Sanierungspflicht für alte Häuser Sanierungskosten für EU-Richtlinie können auf Mieter umgelegt werden

23. März 2023, 12:34 Uhr

Die EU plant eine Sanierungspflicht für alte Gebäude, die zu viel Energie verbrauchen. Bis 2033 sollen alle Häuser die Energieeffizienzklasse D erreichen. Der Direktor des sächsischen Verbandes der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, Rainer Seifert, sagte, wenn man Zwangssanierungen mache, verteuere sich alles. Wohnungsgenossenschaften reagieren entspannt.

Zwei Zimmer, Küche, ineffizient. Bei vielen Mietshäusern in der Bundesrepublik pfeift es durch die Ritzen, die Wände sind kalt und die Scheiben beschlagen. Man heizt quasi zum Fenster raus. Schlecht gedämmte Gebäude verursachen in der EU 36 Prozent aller CO2-Emissionen.

Vermieter: Es fehlt an Handwerkern und Geld für Sanierungen

Es werde daher seit Jahren schon viel getan, beteuert René Hobusch, Präsident des Verbands Haus und Grund Sachsen: "Es ist nicht so, dass die privaten Vermieter nicht wollen. Wir haben in den letzten 25 bis 30 Jahren gerade bei uns in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen den Städten neue Gesichter gegeben." Viele Vermieterinnen und Vermieter täten unentwegt etwas, um die energetische Bilanz und den baulichen Zustand ihrer Immobilien zu verbessern, sagt Hobusch.

Dennoch wehrt sich der Verband Haus und Grund gegen den Zwang, den die EU nun mit der neu geplanten Gebäude-Richtlinie ausüben wolle. René Hobusch kritisiert die Richtlinie. Denn sie überfordere die Vermieter: "Es ist ein Zwang, der ausgeübt wird. Es fehlt nicht nur an Handwerkern, die es umsetzen könnten. Es fehlt auch an Liquidität für private Vermieter."

Mindestens Klasse D bei der Energieeffizienz bis 2033

Die Pläne der EU sehen vor, dass bald nur noch Gebäude mit einer guten Energieeffizienz bewohnt werden. Für die Energieeffizienz gibt es neun Klassen. Die Skala reicht von A+ für Häuser, die sehr wenig Energie verbrauchen, bis hin zur Klasse H. Im Schnitt verbraucht ein Gebäude der Klasse H mehr als acht Mal so viel Energie wie ein gleich großes Gebäude mit der Klasse A+. Die EU will nun, dass ab 2033 alle Gebäude mindestens die Anforderungen der Klasse D erfüllen.

Bis zu 40 Prozent der Mietshäuser müssen saniert werden

Das dürfte viele Vermieter hart treffen, sagt Rainer Seifert vom sächsischen Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft. Er schätzt, dass bis zu 40 Prozent der sächsischen Mietshäuser saniert werden müssten, weil ihre Energieeffizienz schlechter ist als Klasse D: "Klimaschutz wird gefühlt zur Bedrohung für die Menschen, weil wenn sie Zwangssanierungen machen, dann verteuert sich alles. Und eigentlich wollen wir, dass wir Menschen mitnehmen in den Klimawandel."

Logo MDR 7 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Guter Sanierungsstand bei Wohnungsgenossenschaften

Es gibt jedoch auch Vermieter, die der neuen Richtlinie entspannt entgegensehen, so zum Beispiel die Wohnungsgenossenschaften. Die Gebäude ihrer Mitglieder seien bereits gut saniert und daher nicht betroffen, sagt Mirjam Philipp, Vorständin des Verbands sächsischer Wohnungsgenossenschaften: "Dadurch, dass fast 100 Prozent unserer Gebäude Anfang der 90er-Jahre saniert worden sind, heißt das, dass tatsächlich ein hoher Sanierungsstand da ist. Und das heißt wiederum, dass unsere Gebäude einzuordnen sind in den Energieeffizienzklassen A bis D, die nicht von der EU-Gebäuderichtlinie betroffen sind." Damit seien auch die Auswirkungen auf die Mieterinnen und Mieter relativ verträglich.

Dadurch, dass fast 100 Prozent unserer Gebäude Anfang der 90er-Jahre saniert worden sind, heißt das, dass tatsächlich ein hoher Sanierungsstand da ist.

Mirjam Philipp Verband sächsischer Wohnungsgenossenschaften

Mieterhöhung um 100 Euro durch Sanierung möglich

Doch wenn saniert werden muss, dann würden die Kosten in jedem Fall auf die Mieterinnen und Mieter umgelegt, sagen die Verbandsvertreter. Das hieße also: höhere Mieten. Bei einem älteren Gebäude, so schätzt der Verband Haus und Grund, könnte sich nach einer Sanierung die Monatsmiete gut und gern um 100 Euro erhöhen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 23. März 2023 | 06:00 Uhr

Mehr aus Wirtschaft

Das Gelände der Westsächsischen Entsorgungs- und Verwertungsgesellschaft von oben. 1 min
Bildrechte: MDR/Tim Schulz
1 min 25.04.2024 | 21:13 Uhr

Was aus Biomüll gemacht werden kann, zeigt eine Anlage südlich von Leipzig. Auf der Zentraldeponie Cröbern entsteht aus Biomüll neben Komposterde grüner Strom für 3.000 Menschen.

Mi 13.09.2023 11:15Uhr 01:00 min

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/wirtschaft/video-biogas-strom-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Mehr aus Deutschland

Soldaten der Bundeswehr besprechen sich, vor der Suche am Ufer der Oste. 5 min
Bildrechte: picture alliance/dpa | Philipp Schulze
Volker Wissing spricht von Erfolgen in seiner Arbeit 1 min
Volker Wissing spricht von Erfolgen in seiner Arbeit Bildrechte: ARD
1 min 26.04.2024 | 13:57 Uhr

Bundesverkehrsminister Volker Wissing verteidigt die Änderung des Klimaschutzgesetzes – und sich selbst. Die Erzählung vom Verkehrsminister, der nichts tue, stimme nicht.

Fr 26.04.2024 13:27Uhr 00:31 min

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/video-wissing-verkehr-klima100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video