Junge Nadelbäume auf dem Gelände eines Fichtenwaldes.
Ein Holzunternehmen bei Stendal berät seine Lieferanten und stellt Setzlinge, um Wälder aufzuforsten. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO/Jochen Tack

Wald in der Krise Holzkonzern unterstützt Lieferanten beim Aufforsten

17. Juli 2023, 18:00 Uhr

Der deutsche Wald ist in der Krise. Das Unternehmen Mercer Holz in Arneburg unterstützt nun seine Holzlieferanten bei der Wiederaufforstung. Holzbesitzer können sich beraten lassen. Der Konzern beschafft Setzlinge. Allein Mercer verarbeitet eigenen Angaben zufolge etwa 15 Prozent des jährlichen Holzeinschlags in Deutschland. Von Umweltschützern gibt es dafür Lob, – das aber an Bedingungen geknüpft ist.

Mercer Holz bezieht seine Ressourcen vor allem aus privaten und kommunalen Wäldern. Die Waldbesitzer können sich ab sofort beraten lassen, welche Bäume und wie viele von ihnen auf kahl gefallenen Flächen gepflanzt werden können. Das sagte jetzt Martin Stöhr, der Geschäftsführer von Mercer Holz, MDR SACHSEN-ANHALT.

Sein Unternehmen unterstütze auch bei der Beschaffung von Setzlingen und arbeite dafür vor allem mit einem Waldbau-Unternehmen im Fläming zusammen. Von dort aus würden Pakete mit Setzlingen unterschiedlicher Arten zusammengestellt, die auf die jeweiligen Bedingungen der wiederaufzuforstenden Flächen abgestimmt seien.

Aufforstungsprogramm ist Idee der Mitarbeiter

Die Idee zu der Aktion sei aus den Reihen der Mitarbeiter gekommen, sagt Martin Stöhr. Auch den Beschäftigten von Mercer Holz sei klar, dass der Wald in der Krise sei. Dem wolle das Unternehmen im Rahmen seiner Möglichkeiten entgegenwirken. Mit Freude habe er die in jüngerer Zeit häufigen Pflanzaktionen von Bürgerinitiativen, Naturschutzgruppen, Firmen oder Vereinen verfolgt. Die Unterstützung, die Mercer Holz jetzt seinen Lieferanten zukommen lässt, soll die Palette zur Wald-Rettung erweitern.

Der Großteil des Geschäfts von Mercer Holz drehe sich um die Fichte. Aus dem Nadelholz würde Zellstoff gemacht, aus dem wiederum Verbrauchsgüter wie Toilettenpapier, Taschentücher, Druckerpapier, Verpackungen und mehr entstünden. Dennoch plädiert Stöhr für mehr Mischwald in Deutschland. Im Rahmen des neuen Programms "Unsere Wälder gestalten – Zukunft schaffen" setzt der Fachmann einerseits unter anderem auf schnell wachsende, robuste Douglasien als Ernteholz, aber auch auf Laubbäume wie Eichen und Buchen.

Erste Wiederaufforstungen und Pflanzaktionen habe es unter dem Dach von Mercer bereits gegeben. Es sei wichtig, so der Holz-Chefeinkäufer mit einem Berufsabschluss als Forstwirt, das Bewusstsein für die Situation zu erhöhen, "in der sich die deutschen Wälder momentan und in Zukunft befinden."

Die Sonne scheint über dem Werk von Mercer Stendal
Mercer betreibt in Arneburg ein Zellstoffwerk. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Klaus-Dietmar Gabbert

Wald erhalten ist generationenübergreifende Aufgabe

Man müsse sich auch klar sein, dass der Umgang mit den Wäldern eine generationenübergreifende Aufgabe ist. Die Bäume, die heute gepflanzt würden, seien in zwei, drei Generationen nutzbar. Den Wald so gesund wie möglich zu halten, müsse aber jederzeit Anliegen sein.

Zu Holz gebe es einfach keine Alternative, sagt der Geschäftsführer. Stöhr sieht drei Schwerpunktregionen für das Hilfsprogramm des Unternehmens: den Thüringer Wald, den Harz und die Altmark. Im altmärkischen Arneburg betreibt Mercer ein großes Zellstoffwerk mit etwa 600 Beschäftigten.

Umweltschützer begrüßen Initiative von Mercer

Die Umweltschutzorganisation BUND begrüßt die Initiative von Mercer. Der stellvertretende Landesvorsitzende und Projektleiter im Grünen Band, Dieter Leupold, mahnte aber, es komme besonders auf die Auswahl der Baumarten an. Grundsätzlich sollten heimische Laubbäume nachgepflanzt werden. Es gebe hierzulande genügend, die mit dem Klimawandel klar kämen, zum Beispiel Eiche und Linde.

MDR (Katharina Häckl)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 15. Juli 2023 | 08:30 Uhr

1 Kommentar

pwsksk am 17.07.2023

Wenn der BUND etwas unterstützt, sollte es ja der Natur dienlich sein.
Da ich jeden Tag mehrere! LKWs voll Holz in Richtung Arneburg (Zellstoffwerk und SanipapierWerk) fahren sehe, kann ich das mit dem Loben nicht so recht glauben. Die Wälder, rings um Genthin werden immer "dünner". Aufforstungen dauern und sind teuer, ich sehe da auch sehr wenig auf den Kahlschlägen, zumindest bei uns rings herum. Was passiert, wenn das Nadelholz eines Tages zur Neige geht, die 10 bis 15% an Aufforstungen reichen ja nicht. Bleiben die restlichen 85% unserer jetzigen Waldflächen leer?
So weit ich weiß, ist Arneburg das größte Zellstoffwerk Deutschlands, die brauchen Mengen an Holz. Unterstützt der BUND tatsächlich die Schaffung von Quadratkilometern gerodeter Flächen auf Dauer oder hat man sich kurzfristig nur miteinander arrangiert und kann jetzt wieder gegen den A14 Weiterbau prozessieren.

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