Markus Braun, Vorstandsvorsitzender von Wirecard, steht bei einem Fototermin in der Firmenzentrale.
Bilanz-Skandal: Der langjährige Wirecard-Vorstandschef Markus Braun bei einem Fototermin in der damaligen Firmenzentrale, 2018. Bildrechte: picture alliance/dpa | Peter Kneffel

Staatsanwaltschaft München Ex-Wirecard-Chef Braun angeklagt

14. März 2022, 11:55 Uhr

Die Staatsanwaltschaft München hat Betrugsanklage gegen den früheren Wirecard-Vorstandschef Markus Braun erhoben. Die Behörde wirft Braun und zwei weiteren Ex-Managern "bandenmäßiges Vorgehen" vor. Braun selbst sieht sich als Opfer. Wirecard-Vertriebsvorstand Marsalek ist untergetaucht. Gegen ihn wird separat ermittelt.

Die Staatsanwaltschaft München hat Betrugsanklage gegen den früheren Vorstandschef des insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard, Markus Braun, erhoben. Wie die Anklagebehörde mitteilte, wird Braun und zwei weiteren ehemaligen Wirecard-Managern "bandenmäßiges Vorgehen" vorgeworfen. Sie sollen seit 2015 die Bilanzen des DAX-Unternehmens gefälscht und kreditgebende Banken um insgesamt 3,1 Milliarden Euro geschädigt haben. Davon sollen 1,7 Milliarden Euro Kredite und weitere 1,4 Milliarden Schuldverschreibungen gewesen sein.

Unterschrift unter falschen Bilanzen

Die Anklage wirft Braun vor, wissentlich falsche Bilanzen unterschrieben zu haben. Von Brauns Anwalt lag zunächst keine Stellungnahme vor. Der Österreicher sitzt seit 22. Juli 2020 in Untersuchungshaft. Das Münchner Oberlandesgericht hatte die Staatsanwaltschaft bei der letzten Haftprüfung zur baldigen Anklageerhebung gedrängt, da Untersuchungshäftlinge nicht unnötig lange im Gefängnis sitzen sollen. Bevor es zum Prozess kommt, muss das Landgericht München entscheiden, ob die Anklage zugelassen wird.

Insolvenz nach eingeräumten Luftbuchungen

Wirecard hatte im Ende Juni 2020 Insolvenz angemeldet, nachdem das Unternehmen Luftbuchungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt hatte. Das Geld ist bis heute verschwunden. Braun sieht sich selbst als Opfer im Wirecard-Skandal. In Zivilprozessen vor dem Münchner Landgericht machte er deutlich, dass er noch immer von der Existenz der 1,9 Milliarden ausgehe. Der Ex-Wirecard-Chef wurde durch die Unternehmenspleite selbst ruiniert, da er nahezu sein gesamtes Vermögen in Wirecard-Aktien angelegt hatte.

Die Spur der Täter Logo 32 min
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Vertriebsvorstand weiter untergetaucht

Als Schlüsselfigur in der Affäre gilt neben Braun auch der frühere Wirecard-Vertriebsvorstand Jan Marsalek. Er war im Sommer 2020 ins Ausland geflohen und ist seither untergetaucht. Gegen Marsalek wird ebenfalls ermittelt, angeklagt ist er bisher aber nicht. Manipulationsvorwürfe gegen Wirecard gab es seit vielen Jahren, aufgedeckt worden war der Skandal von der britischen "Financial Times".

Quellen: dpa/AFP (dni)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 14. März 2022 | 11:00 Uhr

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