Gebäudeenergie Wie Energieberatung privaten Haushalten beim Heizungstausch helfen kann
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25. November 2024, 05:00 Uhr
Die Umstellung auf energieeffiziente Heizsysteme wie Wärmepumpen ist für viele Haushalte ein wichtiger Schritt in Richtung Nachhaltigkeit – aber auch ein komplexer Prozess. Hohe Kosten, Beratungsbedarf und unübersichtliche Fördermöglichkeiten stellen viele vor Herausforderungen. Warum sich eine Energieberatung lohnt und wie finanzielle Hürden gemeistert werden können, zeigt ein Blick auf die Realität der Energiewende im privaten Bereich.
- Wer einen Heizungstausch plant beziehungsweise früher oder später dazu gezwungen sein wird, sollte eine Energieberatung in Anspruch nehmen.
- Die Inanspruchnahme einer Energieberatung wird vom Bund mit bis zu 50 Prozent gefördert.
- Bei der Beantragung von Fördermitteln für den Heizungstausch helfen auch Verbraucherzentralen – sie beraten auch, wie niedrigschwelliger Energie gespart werden kann.
Die Installation einer Wärmepumpe ist nicht von heute auf morgen erledigt. Hartmut Langenhan lebt mit seiner Frau in Elgersburg, Thüringen. Der Achtzigjährige sitzt am Esstisch, vor sich zwei schwere Ordner mit allen Unterlagen aus den letzten zehn Jahren, als er das Projekt begann. "Als wir mit der Installation angefangen haben, haben die Nachbarn neugierig geschaut", sagt Langenhan lachend.
In der Dämmerung sinken die Temperaturen. Doch im Inneren des alten Fachwerkhauses mit den schweren Balken ist es heimelig warm – dank der Wärmepumpe, die Langenhan vor zehn Jahren installiert hat.
Auf die Idee kam er durch seinen Sohn, dessen früherer Schulkamerad eine Heizungsfirma besitzt. Damals hatte Langenhan noch eine Gasheizung und beobachtete mit Sorge die steigenden Preise, was ihn dazu motivierte, den Schritt zur Umstellung zu wagen. "Und da bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Wärmepumpe sich trotz der relativ hohen Anschaffungskosten nach etwa sieben bis acht Jahren amortisiert hat", erzählt Langenhan stolz und schlägt mit der Hand auf den Tisch. So reifte seine Idee weiter.
Für den Diplomingenieur war es selbstverständlich, sein Wissen und seine Intuition für das anspruchsvolle Projekt zu nutzen. Er holte Angebote ein und verglich drei Firmen, um die optimale Lösung zu finden.
Was seriöse Beratung ausmacht
Diesen Weg gehen viele über eine professionelle Energieberatung. Allerdings ist der Markt unübersichtlich, und die Vielzahl an Online-Angeboten kann schnell verwirren.
Eine der ersten Anlaufstellen für Interessierte ist das kostenlose Beratungsangebot der Verbraucherzentrale, die deutschlandweit vertreten ist. Sie wird vom Bundeswirtschaftsministerium finanziert. "Und wenn das immer noch nicht reicht und Sie jemanden zu Hause haben möchten, der prüft, welches Heizsystem im Keller am besten passt, dann können wir das auch machen", erklärt Denis Schneiderheinze, Projektmanager für Energieberatung und Klimaprojekte der Verbraucherzentrale Sachsen. "Das kostet dann einen kleinen Eigenanteil von 30 Euro." Die Beratung vor Ort bietet am Ende eine fachlich fundierte Einschätzung über Heizungssysteme, so Schneiderheinze.
Die Verbraucherzentrale arbeitet eng mit der Deutschen Energie-Agentur (dena) zusammen, um qualifizierte Energieberater zu empfehlen und deren Qualifikationen zu überprüfen. Dies ist besonders wichtig, da die Berufsbezeichnung "Energieberater" nicht geschützt ist und einige Internetangebote diesen Titel ohne entsprechende Qualifikationen führen. Daher empfiehlt die Verbraucherzentrale, die dena-Expertendatenbank zu nutzen. So wird sichergestellt, dass die Berater über eine entsprechende Ausbildung verfügen und Nachweise über ihre Abschlüsse vorlegen können. Dadurch soll unter anderem gewährleistet werden, dass die Beratung neutral erfolgt und im Sinne der Verbraucher agiert wird.
Solche Beratungen sind jedoch nicht kostenlos. Der Bund fördert die Inanspruchnahme mit bis zu 50 Prozent, wobei dies lediglich die Kosten für die Erstellung eines individuellen Sanierungsfahrplans (iSFP) abdeckt. Der iSFP zeigt auf, welche Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz erforderlich sind, jedoch müssen diese Maßnahmen selbst finanziert werden.
Für die Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen stehen verschiedene Förderungen zur Verfügung, die teilweise die Kosten für die Modernisierung abdecken. Dennoch äußert Ulrike Körber, Energieberaterin der Verbraucherzentrale, Skepsis gegenüber dem iSFP. Ihrer Meinung nach ist er für viele Verbraucher zu umfangreich. „Dann steht da eine riesige Investitionssumme, und das schreckt ab, weil Sie in dem Moment sagen: Nee, das wollte ich doch gar nicht. Ich wollte doch nur wissen, ob es sich bei mir lohnt, die Fenster zu tauschen“, erklärt Körber.
Energiesparen: Zugänglich für alle?
Auch Langenhan hat die Suche nach Angeboten und Handwerkern selbst in die Hand genommen. Er gibt zu, dass der Prozess deutlich belastender gewesen wäre, wäre er nicht in Rente, sondern noch berufstätig. Vernetzung und finanzielle Mittel sind ebenfalls entscheidend. Diese Aspekte verdeutlichen, wie wichtig es ist, Zugang zu Informationen und Ressourcen zu haben, um die Herausforderungen der Energiewende zu meistern.
Laut dem Energiewendebarometer der KfW von 2024 stehen finanzielle Aspekte an erster Stelle der Hindernisse bei der Umsetzung von Energiewendemaßnahmen. Rund 41 Prozent der Haushalte geben an, dass sie aufgrund von Kostengründen keine Maßnahmen zur Energiewende realisieren können. Es folgen 37 Prozent, die an der Rentabilität solcher Investitionen zweifeln. Besonders Haushalte mit unterdurchschnittlichem Einkommen haben häufiger Schwierigkeiten bei der Finanzierung (55 Prozent). Zukünftige Einsparungen spielen für sie eine geringere Rolle.
Energieeffizientes Wohnen
Diese Diskrepanz führt zu einer spürbaren Ungleichheit zwischen Haushalten, die sich den Wechsel auf energieautarke Systeme leisten können, und denen, die finanziell nicht dazu in der Lage sind. Angebote wie die von den Verbraucherzentralen in verschiedenen Bundesländern spielen hier eine wichtige Rolle, indem sie nicht nur bei der Beantragung von Fördermitteln unterstützen, sondern auch Orientierung bei Energiesparmaßnahmen bieten.
Dies ist besonders relevant für Mieter, die keinen Spielraum für größere Veränderungen im Gebäude haben. "Wenn man nichts am Gebäude verändern kann, egal ob Eigentümer oder Mieter, ist die Beratung vor Ort hilfreich. Sie kostet nichts und umfasst einen kleinen schriftlichen Bericht", bestätigt Energieberaterin Körber. Es gibt durchaus Maßnahmen, um energieeffizienter zu heizen oder die Energiekosten zu senken. "Das ist sehr vorteilhaft. Viele nutzen es, wenn etwas kaputt ist oder wenn sie etwas Schriftliches für den Vermieter oder das Jobcenter brauchen. Das Jobcenter könnte sagen, die Heizkosten sind zu hoch, und dann stehen die Leute da und wissen nicht, was sie tun sollen", erklärt Körber. Dieses Beratungsangebot soll Menschen mit niedrigem Einkommen einen einfachen Zugang zu Energiesparmaßnahmen ermöglichen, die konkret helfen können.
Körber ist seit vielen Jahren rund um Dresden tätig und kennt die Sorgen von Haushalten mit prekären finanziellen Verhältnissen. In der Erstberatung ist es wichtig, Informationen zu verbreiten, damit das Angebot wahrgenommen wird. Deshalb hält sie Onlinevorträge und Workshops, um ihr Wissen weiterzugeben. Ihrer Ansicht nach liegt ein wichtiger Schwerpunkt der Energieunabhängigkeit im Bereich der Energieeffizienz: "Wenn ich eine neue Heizung einbaue, dann ist die natürlich effizienter als der alte Kasten." Das Gleiche gelte für Elektrogeräte im Haushalt oder die Beleuchtung: Ein neuer Kühlschrank arbeite auch effizienter, weil er weniger Strom verbrauche als der alte. Aus Körbers Perspektive bedarf es deshalb auch einer ausführlichen Auseinandersetzung, anstatt das Gespräch nur auf die erneuerbaren Energiesysteme zu beschränken.
Finanzielle Förderungen: Ein Hindernisparcours?
Hartmut Langenhan hat schon Jahre vorher umgerüstet. Damals wurde er direkt vom Anbieter der Wärmepumpe auf eine Förderung des Landes Thüringen hingewiesen und erhielt Unterstützung beim Ausfüllen der Anträge. In anderen Fällen ist es weitaus komplizierter, den richtigen Weg zur Finanzierung zu finden. "Wobei natürlich bei den Angeboten, die ich bekommen habe, die Leute immer sehr geneigt sind, einem das dann auch aufzuschwatzen. Und aber da habe ich mich nicht von beeinflussen lassen. Ich habe mir die Angebote dann so rausgesucht, wie ich sie für richtig gehalten habe", reflektiert Langenhan. Bisher ist er zufrieden mit seinen Entscheidungen.
Das neue Heizungsgesetz, offiziell als Gebäudeenergiegesetz (GEG) bekannt, enthält wichtige Bestimmungen, um den Einsatz erneuerbarer Energien in Heizsystemen zu fördern. Seit 2024 müssen neu eingebaute Heizungen unter bestimmten Voraussetzungen (Stichwort kommunaler Wärmeplan) zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. In vielen Fällen ist das auch erst ab 2026 oder sogar 2028 der Fall, mehr dazu erfahren Sie auf den Seiten des Wirtschaftsministeriums. Diese Vorgabe soll sicherstellen, dass Heizsysteme nachhaltiger und umweltfreundlicher werden. Um die hohen Investitionskosten für den Wechsel auf erneuerbare Heizsysteme abzufedern, sind staatliche Förderungen vorgesehen. Doch wer online nach Informationen zu Fördermitteln für den Austausch von Öl- und Gasheizungen gegen erneuerbare Energien sucht, stößt schnell auf verschiedene Webseiten, etwa die des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) oder der KfW. Es erfordert Geduld, herauszufinden, für welche Maßnahmen die Förderungen gelten, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen und wie der Antrag gestellt wird. An dieser Stelle unterstützen auch die Verbraucherzentralen mit ihrer Beratung.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 25. November 2024 | 21:45 Uhr