ÖPNV Verkehrsverbünde ziehen Bilanz: 52 Millionen verkaufte 9-Euro-Tickets – und nun?

29. August 2022, 19:15 Uhr

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) blickt zufrieden auf die letzten drei Monate. Einer Studie zufolge hat sich das 9-Euro-Ticket seit Juni 52 Millionen Mal verkauft. Die Nutzerinnen und Nutzer wollen Geld sparen und aufs Auto verzichten. Doch für ein dauerhaftes Umsteigen auf den ÖPNV reiche das nicht aus, sagt der VDV.

Das 9-Euro-Ticket hat einer Studie des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zufolge spürbare Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten seiner Nutzerinnen und Nutzer. Zehn Prozent aller Fahrten mit dem 9-Euro-Ticket hätten das Auto ersetzt, teilte der Verband VDV am Montag zusammen mit der Verkehrsministerkonferenz der Länder mit. 1,8 Millionen Tonnen CO₂ seien auf diese Weise eingespart worden, rechnet der Verband weiter aus.

Bezogen auf alle Verkehrsmittel außerhalb des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) liege der Anteil der Umsteiger auf S-Bahn, Regionalexpress oder Bus bei insgesamt 17 Prozent.

Rund 78.000 Verbraucherinnen und Verbraucher wurden im Rahmen der Untersuchung über den dreimonatigen Nutzungszeitraum des Tickets befragt – Käufer und Nicht-Käufer.

52 Millionen Tickets in drei Monaten

Rund 52 Millionen Tickets seien demnach über den gesamten Zeitraum bundesweit verkauft worden, teilte der VDV mit. "Hinzu kommen mehr als zehn Millionen Abonnentinnen und Abonnenten, die das vergünstigte Ticket jeweils monatlich über den Aktionszeitraum automatisch erhalten haben", hieß es.

Jeder fünfte Käufer war demnach zuvor noch nie mit dem ÖPNV unterwegs gewesen. 27 Prozent waren sogenannte "aktivierte Kunden", die Busse und Bahnen zuvor seltener als ein Mal im Monat genutzt haben.

Niedriger Preis für Kaufende Hauptargument

Dabei zeigte sich, dass der günstige Anschaffungspreis für 56 Prozent der Befragten das Hauptargument für den Kauf war. Immerhin 43 Prozent nannten den Verzicht auf Autofahrten als Kaufgrund. Auch die Flexibilität sowie die bundesweite Gültigkeit wurden als wichtige Kaufargumente genannt.

Deutlich weniger Tickets in ländlichen Regionen

Doch die Untersuchung macht auch deutlich, dass der Preis nicht der einzige Faktor ist. Denn gekauft wurde die Sonderfahrkarte vor allem in städtischen Regionen, in denen das ÖPNV-Angebot in der Regel gut ausgebaut ist und Busse und Bahnen eng getaktet unterwegs sind. "In ländlichen und strukturschwächeren Gebieten ist der Anteil der 9-Euro-Ticket-Besitzer nur halb so hoch wie in städtischen Gebieten", teilte der VDV mit.

Wenn ein derartiges Angebot nicht nur über den überschaubaren Zeitraum von drei Monaten bestehe, seien die Menschen bereit, ihr Auto dafür stehenzulassen, sagte Bremens Verkehrssenatorin und Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz, Maike Schaefer (Grüne).

Anschlusslösung steht noch aus

Zudem müsse der Bund die Regionenförderung künftig kräftig aufstocken, damit der ÖPNV in strukturschwachen Gebieten attraktiver und zuverlässiger werde, betonte die Senatorin. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) schloss sich dem an: "Ein billiges Ticket taugt nichts, wenn das Angebot schlecht ist".

Eine Anschlusslösung wird seitens der Länder schon länger gefordert, viele Nachfolgerideen haben sich jedoch bisher nicht durchgesetzt. Am Montag legte die SPD einen ersten konkreten Vorschlag vor. Sie will ein Ticket für 49 Euro monatlich einführen, wie aus einem Beschlussentwurf für die Klausur der Fraktion am Ende der Woche hervorgeht. Dies solle jeweils zur Hälfte von Bund und Ländern getragen werden, heißt es darin.

Skepsis bleibt bei Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP). "49 Euro ist besser als 9 – aber es bleibt dabei: Im Bundeshaushalt sind keine Mittel eingeplant", sagte er dem Fernsehsender "Welt".

AFP, dpa, epd (amu)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 29. August 2022 | 17:35 Uhr

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