazins Dreck erschienen. Die Redakteure dieser Zeitschrift aus Bielefeld prägten später andere Satiremagazine (Titanic, Kowalski), unter ihnen Hans Zippert, der noch später dann aber zu Springer ging, wo er nun auch schon seit mehr als 20 Jahren kolumniert. Was Dreck war bzw. wieder ist - das lässt sich möglicherweise gut illustrieren anhand eines Blicks auf den Einstieg zu einem Zippert-Text über "die Bielefelder Schule des Bewusstseins": "Die ostwestfälische Metropole war in den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine Hochburg der Bohème, die Straßen voller Künstler und Intellektueller und Autoren. Hannah Arendt lud in der Prießallee auf ihre legendären Silvesterfeste ein, Norman Mailer lebte kurzzeitig in der Oelmühlenstraße, bevor er in die Dornberger umzog, wo er das umstrittene Interview mit Karl-Heinz Stockhausen führte. In der Gaststätte Bewekenhorn trafen sich Samstagnachmittag Max Horkheimer, Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas, um den Wirt zu foppen und die Bundesligakonferenz  auf dem gaststätteneigen Nordmende-Empfänger zu hören." Und ein Bogen zu Corona lässt sich an dieser Stelle auch noch schlagen: Christian Y. Schmidt - Hauptwohnsitz: Peking, derzeitiger Wohnsitz: Berlin -, einer der derzeit wichtigsten Informationslieferanten in Sachen Virus, gehört zu den Dreck-Leuten. Bei fritztietz.de kann die Ausgabe bestellt werden.

Neues Altpapier gibt es wieder am Montag. Bleiben Sie gesund!

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