Ein Patient übt das Gehen unter Anleitung einer Therapeutin an einer Stange.
Die Suche nach eienm Rehaplatz soll man nach Ansicht von Patientenschützern dem Sozialdienst der Kliniken überlassen. Bildrechte: Colourbox.de

Hörer machen Programm Patientenschützer raten von eigener Suche nach Rehaplatz ab

07. Juni 2023, 05:00 Uhr

Lähmungen, Seh- und Sprachstörungen, Orientierungs- und Gedächtnisprobleme, das sind die Symptome, unter denen Menschen häufig nach einem Schlaganfall leiden. Patienten haben daher das Recht auf eine Reha. Besonders ärgerlich ist es daher, wenn man keine gute Reha findet, so wie unsere Hörerin Marion Zlomke aus Schönebeck. Sie hatte für ihren Vater sehr lange gesucht, stundenlang an Hotlines gehangen, Nachrichten hinterlassen, eine Mail geschickt - ohne Reaktion. Sie fragt: Wie kann das sein?

Auch MDR Aktuell hat mehrere Male vergebens versucht, durchzukommen - beim Reservierungsservice der Mediankliniken, der bei der Suche nach einem Reha-Platz helfen soll. Immer flogen wir nach 20 Minuten aus der Leitung.

Das müsse nicht sein, sagt Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz. Es sei in der Regel ein Fehler, sich selbst um einen Reha-Platz zu kümmern. Dafür sei der Sozialdienst der Klinik zuständig, in die man nach einem Schlaganfall eingeliefert worden sei.

Schlechtere Nachsorge als Folge

Brysch sagt: "Ich glaube, dass die meisten, die davon betroffen sind, gar nicht wissen, dass die Verantwortlichkeit und die Arbeit nur bei dieser einen Stelle liegt, nämlich beim sozialen Dienst des Krankenhauses". Er fügt hinzu, er würde alles unternehmen, diese Verantwortung nicht selbst an sich heranzuziehen: "Weil das Krankenhaus hat die besten Schnittstellen, die Profis, die sich darum kümmern sollen."

Brysch warnt davor, dass Angehörige die Suche nach einer Reha selbst übernehmen. Das ende das oft in einer schlechteren Nachsorge. So war es auch bei unser Hörerin. Der Sozialdienst hatte sie gebeten, parallel mitzusuchen. Verwirrung entstand zusätzlich, weil ihr Vater zwischenzeitlich verlegt wurde - und sie plötzlich mit zwei Sozialdiensten zu tun hatte. Man solle sich daher nicht abspeisen lassen, sagt Eugen Brysch. Dabei sei oft Geduld gefragt. "Tatsächlich erfahren wir sehr oft, dass der soziale Dienst viel zu spät eingebunden wird in diesen Prozess. Das liegt am miserablen Management des Krankenhauses."

Fehlende Fachkräfte im Sozialdienst

Nicht nur das Krankenhaus-Management, auch fehlende Fachkräfte seien ein Problem, betont Stefan Stricker von der Deutschen Schlaganfallhilfe. Manche Sozialdienste seien schlichtweg überlastet. Schwierig gestalte sich die Reha-Platz-Suche auch dann, wenn Patienten und Angehörige Sonderwünsche hätten, so Stefan Stricker.

Je spezifischer der Wunsch nach einer bestimmten Klinik sei, desto größer sei auch die Gefahr, dass es zu langen Wartezeiten komme, weil in der Zielklinik nicht sofort etwas frei sein müsse. "Je flexibler man bei der Ortswahl ist, desto größer ist die Chance, dass man relativ schnell einen Reha-Platz bekommt."

Experten: Rehaplätze sind nicht zu knapp

Doch in der Regel sei es in Deutschland kein Problem, eine Reha zu bekommen. Das sagen unsere Experten Eugen Brysch und Stefan Stricker übereinstimmend. Unsere Hörerin Marion Zlomke hat inzwischen eine Reha für ihren Vater gefunden. Nach all der Telefoniererei fragt sie sich: "Warum haben die Median-Kliniken überhaupt einen Reservierungsservice, wenn niemand ran geht?" Die Antwort der Mediankliniken: „Aufgrund des hohen Versorgungsbedarfs kann es zu Wartezeiten kommen."

MDR AKTUELL

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 07. Juni 2023 | 06:00 Uhr

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