Bundestag beschließt Haushalt Haushalt für 2023 mit Schuldenbremse trotz Krediten

25. November 2022, 21:38 Uhr

Der Bund zieht wieder die Schuldenbremse. Der Haushalt für 2023 finanziert trotzdem Hilfen für Bürger und Wirtschaft. Unter anderem profitieren Familien von der Erhöhung des Kindergeldes. Gesine Lötzsch von den Linken warf der Ampel-Regierung jedoch eine unsoziale Politik vor. Helge Braun von der CDU bezeichnete es als problematisch, dass im Etat kein Geld zur Seite gelegt werde für Probleme, die man jetzt noch nicht kenne.

Der Bundestag hat am Freitag den Etat für das Jahr 2023 beschlossen. Im Kampf gegen die Energiekrise nimmt der Bund im kommenden Jahr Kredite von rund 45 Milliarden Euro auf und finanziert zahlreiche Hilfen für Bürger und Wirtschaft. "Wir bewältigen die Krise, aber wir vernachlässigen die Zukunftsaufgaben dieses Landes dabei nicht", betonte Finanzminister Christian Lindner. In seinem Etat wird erstmals nach drei Ausnahmejahren die Schuldenbremse wieder eingehalten. Wegen der schlechten Konjunkturerwartung sind trotzdem Kredite erlaubt.

Lindner: "Rekordentlastungen und Rekordinvestitionen"

Insgesamt hat der Bundeshaushalt 2023 ein Volumen von 476,29 Milliarden Euro. Große Posten haben mit den Folgen des Ukraine-Kriegs und den hohen Preisen für Gas, Strom und Lebensmittel zu tun. Dazu gehören etwa eine milliardenschwere Wohngeld-Reform, ein Zuschuss zu den Heizkosten für Bedürftige und steuerliche Entlastungen.

Lindner sprach von Rekordentlastungen und Rekordinvestitionen, die SPD-Haushaltspolitikerin Bettina Hagedorn von einem Haushalt, "der nicht nur vom Volumen her enorm ist, sondern der auch auf die Erfordernisse der Zeit die richtigen Antworten findet". Die Union hingegen kritisierte vor allem, dass der Etat für die Bundeswehr nicht wie von Kanzler Olaf Scholz avisiert auf zwei Prozent der Wirtschaftsleistung anwachse. Linke und AfD sahen generell falsche Schwerpunkte.

Kindergeld steigt an

Für Familien, die besonders unter der hohen Inflation leiden, steigt das Kindergeld auf einheitlich 250 Euro pro Monat und Kind. Das bisherige Hartz IV wird von einem Bürgergeld mit deutlich höheren Leistungssätzen und neuem Vorgehen der Jobcenter gegenüber Arbeitslosen abgelöst.

Außerdem müssen 48 Millionen Bürger weniger Steuern zahlen. Der Staat verzichtet auf Einnahmen von 18,6 Milliarden Euro, indem er die Inflationsfolgen bei der Einkommensteuer ausgleicht. Dafür steigt der Grundfreibetrag, also das Einkommen, bis zu dem keine Steuer gezahlt werden muss. Auch andere Eckwerte im Steuertarif werden angepasst. Das soll ausgleichen, dass die Menschen wegen der hohen Inflation weniger Kaufkraft haben.

Lötzsch: "Regelsatz für Arbeitslose gleicht nicht Inflation aus"

Die haushaltspolitische Sprecherin der Linken, Gesine Lötzsch, warf der Ampel-Regierung eine unsoziale Politik vor. Die Regelsatzerhöhung für Arbeitslose gleiche nicht einmal die Inflation aus, Krisengewinner würden nicht zur Kasse gebeten. Lindner entgegnete: "Soziale Gerechtigkeit bemisst sich daran, dass die Menschen, die bedürftig sind, nicht alleine gelassen werden. Aber soziale Gerechtigkeit hat auch eine andere Komponente, nämlich Fairness gegenüber denjenigen, die mit ihrer Arbeit dieses Land tragen und hohe Steuern und Abgaben zahlen."

Besonders wichtig war dem Finanzminister bei seinem ersten, komplett selbst verantworteten Etat die Rückkehr zur Schuldenbremse gewesen. Dabei hilft ihm die schlechte Konjunkturerwartung, die trotzdem Kredite von 45,6 Milliarden Euro ermöglicht. Lindner betonte, zu sehr rühmen dürfe sich die Bundesregierung nicht. Das gesamtstaatliche Defizit sei enorm, auch weil die Energiepreisbremsen abseits des normalen Haushalts über ein kreditgefülltes Sonderprogramm finanziert würden.

Braun: "Haushalt ist auf Kante genäht"

Der haushaltspolitische Sprecher der Union, Helge Braun, bezeichnete es als problematisch, dass im Etat kein Geld zur Seite gelegt werde für Probleme, die man jetzt noch nicht kenne. "Dieser Haushalt ist schon jetzt auf Kante genäht", betonte er. Lindner räumte ein, die Rücklagen seien nahezu aufgebraucht. Der Haushalt für 2024 werde daher auch ungleich schwieriger als dieser. "Wir haben also keine Alternative: Wir müssen weiter mutig bleiben", betonte er.

dpa (kar)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 25. November 2022 | 14:30 Uhr

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