Ein Mann klopft an eine Tür.
Arbeitsrechtlich ist es möglich, Personal nach einer Krankmeldung zu besuchen. Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

Arbeitsrechtsanwalt Arbeitgeber dürfen Krankenkontrollbesuche bei Mitarbeitern machen

26. September 2024, 11:07 Uhr

Im Tesla-Werk in Brandenburg soll der Krankenstand so hoch liegen, dass die Geschäftsführung Kontrollbesuche bei den Mitarbeitern gemacht hat. Der Deutsche Gewerkschaftsbund hält das für wenig sinnvoll. Laut einem Arbeitsrechtsanwalt sind Krankenbesuche bei Beschäftigten aber erlaubt. Die Tür öffnen müssten Arbeitnehmer jedoch nicht.

Arbeitgeber dürfen laut Arbeitsrechtsanwalt Peter Mayer Krankenbesuche bei Beschäftigten machen. Die Tür öffnen müsse der Arbeitnehmer aber nicht, sagte Mayer dem MDR: "Ich würde das im Zweifel dann nicht Krankenkontrollbesuch nennen, sondern ich würde dann behaupten, ich möchte mich vergewissern, dass alles in Ordnung ist, vielleicht fragen, ob ich helfen kann. Das ist dann möglicherweise zwar eine Scheinbegründung, aber grundsätzlich kann ein Arbeitgeber auch ohne Ankündigung einen Arbeitnehmer aufsuchen und sagen: 'Wie geht's dir denn?'"

Fragen zur Krankheit und zum Gesundheitszustand können Mitarbeiter ebenfalls unbeantwortet lassen.

Deutscher Gewerkschaftsbund: Kontrollbesuche nicht sinnvoll

Kontrollbesuche zu Hause seien allerdings kaum sinnvoll, meint Jana Wömpner vom Deutschen Gewerkschaftsbund. Arbeitsunfähigkeit bedeute nicht Bettlägerigkeit. Der Arbeitgeber kenne die genaue Diagnose nicht, weshalb es ihm wenig bringe, den Arbeitnehmer aufzusuchen.

Unternehmen können stattdessen den Medizinischen Dienst der Krankenkassen anfragen, um herauszufinden, ob Arbeitnehmer simulieren, so Wömpner: "Der kennt im Gegensatz zum Arbeitgeber auch die Krankheitsdiagnosen. Also kann er das viel fachmännischer beurteilen, ob da wirklich eine Arbeitsunfähigkeit vorliegt oder nicht."

Tesla-Werksleiter verteidigt Hausbesuche bei Krankmeldung

Der Leiter des Brandenburger Tesla-Werks, Andre Thierig, hat indes Hausbesuche bei kranken Mitarbeitern verteidigt. Auslöser sei der überdurchschnittlich hohe Krankenstand gewesen. Auch zukünftig schließe er ein solches Vorgehen nicht aus. "Das machen viele Unternehmen", so Thierig. Man wolle an die Arbeitsmoral der Belegschaft appellieren.

Die IG Metall kritisiert dagegen eine sehr hohe Arbeitsbelastung in der Autofabrik und nannte die Hausbesuche eine "abwegige Aktion". Laut Jana Wömpner vom Deutschen Gewerkschaftsbund übt Tesla damit bewusst Druck auf seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus.

dpa, MDR (smk)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 26. September 2024 | 07:34 Uhr

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