Schlechte Ernte Äpfel faul, schimmlig, früher reif - Woran liegt das?
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Das trockene, heiße Wetter in diesem Jahr sorgt für viel zu früh gereifte Äpfel. Manche Sorten werden schnell mehlig, andere hängen voll verwurmter, schimmelnder Früchte. Gärtnerin Brigitte Goss erklärt, woran das liegt und was Gärtner für eine bessere Ernte im nächsten Jahr tun können.

- Insekten und Vögel picken Äpfel an. Betroffene Früchte faulen schnell.
- Apfelwickler - deren Raupen für verwurmte Früchte sorgen - hatten dieses Jahr sehr gute Bedingungen.
- Gegen einen massiven Befall mit Apfelwicklern lässt sich etwas tun.
Dieses Jahr ist anders. Das lässt sich auch an der Reife der Äpfel erkennen. An trockenen Standorten litten Bäume deutlich. Wassermangel und Hitze - das war zu viel Stress. Die Blätter vertrockneten und fielen ab August wie im Herbst. Die Früchte am Baum waren Ballast, den die Bäume frühzeitig abwarfen. Die Reife der Äpfel ist früher. Das Erntefenster ist bei manchen Sorten nur kurz. Einige Herbstäpfel werden schneller mehlig als sonst.
Vögel und Insekten fressen Äpfel an
Verwunderlich sind die faulen Äpfel am Baum. Diese Erscheinung bringt man mit feuchter Witterung in Verbindung, aber nicht mit Trockenheit. Vögel und Insekten können dahinterstecken. Sie picken und stechen die Früchte an, um Nahrung zu finden.
Damit beschleunigen sie den Befall. Schon kleinste Verletzungen sind die Eintrittspforten für Fäulnispilze und Bakterien.
Apfelwickler
Zusätzlich konnte sich der Apfelwickler in diesem Jahr wieder gut entwickeln. Diese Schmetterlingsart ist auf Äpfel spezialisiert, liebt aber auch Früchte wie Birnen und Walnüsse.
Die erste Faltergeneration des Jahres legt ihre Eier ab etwa Anfang Juni auf der Apfel-, Birnen- oder Walnussschale ab. Kurz darauf fressen sich die geschlüpften kleinen Raupen durch das Fruchtfleisch bis in das Kerngehäuse. Die noch unreifen Äpfel fallen zu Boden. Die Raupe verlässt den heruntergefallenen Apfel und verpuppt sich in Ritzen am Stamm, am Stützpfahl oder im Boden. Einige Larven seilen sich bereits vor dem Fruchtfall ab. In warmen Jahren erscheint im August eine zweite Faltergeneration. Sie verursacht den eigentlich sichtbaren Schaden, die geernteten Äpfel sind "wurmig".
Apfelwicklern vorbeugen
Die Bekämpfung des Apfelwicklers ist schwierig, weil ein allgemeiner Zeitpunkt der Eiablage nicht festgelegt werden kann. Sie hängt von den Temperaturen und vom Wetter ab. Aber man kann der ungehemmten Vermehrung des Apfelwicklers vorbeugen.
Befallene Äpfel absammeln
Schüttelt man im Juni die Bäume, entfernt alle abgefallenen Früchte und entsorgt sie im Biomüll oder vernichtet die gefundenen Larven, so dezimiert man die folgende Generation des Apfelwicklers. An kleineren Bäumen lassen sich befallene Äpfel mit Bohrlöchern direkt vom Baum entfernen.
Wellpappestreifen um die Bäume legen
Zehn Zentimeter breite Wellpapperinge werden Ende Juni, mindestens einen Meter über dem Boden, um den Stamm gelegt. Die Raupen der ersten (Juni/Juli) und zweiten (August) Generation verpuppen sich gerne in den Wellpappestreifen. Die Streifen müssen Ende Juli und nach der Ernte entfernt und vernichtet werden. Schauen Sie vorher nach, ob sich darin auch Nützlinge wie Ohrwürmer befinden! Beachten Sie, dass lagerndes Holz, Bretter oder Holzzaunlatten den Apfelwicklern Unterschlupf bieten - vielen Nützlingen allerdings auch.
Sexuallockstoffe einsetzen
Es gibt Pheromonfallen, die Faltermännchen anziehen und auf denen sie kleben bleiben. Allerdings reicht diese Methode nicht, um die Zahl der Apfelwickler so zu dezimieren, dass es sich auf den Befall der Früchte auswirkt. Sie werden deshalb nur zur Befallskontrolle eingesetzt. Im professionellen Obstbau wird mit der Verwirrmethode gearbeitet. Dabei werden mit den Duftstoffen der Weibchen gefüllte Ampullen in die Bäume gehängt. Sie verströmen einen so intensiven Geruch, dass die männlichen Falter verwirrt sind. Sie finden ihre Weibchen nicht mehr.
Nützlinge fördern
Ohrwürmer lieben die Eier und Larven von Apfelwicklern. Haben Sie genug Ohrwürmer, müssen Sie sich keine Sorgen um ihre Äpfel machen. Bieten Sie Ohrwürmern Unterschlupfmöglichkeiten und siedeln Sie sie gezielt in den Bäumen an.
Auch der Einsatz von Schlupfwespen (Trichogramma dendrolimi) ist eine gute Idee. Sie werden zu Beginn der Eiablage Ende Mai/Anfang Juni eingesetzt. Die Schlupfwespen parasitieren die schlüpfenden Larven und töten sie. Allerdings ist diese Methode kostspielig und eher dem Profi vorbehalten.
Von September bis März können die Larven im Boden und am Stamm mit Nematoden bekämpft werden. Die Nematoden werden in Form von Pulver geliefert, in Wasser aufgelöst und mit einem Sprühgerät auf Stamm, Boden sowie auf hölzernen Bauten und Lager in der Nähe gesprüht. Die Temperaturen sollten noch bei etwa 10 °Celsius liegen. Am besten bringt man die lichtscheuen Nematoden an trüben Tagen, am Spätnachmittag oder am Abend aus.
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Radiogarten | 11. September 2022 | 09:05 Uhr