Ich hab die Schnauze voll" steht auf dem Plakat während einer Kundgebung der AfD auf dem Theaterplatz in Weimar. Bildrechte: picture alliance/dpa | Martin Schutt

Fakt ist! aus Erfurt am 05.06.2023 Enttäuschung, Wut und Zukunftsangst - Ostdeutsche hadern mit dem Staat.

15. Mai 2023, 12:54 Uhr

Laut Thüringen Monitor sind die Zufriedenheit mit der Demokratie und das Vertrauen in staatliche Institutionen in Thüringen zuletzt stark zurückgegangen. Aber was sind die Gründe für den Vertrauensverlust der Bürger. Wie können verantwortliche Politiker gegensteuern und was wünschen sich die Menschen am dringendsten? Unser Thema bei Fakt ist! aus Erfurt am 5. Juni 2023.

"Aus Zukunftsangst ist in Teilen Ostdeutschlands eine Rebellion gegen jedweden Wandel geworden", kritisiert der Leipziger Kultursoziologe Dr. Alexander Leistner. Momentan werde eine regelrechte "Krisen-Aufschichtung" erlebt, was die Einstellung verstärke: "Ich selbst bin ohne Einfluss." Allerdings sei das Gefühl des "Abgehängtseins" kein typisch ostdeutsches - das gäbe es zum Beispiel auch in Friesland.

Dr. Alexander Leistner, Kultursoziologe an der Universität Leipzig Bildrechte: Alexander Leistner

Für die Thüringer SPD-Landrätin Antje Hochwind-Schneider sind die Ergebnisse des aktuellen Thüringen-Monitors erschütternd. Dass die Befragten so unzufrieden sind mit der Demokratie und den staatlichen Institutionen, könne niemanden kalt lassen. Offensichtlich gelänge es den verantwortlichen Politikern nicht, die Dinge voranzutreiben, die für die Menschen vor Ort wichtig sind.

Antje Hochwind Schneider, SPD-Landrätin im Kyffhäuserkreis. Bildrechte: Antje Hochwind Schneider

Die Politikwissenschaftlerin und Autorin Dr. Judith C. Enders stellt fest, dass es den Leuten im Osten eigentlich ganz gut gehe. Trotzdem verspürten sie einen Schmerz, weil sie sich nicht ernstgenommen fühlten. Als Mitbegründerin der Initiative "3. Generation Ostdeutschland" setze sie auf Kommunikation zwischen Ost- und Westdeutschen, damit letztendlich alle von den Transformationserfahrungen der Nachwendezeit profitieren können.

Dr. Judith C. Enders, Politikwissenschaftlerin und Autorin Bildrechte: Judith Enders

Michael Hasenbeck, leitet das Stabsreferat für Bürgeranliegen in der Thüringer Staatskanzlei. Er meint, gerade in der Krise muss sich auch die Verwaltung bewähren und flexibel auf die Anliegen der Bürger reagieren. "Dabei gilt es denjenigen entgegen zu treten, die versuchen zu verunsichern, den Rechtsstaat sowie seine Institutionen in Frage zu stellen oder sogar zu gefährden."

Michael Hasenbeck, Leiter Stabsreferat Bürgeranliegen in der Thüringer Staatskanzlei Bildrechte: Michael Hasenbeck

Was sind die Hauptgründe für den Vertrauensverlust der Bürger? Wie können verantwortliche Politiker gegensteuern? Was wünschen sich die Menschen am dringendsten?

Es diskutieren interessierte Bürger mit der SPD-Politikerin Antje Hochwind-Schneider, der Berliner Autorin Dr. Judith C. Enders, dem Kultursoziologen Dr. Alexander Leistner von der Uni Leipzig und dem Juristen Michael Hasenbeck.

Moderation: Andreas Menzel und Lars Sänger