Stellwerk
Marode Betonschwellen müssen auf zahlreichen Bahnstrecken ausgetauscht werden – das sorgt bereits seit Monaten für Zugausfälle und Verspätungen im Zugverkehr. (Archivbild) Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Baustellen und Personalmangel Verkehrsministerin rechnet mit jahrelangen Einschränkungen bei der Bahn

09. August 2023, 16:53 Uhr

Marode Schienen, kaputte Schwellen, zu wenig Personal: Bei der Bahn gibt es derzeit viele Baustellen. Laut Verkehrsministerin Lydia Hüskens müssen sich Bahnreisende in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren auf noch mehr Einschränkungen im Zugverkehr einstellen.

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Sachsen-Anhalts Infrastrukturministerin Lydia Hüskens (FDP) bereitet Bahnreisende im Land auf langfristige Einschränkungen im Zugverkehr vor. Wie Hüskens der Mitteldeutschen Zeitung sagte, rechnet sie mit Behinderungen bis in die 2030er Jahre. Die Bahn werde sehr viel bauen müssen, vor allem im Fernverkehr und auf den Hochleistungs-Trassen, so die Ministerin. Das wirke sich durch Sperrungen und Umleitungen auch auf andere Strecken aus.

Zahlreiche Verspätungen und Zug-Ausfälle

Schon seit Jahren müssen Pendler und andere Bahnkunden in Sachsen-Anhalt eine Vielzahl von Verspätungen und Ausfällen hinnehmen. Hüskens räumte ein, es gebe "ein ganzes Bündel" von Problemen im Zugverkehr: Angefangen bei maroden Beton-Schwellen, die auf zahlreichen Strecken ausgetauscht werden müssten, bis hin zu Personal-Engpässen in Stellwerken.

Lydia Hüskens, Vorsitzende der FDP Sachsen-Anhalt, steht am Eingang eines Bürogebäudes.
Laut Verkehrsministerin Lydia Hüskens (FDP) müssen sich Bahnfahrende in Sachsen-Anhalt auf langfristige Einschränkungen im Zugverkehr einstellen. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Peter Gercke

Als Beispiel nannte Hüskens das Stellwerk in Sangerhausen. Es sei 100 Jahre alt und wunderschön, die Technik jedoch personalintensiv. "Und die Leute fehlen," so die Ministerin weiter. Sie sei mit der Deutschen Bahn "in intensiven Gesprächen". "Ich hoffe, dass dort schnellstmöglich wieder der Normalzustand hergestellt wird, hoffentlich dieses Jahr." Derzeit arbeite man daran, zum Ende des Jahres mehr Züge auf die Schiene zu bekommen.

Ein Fahrdienstleiter in einem digitalen Stellwerk 4 min
Bildrechte: picture alliance / Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa | Monika Skolimowska

Fehler bei der Bahn-Privatisierung

Den derzeitigen Zustand der Bahn sieht Hüskens als das Ergebnis eines falschen Weges, den man bei der Bahn-Privatisierung eingeschlagen habe und den nun alle ausbaden müssten. Sie sei froh, dass das nun erkannt wurde und der Bund hier umsteuere.

dpa, MDR (Cornelia Winkler)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 09. August 2023 | 05:00 Uhr

3 Kommentare

hilflos vor 40 Wochen

Naja, es ist doch schon ein großer Fortschritt, wenn man überhaupt beginnt. Am Jahr 2030 würde ich mich nicht festklamnern, denn das ist nur eine politische Parole.
Ja die ehemals fortschrittliche und moderne Infrastruktur ist dahin und D wird auf keinem Feld positive Spitzenleistungen zeigen

M H Dessau vor 40 Wochen

Es ist ja schon mal ein Lichtblick das bei der Politik die Einsicht angekommen ist das bei der Privatisierung der Bahn Fehler gemacht wurden. Jetzt fehlt noch der zweite Schritt der Erkenntnis! Die Privatisierung an sich ist der Fehler. Man denke nur an den Ausschreibungswahn für den Nahverkehr. Was da an Steuergeld verbraten wird welches nie der Eisenbahn zu gute kommt. Es ist nicht schön.

Ein Dorfjunge vor 40 Wochen

Wenn gebaut wird, dann wird halt gebaut und irgendwie müssen ja die Schäden beseitigt werden welche die neoliberale Agenda der letzten 30 Jahre angerichtet hat. Wenn wir der Bahn aber auch dem ÖPNV im Allgemeinen jährlich etwas mehr Geld zugestanden hätten, wären wir am Ende preiswerter gefahren. Der Erhalt der Infrastruktur kostet nunmal Geld, doch rechtzeitig reparieren kommt immer billiger als warten bis alles hinüber ist. Dazu kommt dann noch die fast mutwillige Zerstörung der Bahninfrastruktur seitens der Politik und Bahnspitze. Seit 1994 mehr als 8000 Streckenkilometer weg, tausende Weichen weg, Bahnsteige wurde gekürzt, Strecken und Bahnhöfe stillgelegt. Oft mit der Begründung lohnt sich nicht, was auch gestimmt hat, denn auf einer Strecke wo nur im Schneckentempo gefahren werden kann, wo es keine Vertaktung gibt, bleiben die Fahrgäste aus. siehe Magdeburg-Loburg.

Es wurde auf Verschleiß gefahren und Personal auf das absolute Minimum abgebaut. Dies rächt sich nun.

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