Ikea Einrichtungshaus, SB Moebelhaus in Bayern
Ikea-Filiale in Bayern: Zu DDR-Zeiten wurde auch in Gefängnissen produziert. Bildrechte: IMAGO/Manfred Segerer

Wegen Häftlingsarbeit Ikea zahlt in Härtefallfonds für SED-Opfer ein

29. Oktober 2024, 13:44 Uhr

Auch für das schwedische Möbelhaus Ikea haben vor 1989 unter anderem politische Häftlinge in der DDR produziert. Jetzt hat das Unternehmen sechs Millionen Euro für einen Härtefallfonds zugesagt, um den Opfern zu helfen. Deren Verband sieht darin auch ein Vorbild auch für andere Firmen.

Ikea wird sich am geplanten Härtefallfonds für Opfer der SED-Diktatur mit sechs Millionen Euro beteiligen. Das geht aus einer Absichtserklärung hervor, die Vertreter von Ikea-Deutschland am Dienstag der SED-Opferbeauftragten beim Deutschen Bundestag, Evelyn Zupke, übergeben haben.

Vorausgegangen war dem nach Angaben der Bundesbeauftragten ein mehrjähriger Austausch zwischen ihr, dem schwedischen Unternehmen und der Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG).

Ikea hatte 2012 eine unabhängige Untersuchung in Auftrag gegeben, nachdem bekannt geworden war, dass das schwedische Möbelhaus früher Artikel verkaufte, die politische Häftlingen in der DDR produzierten.

Vorbild für andere Firmen

Evelyn Zupke, SED-Opferbeauftragte
Die SED-Opferbeauftragte Evelyn Zupke Bildrechte: picture alliance/dpa | Wolfgang Kumm

Zupke wertete die Beteiligung von Ikea am geplanten Entschädigungsfonds als "Ausdruck verantwortungsbewussten Umgangs auch mit dunklen Kapiteln der Firmengeschichte".

Ikea-Deutschland-Chef Walter Kadnar äußerte sein tiefes Bedauern, dass auch Produkte für Ikea von politischen Häftlingen in der DDR produziert wurden. Er begrüße die Einrichtung des Härtefallfonds und freue sich, seine Zusage an die Betroffenen einlösen zu können. 

Dieter Dombrowski
UOKG-Vorsitzende Dieter Dombrowski Bildrechte: IMAGO / Metodi Popow

Der UOKG-Vorsitzende Dieter Dombrowski erklärte, Ikea habe nach dem Bekanntwerden der eigenen Beteiligung an Zwangsarbeit von DDR-Häftlingen die Einladung zum Gespräch angenommen. Die Beteiligung an dem Fonds sei "wegweisend" und "wir wünschen uns, dass weitere Firmen dem Vorbild Ikeas folgen."

Auch bundesdeutsche Unternehmen, die in der DDR produzieren ließen, sollen von der Arbeit in DDR-Gefängnissen profitiert haben.

Bundestag muss Fonds erst noch beschließen

Die Einrichtung des Härtefallfonds für besonders Bedürftige geht auf einen Gesetzentwurf zurück, den der Bundestag noch beschließen muss. Er sieht unter anderem vor, dass der Bund sich mit einem Volumen von einer Million Euro beteiligt. Opferrenten für frühere DDR-Häftlinge und beruflich Verfolgte sollen zudem künftig einmal jährlich automatisch angehoben werden.

Ferner ist eine einmalige Entschädigung von 1.500 Euro für Menschen vorgesehen, die nach Abriegelung der innerdeutschen Grenze zwangsweise aus dem Grenzgebiet ins Landesinnere der DDR umgesiedelt wurden. Mit dem Geld soll Menschen in Notlagen unbürokratisch geholfen werden.

epd, dpa, MDR (ksc)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | as Nachrichtenradio | 29. Oktober 2024 | 13:30 Uhr

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