Verkehr Verbot für Beifahrer: Was bei Blitzer-Apps noch erlaubt ist

22. Februar 2023, 06:54 Uhr

Blitzer-Apps auf dem Smartphone warnen in Echtzeit vor Radarfallen auf der Strecke. Die Anwendungen während der Fahrt zu nutzen, ist aber illegal – sogar wenn der Beifahrer oder die Beifahrerin die App benutzt. Wird man dabei erwischt, wird ein Bußgeld von 75 Euro fällig und man bekommt einen Punkt in Flensburg.

In den App-Stores von Google und Apple finden sich zahlreiche sogenannter Blitzer-Apps. Sie warnen die Autofahrerinnen und -fahrer vor kommenden Blitzern und geben Hinweise zur erlaubten Geschwindigkeit oder der Entfernung des kommenden Blitzers. Sie während der Fahrt zu nutzen, sei den Fahrerinnen und Fahrern seit Jahren verboten, erklärt der Jurist und Rechtsredakteur von Stiftung Warentest, Michael Sittig.

Doch es gebe noch ein zweites Szenario: "Der Beifahrer öffnet auf seinem Handy die App, legt das Handy dann so auf die Mittelkonsole, dass auch der Fahrer das Ergebnis der Radarwarnung – also die App – sieht und nutzt eben nicht sein eigenes Gerät, sondern das des Beifahrers", erklärt Sittig. Aber ist das legal? Laut dem Juristen gab es dazu jetzt die erste große Entscheidung dazu am Oberlandesgericht Karlsruhe: Auch das ist nicht erlaubt.

Damit ist klar: Es ist allen Fahrzeuginsassen verboten, die Blitzerwarn-Apps während der Fahrt aktiv zu nutzen.

75 Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg

Auf dem Smartphone installiert dürfen sie aber trotzdem sein, erklärt Alexander Schnaars vom ADAC: "Was erlaubt ist oder wie man sich informieren kann, ist natürlich im Vorfeld der Fahrt. Man kann schauen, wo die Blitzer sind. Die sind aber meist sowieso öffentlich zugänglich, weil die Polizei teilweise auch veröffentlicht, wo diese Blitzer stehen. Da kann man sich informieren." Außerdem könne man während der Fahrt Radio hören, denn Blitzer-Warnungen über das Radio seien weiterhin erlaubt.

Wer dennoch während der Fahrt eine Blitzer-App nutzt, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Wird man also dabei erwischt, habe das Konsequenzen, sagt Rechtsexperte Sittig: "75 Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg. Ich glaube, der Punkt dürfte Menschen, die Probleme haben mit der Straßenverkehrsordnung, am meisten nerven, weil irgendwann kann es ab acht Punkten dann dazu kommen, dass ich den Führerschein abgenommen bekomme."

Wenn man allerdings nicht so einen auffälligen Fahrstil mit stark überhöhter Geschwindigkeit wie der Mann im Fall des Karlsruher Urteils an den Tag lege, dann sei das Entdeckungsrisiko recht gering, sagt Sittig. Illegal seien die Apps aber trotzdem.

Geldbußen für Nutzung von Blitzer-Apps auch im europäischen Ausland

Das sei auch im Ausland nicht anders, bilanziert ADAC-Sprecher Schnaars. Eine einheitliche Regelung gebe es in Europa aber nicht, nur eine Empfehlung der europäischen Verkehrsministerinnen und -minister, wonach die Verwendung untersagt werden solle. Aber: "Die Geldbußen sind eigentlich überall sehr hoch. Es wird dann noch unterschieden, darf man ein Gerät mitführen oder nicht, aber eine Geldstrafe gibt es eigentlich fast überall und teilweise kann man dafür sogar eine Haftstrafe absitzen müssen", sagt Schnaars.

Damit es so weit gar nicht erst kommt, rät der ADAC-Experte dazu, sich lieber an die Regeln zu halten und das Smartphone während der Fahrt einfach in der Tasche zu lassen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 22. Februar 2023 | 06:00 Uhr

32 Kommentare

nasowasaberauch am 23.02.2023

@goffman In der Regel stehen sie eben nicht vor diesen Einrichtungen und Schilder haben noch nie menschliche Fehler minimiert, im Gegenteil. Etwas übersehen heißt nicht zwangsläufig ein Raser zu sein. Zwischen Ihrem schwarz/weiß gibt es viel menschliches grau.

steka am 23.02.2023

Das ist doch wieder mal wie bundesrepublikanisch üblich nur halbe Sache. Verbote sind sinnvoll, wenn deren Einhaltung auch kontrolliert werden kann.
Wenn schon, dann müßten Blitzer-Apps generell verboten werden.
Aber wo bleibt denn der erziehrische Effekt ? Wenn ich weis, wo Blitzer stehen, halte ich mich an die StVo. Also soll mit den Verboten nur erreicht werden, daß möglichst viele Raser geblitzt werden um dan abzukassieren. Das Ziel ist auch daran erkennbar, daß die Blitzer nicht an wirklichen Gefahrenstellen, wo Vorsicht umd langsamer fahren geboten ist, sondern an gut einsehbarer freier Strecke mit Geschwindigkeitsbegrenzung , die im Grunde aber schnelles Fahren erlaubt.

Fakt am 23.02.2023

@Demay:

Ich brauche mein Auto auch beruflich und bin viel unterwegs. Um all das, was Sie anführen zu umgehen, gibt es ein gutes und vor allem wirksames Mittel: rechtzeitig losfahren!
Und nebenbei: Dass es auch auf Autobahnen Unfallschwerpunkte gibt, davon haben Sie noch nie gehört?

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