Bäume wachsen zwischen den Gleisen einer ehemaligen Bahnstrecke.
Alte Schienen könnten erneuert und reaktiviert werden, um Menschen auch auf dem Land an das Schienennetz anzuschließen. Bildrechte: picture alliance / Hauke-Christian Dittrich | Hauke-Christian Dittrich

Reaktivierungspläne Verkehrsverbände: Alte Bahnstrecken werden zu langsam reaktiviert

23. Oktober 2023, 22:29 Uhr

Laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen steigt das Interesse an der Reaktivierung alter Bahnstrecken, um mehr Menschen an das Schienennetz anzuschließen, wieder. Doch das Tempo beim Ausbau sei bisher sehr langsam.

Die Bundesländer haben laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zunehmend erkannt, dass mit der Reaktivierung alter Bahnstrecken Millionen Menschen an das Schienennetz angeschlossen werden könnten. In einigen Fällen hätten die Länder schon die nächsten Schritte eingeleitet, etwa mit dem Bau begonnen oder sogar schon den Regionalverkehr bestellt.

Der Geschäftsführer für Eisenbahnverkehr des VDV, Martin Henke, teilte mit, dass die Zahl der beauftragten Machbarkeitsstudien zu Reaktivierungen täglich wachse: "Damit ist das Thema Reaktivierung vor Ort angekommen", sagte Henke am Montag in Berlin. Bundesweit gebe es inzwischen für 163 mögliche Strecken entsprechende Untersuchungen. "Bei 103 Strecken liegen Ergebnisse vor. 79 davon waren positiv", sagte Henke. Eine Streckenreaktivierung würde sich in einem solchen Fall also rechnen.

Die meisten abgeschlossenen Machbarkeitsstudien mit positivem Ergebnis entfallen den Angaben zufolge auf Baden-Württemberg (22), gefolgt von Nordrhein-Westfalen (16). Sachsen-Anhalt, Thüringen und das Saarland sind die Flächenländer mit den wenigsten positiv abgeschlossenen Machbarkeitsstudien (jeweils eine).

Bundesprogramm Reaktivierung gefordert

Doch generell gebe es bei der Reaktivierung alter Schienenwege nach wie vor zu wenig Tempo, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer des Interessenverbands Allianz pro Schiene. "Wir haben inzwischen gute Rahmenbedingungen, viele Studien, viel Engagement vor Ort", sagte er am Montag. "Entscheidend ist aber, was hinten rauskommt und da ist die Bilanz extrem mager."

Im vergangenen Jahr seien lediglich alte Strecken mit einer Gesamtlänge von acht Kilometern wieder in Betrieb genommen worden. Für das laufende Jahr rechne die Allianz pro Schiene ebenfalls nur mit einer einstelligen Kilometerzahl. "Wir fordern vom Bund ein Bundesprogramm Reaktivierung", sagte Flege. Aus Sicht der Verbände ist die Reaktivierung von stillgelegten Strecken eine Alternative, um in ländlichen Regionen Millionen Menschen wieder ans Schienennetz anzuschließen.

AFP, dpa (jst)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 23. Oktober 2023 | 14:09 Uhr

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