Eine Frau mit juckender Haut
Juckreiz ist eines der typischen Symptome bei Krätze. Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

Skabies Immer mehr Fälle: Woran man eine Krätze-Erkrankung erkennt

09. August 2023, 09:24 Uhr

Die Krätze ist eine Krankheit, die oft als ausgerottet gilt. Dabei erkranken seit etwa zehn bis 15 Jahren immer mehr Menschen in Deutschland daran. Mit der Coronapandemie ging die Verbreitung zwar wieder zurück, aber inzwischen steigen die Fälle wieder weiter an. Aber wieso ist das so und was genau steckt eigentlich hinter dieser Krankheit?

Es juckt und kratzt und rote Stellen verbreiten sich auf dem Körper. Wenn das passiert, kann es sein, dass man sich die Krätze geholt hat. Das ist eine Hautkrankheit, die Fachleute auch Skabies nennen. Verursacht und übertragen wird sie von den sogenannten Krätzemilben. Die graben sich in die oberste Hautschicht von Menschen ein. Aber was passiert da mit der Haut genau und wie fühlt sich das an?

Das sind die Symptome von Krätze

Andre ist vor kurzem daran erkrankt: "Ich hatte nach dem Aufwachen so lauter kleine Punkte an der Armbeuge, am Handgelenk und auf der Brust und das hat dann auch ordentlich gejuckt. Und es war irgendwie kein Mückenstich. Ich hab' das dann noch den Tag über beobachtet, ob die Stellen weggehen, die sind dann aber nachmittags nur noch mehr geworden und dann bin ich am nächsten Morgen zur Ärztin gegangen."

Wahrscheinlich hatte er zu diesem Zeitpunkt schon rund vier Wochen die Krätze. So lange dauert es in etwa, bis das Immunsystem auf die Milben reagiert und die Haut anfängt stark zu jucken. Am Anfang, wenn die Milben in die Haut eindringen, hinterlassen sie nur kleine gangartige Erhebungen, die fallen den Betroffenen oft nicht auf.

Wie Krätze behandelt werden kann

Gefährlich ist die Krätze an sich nicht, der Juckreiz aber extrem lästig. Eine schnelle und richtige Behandlung ist also wichtig, erklärt Cord Sunderkötter, Direktor der Hautklinik des Universitätsklinikums Halle: "Wir haben wirksame Cremes, die aber dann auf dem ganzen Körper angewendet werden müssen und deren Anwendung auch einmal wiederholt werden muss. Es müssen auch die Kleider, die getragen worden sind, und die Bettwäsche gut gewaschen werden."

Die Creme muss zwölf Stunden einwirken. Nach einer Woche soll man sich ein zweites Mal mit der Creme eincremen, bis dahin kann man weiter ansteckend sein. Allerdings braucht es meistens einen langen, intensiveren Körperkontakt, um die Krätze tatsächlich an andere Menschen weiterzugeben. "Wir gehen davon aus, dass es etwa 20 Minuten sind, die man körperlichen Kontakt haben soll. Also allein durchs Händeschütteln oder eine flüchtige Umarmung bekommt man keine Skabies. Aber durch Intimverkehr kann man sich die Skabies zuziehen und, wenn Kinder Skabies haben, geht das natürlich auch sehr leicht, weil man die Kinder ja im Arm hat, weil die Kinder sich untereinander auch umarmen."

Krätzefälle nehmen zu

Dermatologen beobachten seit zehn bis 15 Jahre eine Zunahme von Krätzefällen. Woran das liegt, ist schwer zu sagen. Sunderkötter meinet, "da kann man wirklich viele Hypothesen aufstellen, wir haben aber keine so richtig bewiesen bislang. Es gibt aber sicher nicht nur eine einzige Ursache. Also auch wenn tatsächlich Milben auf bestimmte Therapeutika unempfindlicher geworden sein sollten, kann das nicht alleine der Grund sein, warum die Skabies zunimmt. Natürlich haben auch Flüchtlinge unter den Umständen, unter denen sie leben mussten hin und wieder Skabies, aber die werden darauf untersucht und dann auch entsprechend behandelt. Aber es ist mir wichtig zu betonen, dass es nicht allein darauf zurückgeht, dass wir jetzt schutzsuchende Menschen bei uns haben."

Ausgerottet ist die Krätze also nicht. Und das war sie auch nie. Cord Sunderkötter hat aber eine Erklärung dafür, wieso dieser Mythos so hartnäckig existiert: "Weil es immer wieder Zeiten gab, wo die Skabies kein großes Problem war. Da war die Prävalenz geringer und wie wir geglaubt haben, auch die Behandlungen einfacher. Und in dieser Zeit war die Skabies kein großes Problem, da wurde auch nicht viel drüber gesprochen. Jetzt, seitdem immer mehr davon betroffen sind, ist sie natürlich auch wieder in aller Munde. Aber sie war nie ausgestorben. Sie war immer da und wir Dermatologen kennen sie, weil wir regelmäßig, in allen Zeiten Patienten hatten." Die Krätze hat schon früher immer mal wieder zu- und abgenommen. Sie scheint wellenartig aufzutreten und die Wellen liegen etwa zwanzig bis dreißig Jahre auseinander.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 09. August 2023 | 06:00 Uhr

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