Verwaiste Gleise liegen vor dem früheren Start- und Zielbahnhof der Höllentalbahn die seit Jahren stillgelegt ist.
Bildrechte: dpa-Zentralbild | Bodo Schackow

Schienenverkehr Nächster Schritt für Höllentalbahn? Bund könnte Reaktivierung doch mitfinanzieren

19. Oktober 2023, 10:58 Uhr

Die Wiederinstandsetzung der Höllentalbahn zwischen Thüringen und Bayern ist wahrscheinlicher geworden. Der Bund will das umstrittene Vorhaben voraussichtlich in den "Bedarfsplan Schiene" aufnehmen und könnte somit doch direkt Geld zuschießen.

Der Wiederbetrieb der Höllentalbahn zwischen Thüringen und Bayern hat einen weiteren Schritt genommen. Nach Angaben der Grünen-Landtagsfraktion in Thüringen ist die Höllentalbahn in den Bedarfsplan Schiene aufgenommen worden.

Darauf hätten sich am Dienstag die Fraktionen der Ampel-Koalition im Bundestag verständigt. Mit dem Bedarfsplan Schiene entscheidet das Parlament, welche Teile des deutschen Schienennetzes ausgebaut werden sollen. Der Bundestag muss das Gesetz noch beschließen.

Grüne: Hoffnung auf Reaktivierung der Strecke

Die verkehrspolitische Sprecherin der Thüringer Grünen-Fraktion, Laura Wahl, bezeichnete den Schritt als gute Nachricht. Mit der Aufnahme in den Bedarfsplan rücke die Reaktivierung der Strecke ein gutes Stück näher. Nach ihren Worten besteht jetzt die Chance, dass der Bund den Lückenschluss zwischen Thüringen und Bayern finanziert. Thüringen solle jetzt den Rückenwind aus Berlin nutzen.

Jahrelanger Streit

Die Pläne für eine Reaktivierung der Strecke sind seit Jahren umstritten. So hatte unter anderem ein Gutachten ergeben, dass im Höllental gleich mehrere Naturschutzgebiete zusammenlaufen.

Befürworter der Trasse hoffen dagegen darauf, dass der starke Lkw-Verkehr durch einen Transport auf der Schiene abnimmt. Allein im Güterverkehr könnten rund 450.000 Tonnen pro Jahr auf der Schiene statt per Laster transportiert werden, so Wahl.

Und auch die lokale Industrie ist für die Reaktivierung: Die Zellstoff- und Papierfabrik Rosenthal in Blankenstein und ein Sägewerk würden beispielsweise gerne einen Großteil der täglichen 300 Lkw-Ladungen auf die Schiene verlagern.

Blick auf Zellstoff- und Papierfabrik Blankenstein
Blick auf die Zellstoff- und Papierfabrik Rosenthal in Südostthüringen. Bildrechte: MDR/Kathleen Bernhardt

Kehrtwende auf Bundesebene?

Sollte der Beschluss der Ampel-Fraktionen im Parlament im Gesetz landen, wäre das eine Kehrtwende zum Kurs der Bundesregierung: Im Juni hatte der Staatssekretär im Verkehrsministerium, Michael Theurer (FDP), bei einem Besuch in Blankenstein noch erklärt, dass es keine direkte Hilfe vom Bund geben würde. Und das, obwohl die Strecke von der Deutschen Bahn eigentlich schon einmal als Projekt mit Vorrang eingestuft worden war.

Vielmehr sollten sich der Saale-Orla-Kreis und der benachbarte Kreis Hof in Bayern selbst zusammen um Fördermittel kümmern. Als Voraussetzung dafür nannte das Ministerium aber auch, dass mehr Personenverkehr auf der Strecke stattfinden müsste.

Der circa 6,3 Kilometer lange Abschnitt verbindet Blankenstein im Saale-Orla-Kreis mit Marxgrün in Bayern. Die Strecke ist seit der deutsch-deutschen Teilung stillgelegt.

MDR (mue/dst)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 19. Oktober 2023 | 08:30 Uhr

6 Kommentare

Tpass vor 27 Wochen

So aufgeregt??? Es bleibt dabei. Ihre aggressiv Argumentation ändert nichts. Eine Wiederaufnahme wäre eine sehr Kostspielige Maßnahme und es werden trotzdem LKW inklusive Fahrer auf den Straßen unterwegs sein. Das zeigen andere Bundesweite ähnliche Projekte. Ob es Ihnen gefällt oder nicht. Ich war viele Jahre in Brandenburg und Sachsen unterwegs und da waren viele solche Unterfangen schiefgegangen. Im Nachhinein haben diese Dinge nur Geld / Steuergelder gekostet und nicht das Ziel erreicht was es sollte. Schönes Wochenende

IamTHandIloveit vor 27 Wochen

@Tpass: Haben Sie den Artikel überhaupt gelesen oder sind Sie Profi-Kommentierer?

Die Wirtschaft fordert diese Strecke aus wirtschaftlichen Gründen (Stichworte weniger Personalintensiv gegenüber 300 Lkw + notwenigen Fahrer und Fahrerinnen, Standortsicherheit, Abhängigkeit von Spritpreisen).
Auch der Staat kann durch weniger Straßeninstandsetzungen Geld einsparen und dieses für andere Instandsetzungen nutzen.

Für den Personenverkehr könnte die Verbindung, gegen Mobilitätsarmut helfen (Quelle: Mobilitätsarmut - Agora Verkehrswende). Touristisch halte ich die Verbindung ebenfalls für sinnvoll. Ist die Erreichbarkeit ohne Auto aktuell eine Sackgasse. Die Potenziale aus dem Süden gehen an der Region vorbei... Ach ja und da haben wir noch nicht mal über die Vorteile für die Umwelt gesprochen...

Kulturhauptstaedter vor 27 Wochen

Genial, mit nur 6,5 km Eisenbahn kriegt man eine Schienenverbindung von Saalfeld nach Hof. Mit dem Argument, es geht nur um billig, können Sie auf jede Ortsumgehungsstraße verzichten! Und Lkw-Verkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern, ist das beste, was man haben kann.

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