Holzpreisentwicklungen Brennholz bleibt teuer, Bauholzpreis gesunken

27. Juli 2023, 07:34 Uhr

In der letzten Zeit war der Rohstoff Holz sehr teuer. Doch trotz aktueller Baukrise und abflachender Energiekrise ist Holz nicht günstig zu haben. Brennholz wird wieder teurer gehandelt und Bauholzpreise sind auf ein mittleres Niveau zurückgegangen. Allerdings wird ein massiver Anstieg erwartet.

Sarah Bötscher moderiert den YouTube-Nachrichtenrückblick recap. Sie steht vor einem grünen Hintergrund und lächelt in die Kamera.
Bildrechte: Mitteldeutscher Rundfunk/ Toni Gräfe

Thomas Kästner spannt seinen Regenschirm auf und zeigt an einem Waldweg in der Nähe von Wasungen auf etwa fünfzig aufgestapelte Baumstämme – manche dicker, manche dünner. Im Fachjargon heißen sie Holzpolter, "welche aus einer Nadelholzfläche stammen, die zwangsgenutzt werden musste. Das heißt, wir haben hier einen Käferbefall gehabt. Das ist Holz, das in die Zerspanindustrie gebracht wird oder an diese verkauft werden soll. Daraus wird Bauholz und irgendwann mal Papier gemacht", erklärt Kästner.

Thomas Kästner vertritt die forstwirtschaftliche Vereinigung Henneberger Land. Dahinter stehen private, kommunale und kirchliche Waldbesitzer auf einer Fläche von etwa 13.000 Hektar. Auch Kästner selbst besitzt Wald. Er trägt kurze, dunkle Haare – dazu Bart, Brille und ein Jackett. Im Auto entschuldigt er sich, dass es nicht so sauber ist. Schuld sei sein Hund.

Am Waldrand wechselt er wieder in den Expertenmodus: "Gegenwärtig das Polter, was wir hier sehen, hat einen Marktwert je Raummeter von 25 bis 30 Euro. Wir haben aber auch vor wenigen Jahren Zeiten erlebt, dass das gleiche Holz für 50 Cent verkauft wurde. Beim Preis muss man ganz klar sagen, dass Buche, also Laubholz als Brennholz, deutlich teurer ist als Nadelholz. Wir waren mal bei 40 Euro der Raummeter, aktuell sind wir bei 60 bis 65 Euro." Er erwarte eine relative Stabilität im Preis.

Preisanstieg erwartet

Heißt: Holz ist immer noch ein begehrter Rohstoff – es ist normal, dass die Preise immer mal wieder schwanken. Aktuell lägen sie auf einem mittleren Niveau, sagt Marco Hartmann, Geschäftsführer von forstify. Das ist eine Online-Plattform, auf der man in Deutschland, Österreich und der Schweiz Holz kaufen und verkaufen kann. Doch die Preise könnten schon bald wieder stark ansteigen, vermutet Hartmann: "Aktuell ist es die Ruhe vor dem Sturm. Die Absatzmärkte aufgrund der geschrumpften Bauanträge-Anzahl, die Bauholzpreise sind heruntergegangen. Aber ich gehe stark davon aus, dass die Preise wieder massiv ansteigen werden und auch die Nachfrage ansteigen wird."

Vor allem seit Beginn der Energiekrise ist die Nachfrage hoch, spürt auch Jörg von Beyme. Er leitet einen Forstbetrieb im Südharz in Sachsen-Anhalt. Gerade Menschen im ländlichen Raum hätten noch einen Holzofen: "Es haben hier viele angerufen. Ich konnte nicht alle Anfragen bedienen. Da die Unsicherheit so groß ist, haben viele einfach Vorsorge getroffen. Wenn jetzt die Energiepreise auf der anderen Seite wieder stark fallen, dann ist es vielleicht einfacher, die Heizung aufzudrehen, als Holz zu schleppen."

Wald durch Trockenheit und Borkenkäfer bedroht

Trotzdem lohnt sich die Energiekrise aktuell noch für Holzhändler – sollte man also umschulen und doch Waldbesitzer werden? Bei dieser Frage muss von Beyme lachen. "Ja, eine lohnende Sache ist immer eine Frage von: Was kann man verdienen, das ist richtig. Aber auch, wie hoch ist das Risiko. Und was sind auf der anderen Seite an Kosten insgesamt zu sehen. Das heißt, wir sehen den Wald als Ganzes und nicht den Stamm, der da einzeln zu ernten ist. Wir haben im letzten Jahr sicher ein Stück weit ausgleichen können, was durch die große Borkenkäfer-Kalamität und Trockenheit kaputtgegangen ist und was wir an weniger Einnahmen haben, aber wir haben die gesamten Verluste mit Sicherheit nicht kompensieren können."

Käfer und Trockenheit machen auch Thomas Kästner in Wasungen wieder Bauchschmerzen. Was den Holzhandel betrifft, rät er Kundinnen und Kunden: "Ich glaube, dass man dann kaufen sollte, wenn man es braucht. Wenn man sich den Hof voll legt mit Brennholz und weiß dann nicht mehr, wo man das Auto hinstellen soll. Das ergibt, glaube ich, keinen Sinn."

Deshalb sollte man nur so viel Holz kaufen, wie man in einem Jahr verbraucht, rät Kästner – und nicht, weil es mal zehn Euro billiger ist.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 27. Juli 2023 | 06:00 Uhr

10 Kommentare

Basstian vor 40 Wochen

Ach ja, den Dreck, den die Förderung des ach so sauberen Gases oder auch noch Öles macht, kriegen wir ja nicht mit. Dazu die vielen Lecks in den Gasleitungen, aus denen Methan rauszischt. Wenn Du die Förderstätten sehen würdest. Und jeder LNG-Tanker bläst tausende Tonnen Schweröl = Abfälle der Raffineriewirtschaft raus, ehe er in Wilhelmshaven und Co. ankommt. Außerdem sehe ich nicht ein, auf meinen feinstaubschleudernden Ofen zu verzichten, wenn nach wie vor Fernreisen gebucht werden dürfen, Baerbock und Co. huntertausende Kilometer umherjetten (ich saß das letzte Mal 1991 in einem Flieger - Rundflug 20 Minuten :-), da kann doch der gelernte DDR-Bürger nicht widerstehen) und es für die, die Geld wie Heu haben, hinsichtlich Wohnungs- Haus und Autogröße keine Grenzen gibrt.

nasowasaberauch vor 41 Wochen

Bei einem Preis von 120€ pro Schüttraummeter, entspricht ca. 0,7 Raummeter, sollte man anfangen zu rechnen wieviel Gas oder Öl für den gleichen Heizwert kostet.

faultier vor 41 Wochen

Mensch knarf ,wir wohnen auf dem Dorf fast jeder hat hier einen Garten und wenn da mal Bäume wegmüssen ,gehen die an die Nachbarn mit Holzheizung ,oder über Tauschgeschäfte wie eh und jeh ,dann werden Häuser und Scheunen abgerissen ,da ist viel altes unbehandeltes Holz zu holen .

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