Krebspatient im Palliativzentrum der Uniklinik Koeln
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in Leichter Sprache Sterbe-Hilfe - Was ist erlaubt und was nicht?

20. Dezember 2023, 12:30 Uhr

In einem Urteil aus dem Februar vom Jahr 2020
hat das Bundes-Verfassungs-Gericht gesagt:
Im Grund-Gesetz steht das allgemeine Persönlichkeits-Recht.
Dieses Recht sagt:
Jeder Mensch hat ein Recht auf selbst-bestimmtes Sterben.
Das bedeutet:
Jeder Mensch kann selbst entscheiden:
Wann und wie er sterben möchte.

Was ist Sterbe-Hilfe?

Es gibt die: aktive Sterbe-Hilfe.
Bei der aktiven Sterbe-Hilfe
wird der natürliche Tod herbei-geführt.
Das kann entweder direkt sein.
    • Zum Beispiel wenn ein Mensch
       einem anderen Menschen Gift gibt.
Oder das kann indirekt sein:
    • Zum Beispiel wenn ein Mensch
       einem anderen Menschen Medikamente gibt.
       Und der Mensch stirbt dann:
       Weil diese Medikamente Neben-Wirkungen haben.

Es gibt auch die: passive Sterbe-Hilfe.
Dann hilft ein Mensch einem anderen Menschen:
Wenn der Mensch sterben will.
Zum Beispiel wenn ein Arzt eine Maschine abschaltet:
Die einen Patienten am Leben erhält.

Und dann gibt es die: Bei-Hilfe zur Selbst-Tötung:
Das bedeutet:
Ein Mensch kauft einem anderen Menschen zum Beispiel Gift.
Und der andere Mensch nimmt das Gift selbst:
Weil er sterben will.

Was ist verboten?

Die Tötung auf Verlangen ist verboten.
Das steht so im Paragraf 216 vom Straf-Gesetz-Buch.
Wenn ein Mensch sowas macht:
Dann muss er ins Gefängnis.
Das kann 6 Monaten bis zu 5 Jahre
kann der Mensch dann ins Gefängnis gehen.
Auch die aktive direkte Sterbe-Hilfe ist verboten.

Was ist erlaubt?

Ein Mensch ist unheilbar krank.
Dann darf ein anderer Mensch
dem kranken Menschen Medikamente geben.
Diese Medikamente können dem Menschen helfen:
Dass er nicht mehr so starke Schmerzen hat.

Dann muss der kranke Mensch aber auf-geklärt werden:
Dass diese Medikamente sein Leben kürzer machen können.
Und der kranke Mensch muss zustimmen,
dass er die Medikamente bekommt.
Das nennt sich aktive indirekte Sterbe-Hilfe.

Ein Mensch darf einem anderen Menschen auch helfen:
Wenn der Mensch sterben will.
Zum Beispiel wenn ein Arzt eine Maschine abschaltet:
Die einen Patienten am Leben erhält.
Das nennt sich: passive Sterbe-Hilfe.
Auch das ist in Deutschland erlaubt.

Darf ein Mensch einem anderen Menschen helfen, sich selbst zu töten?

Wenn ein Mensch nicht mehr leben will,
dann ist er lebens-müde.
Dann kann es passieren,
dass er einen anderen Menschen fragt:
Kannst du mir helfen,
dass ich nicht mehr leben muss?

Dann kann der andere Mensch dem kranken Menschen
zum Beispiel Medikamente verkauft.
Diese Medikamente können dem kranken Menschen helfen,
dass er nicht mehr so starke Schmerzen hat.
Aber die Medikamente können auch
das Leben das kranken Menschen kürzer machen.

Wenn ein Mensch einem lebens-müden Menschen
solche Medikamente verkauft hat:
Dann war das bis jetzt strafbar.
Denn damit hat der Mensch Geld verdient:
Mit dem Tod eines anderen Menschen.

In dem Urteil aus dem Februar vom Jahr 2020
hat das Bundes-Verfassungs-Gericht gesagt:
Das ist Bei-Hilfe zur Selbst-Tötung.
Auch wenn der Mensch damit Geld verdient:
Ist das jetzt nicht mehr strafbar.

Darf ein Arzt einem anderen Menschen helfen, sich selbst zu töten?

Für die Ärzte ist es wichtig:
Dass ihre Patienten gesund sind
oder wieder gesund werden.
Das ist das Wichtigste an der Arbeit eines Arztes.
Deshalb war es für Ärzte verboten,
einem Patienten bei der Selbst-Tötung zu helfen.
Aber das ist jetzt nicht mehr so.
Ein Arzt darf bei einem Patienten
Bei-Hilfe zur Selbst-Tötung machen.
Aber der Arzt muss das nicht tun.

Was passiert bei einem Unfall?

Ein Mensch hat zum Beispiel einen Unfall.
Der Mensch ist sehr schwer verletzt
und kann nicht mehr mit dem Arzt sprechen.
Dass bedeutet:
Der Mensch kann nicht mehr ja oder nein zu der Hilfe sagen.

Dann darf der Arzt sagen:
Der Patient ist sicher mit der Hilfe einverstanden.
Das bedeutet:
Der Arzt entscheidet dann,
welche medizinische Hilfe der Mensch bekommt.

Der Arzt muss immer alles tun,
damit der Mensch am Leben bleibt.
Und dass der Mensch wieder gesund wird.
Wenn der Arzt das nicht macht:
Dann macht er sich strafbar.

Können auch Angehörige über medizinische Hilfe entscheiden?

Wenn noch genug Zeit ist:
Dann kann der Arzt auch den Ehe-Partner fragen:
Ob er mit der Hilfe einverstanden ist.
Und der Arzt muss dann zum Beispiel sagen:
Was er mit dem verletzten Menschen machen will.

Denn seit Januar 2023 darf ein Ehe-Partner sagen:
Ich bin damit einverstanden:
Was mit dem anderen Ehe-Partner gemacht wird.
Oder ich bin damit nicht einverstanden:
Was mit dem anderen Ehe-Partner gemacht wird.

Das heißt in schwerer Sprache:
Not-Vertretungs-Befugnis.

Sind Hospize eine Alternative zur Sterbe-Hilfe?

In Hospizen gibt es: Hilfe im Sterben.
In Hospizen gibt es aber keine: Hilfe zum Sterben.
Das bedeutet:
Wenn Menschen sterben:
Bekommen sie in den Hospizen Hilfe.
Das nennt man:
    • Sterbe-Beistand
    • oder Sterbe-Begleitung.

Sterbe-Hilfe in den Hospizen bedeutet:
    • Die Sterbenden werden betreut,
    • ihre Schmerzen werden gelindert,
    • sie bekommen Hilfe von Ärzten
    • und sie können in Würde sterben.

Über dieses Thema schreibt der MDR auch in schwerer Sprache:
MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 21. September 2023 | 17:00 Uhr