Libanon Explosion in Beirut: Zahl der Toten und Verletzten steigt

05. August 2020, 18:22 Uhr

Nach der schweren Explosion im Hafen von Beirut geht die Suche nach Toten und Verletzten weiter. Die Zahl der Toten stieg nach Regierungsangaben auf mindestens 135. Die Krankenhäuser sind völlig überlastet. Dem libanesischen Ministerprädenten Diab zufolge hatten am Unglücksort tausende Tonnen Ammoniumnitrat gelagert und die Explosion ausgelöst.

Nach zwei heftigen Explosionen im Hafen von Beirut wird in der libanesischen Hauptstadt weiter nach Toten und Verletzten gesucht. Der Oberste Verteidigungsrat des Landes hat die Stadt zur Katastrophen-Zone erklärt. Der Hafen liegt nur wenige Kilometer von der Innenstadt entfernt.

Zur Zahl der Toten und Verletzten gibt es unterschiedliche Angaben. Das Gesundheitsministerium korrigierte am Mittwochabend die Zahl der Toten auf mindestens 135, auch gebe es mindestens 5.000 Verletzte. Das libanesische Rote Kreuz gab die Zahl der Toten zunächst mit mindestens 100 an. Die Regierung erklärte den Mittwoch zum Tag der nationalen Trauer.

Kilometerweite Verwüstungen in Beirut

Nach Aussagen von Gouverneur Marwan Abud ist fast die Hälfte der Stadt zerstört oder beschädigt. Viele Menschen seien obdachlos geworden.

Ich denke, es gibt zwischen 250.000 und 300.000 Menschen, die jetzt ohne Zuhause sind.

Marwan Abud, Gouverneur von Beirut

Die Explosion verwüstete große Teile des Hafens und der umliegenden Stadtteile. Die Druckwelle ließ noch in mehr als 20 Kilometern Entfernung Fenster zerspringen. Auf Bildern sind Häuser zu sehen, in denen fast alle Fenster zerstört sind. Ingenieure und technische Experten würden noch eine offizielle Bewertung der Schäden vornehmen. Insgesamt wird der Schaden auf drei bis fünf Milliarden Dollar geschätzt.

Die Straßen sind übersät mit Schutt, Scherben und Autowracks. Reporter vor Ort beschrieben die Lage als "völliges Chaos". Die Armee half, Verletzte in Krankenhäuser zu bringen. Die Kliniken sind völlig überlastet. Bürger wurden aufgerufen, Blut zu spenden.

Tausende Tonnen Ammoniumnitrat am Unglücksort

Ministerpräsident Hassan Diab sagte, im Hafen der Stadt seien mehr als 2.700 Tonnen Ammonium-Nitrat explodiert. Der Stoff sei vor sechs Jahren beschlagnahmt und seitdem ohne besondere Sicherheitsvorkehrungen gelagert worden. Das sei "unvertretbar" gewesen. Weshalb es zur Explosion kam, ist jedoch noch unklar. Hinweise auf einen Anschlag oder einen Sabotage-Akt gibt es bisher nicht.

Ammoniumnitrat kann bei höheren Temperaturen detonieren. Die Substanz dient unter anderem als Raketenantrieb, wird aber vor allem in der Düngemittel-Herstellung eingesetzt.

Mitarbeiter der deutschen Botschaft verletzt

Bei der Explosion wurden auch Mitarbeiter der deutschen Botschaft verletzt. Das teilte das Auswärtige Amt am Dienstagabend mit. Das Gebäude, in dem sich die Botschaft befinde, sei beschädigt worden. Angesichts der starken Schäden im Stadtgebiet könne zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden, dass weitere deutsche Staatsangehörige unter den Opfern seien. Deutschland stehe dem Libanon "in dieser schweren Stunde zur Seite", erklärte das Auswärtige Amt via Twitter.

Mehrere Länder sichern Hilfe zu

Auch Frankreich sagte dem Libanon Unterstützung zu. Der französische Staatschef Emmanuel Macron twitterte auf Arabisch, Frankreich schicke Hilfe und stehe immer Seite an Seite mit dem Libanon. Der heutige Libanon war früher Teil des französischen Mandatsgebiets im Nahen Osten, die beiden Länder haben immer noch eine enge Beziehung.

Neben etlichen weiteren Ländern hat auch Israel, das sich offiziell im Kriegszustand mit Libanon befindet, seine Hilfe angeboten. Offiziellen Angaben zufolge wies Ministerpräsident Benjamin Netanjahu den Nationalen Sicherheitsrat an, mit dem UN-Sonderkoordinator für den Nahen Osten eine israelische Hilfe für den Libanon zu beraten.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 04. August 2020 | 19:30 Uhr

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