Ingenieurin bei der Arbeit an einem Bauplan im Büro.
Gerade mal jedes dritte Unternehmen wird von einer Frau gegründet. Bildrechte: IMAGO/Westend61

Internationaler Frauentag Gerade mal jedes dritte Unternehmen wird von einer Frau gegründet

08. März 2024, 05:00 Uhr

Ein Unternehmen gründen – das ist noch immer überwiegend Männersache. Nur jedes dritte Unternehmen in Deutschland wird von einer Frau gegründet. Bei innovativen Start-ups sind die Zahlen noch schlechter. Woran liegt das? Und was motiviert Frauen trotzdem zu gründen?

Ralf Geißler, Wirtschaftsredakteur
Bildrechte: MDR/Isabel Theis

Jaqueline Hausotte hat sich in eine Männerdomäne hineingemeißelt. Vor acht Jahren gründete die Leipzigerin einen Steinmetzbetrieb. Nun steht sie zwischen Grabplatten und Granitblöcken, der Firmenhund stromert über den Hof.

Frauenanteil im Start-up-Bereich bei 20 Prozent

Eine Frau schaut lächelnd in die Kamera.
Jaqueline Hausotte hat in Leipzig einen Steinmetzbetrieb gegründet. Bildrechte: Ralf Geißler

Hausottes Steinmetzbetrieb ist inzwischen der größte in Leipzig. Doch der Weg, sagt sie, sei nicht leicht gewesen: "Man hat es als Frau doch nochmal schwieriger, einfach auch Leute zu überzeugen, dass man es als Frau kann. Es ist dieser Punkt, dieses: Sie haben doch einen Ehemann. Oder: Sie müssen sich ja um Kinder kümmern. Das sind genau diese Punkte, die nach wie vor kommen und Frauen im Weg stehen."

Die Politik wünscht sich seit Jahren mehr Gründerinnen. Inzwischen liegt ihr Anteil im Start-up-Bereich bei 20 Prozent. Das Ziel einer Ausgewogenheit zwischen Männern und Frauen scheint noch weit.

Frauen haben geringeres Startkapital und schlechteren Zugang zu Netzwerken

Eine Hürde sei das fehlende Risikokapital, sagt Franziska Teubert, Chefin beim Bundesverband Deutsche Start-ups: "Wir sehen in ganz vielen Zahlen auch in unseren eigenen Umfragen, dass Gründerinnen immer noch weniger Kapital bekommen als Gründer. Das ist natürlich ein Nachteil, wenn sie ein Start-up aufbauen wollen. Der zweite Grund ist: Sie haben einen schlechteren Zugang zu Netzwerken. Viel passiert in dieser Szene noch, weil man irgendjemanden kennt oder vorgestellt wird. Da haben es Gründerinnen schwerer, in diese Netzwerke reinzukommen."

Eine Frau schaut lächelnd in die Kamera.
Carolin Maier ist Gründerin der Firma Prodlane. Bildrechte: Ralf Geißler

Dass Gründernetzwerke männlich dominiert sind, hat auch Carolin Maier erfahren. Trotzdem will die 26-Jährige mit künstlicher Intelligenz das Wissensmanagement in mittelständischen Betrieben revolutionieren. Ihre Firma heißt Prodlane und sitzt im Leipziger Gründerzentrum SpinLab: "Wir entwickeln eine künstliche Intelligenz-Assistentin, damit man mit dem Unternehmenswissen chatten kann. Das heißt, man lädt Dokumente hoch, diese Riesenwuste an Powerpoints, Pdfs, Excel-Dateien – alles, was so rumfliegt. Und dann kann man interagieren: Fragen stellen, Sachen schreiben lassen. All die Vorteile, die künstliche Intelligenz hat."

Förderangebote für Gründerinnen

Maier sagt, Männer würden in der Gründerszene selbstbewusster auftreten. Da könnten Frauen nachlegen. Ihr hat geholfen, dass es über das SpinLab spezielle Förderangebote gibt. Die Sprecherin des Gründerzentrums, Linh Pham, sagt, diese seien auch notwendig. "Man muss wirklich von vorne anfangen, gesellschaftliche Strukturen und traditionelle, konservative Rollenbilder aufbrechen. Das wird ein Prozess sein, der noch länger dauern wird. Aber es ist wichtig, darüber zu reden und Erfolgsgeschichten zu zeigen."

Eine Hürde: Die Gründung einer Firma fällt im Leben oft mit der Gründung einer Familie zusammen. Und für die Geburt eines Kindes muss selbst die engagierteste Gründerin mal zu Hause bleiben. Leider gebe es für Mütter in Selbständigkeit keine gute Absicherung, sagt Startup-Verbandschefin Teubert: "Eine Idee kann sein, tatsächlich den Mutterschutz auf Selbständige auszuweiten. Also, Selbständige in diesen Kreis zu integrieren und eine solidarische Umlage zu machen. Das wäre ein erster Schritt, um zu sagen: In diesen ersten Wochen nach der Geburt gibt es eine gewisse finanzielle Absicherung. Und danach kann man wieder unternehmerisch tätig werden."

Steinmetzin Hausotte hat es mit viel Kraft ohne diese Hilfen geschafft. Ihr Sohn ist gewachsen wie die Firma. Inzwischen bildet Hausotte auch aus, damit jungen Frauen nicht dasselbe passiert wie ihr, als sie sich für den Beruf interessiert hat. Damals sagte man ihr: Steinmetz, das sei doch nichts für Mädchen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 08. März 2024 | 06:11 Uhr

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