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Fünf Fakten So steht es um das Bürgergeld in Sachsen-Anhalt

von Madeleine Eisenbarth, MDR Data

05. November 2023, 17:50 Uhr

Zum Jahreswechsel hat das Bürgergeld das Arbeitslosengeld II (Hartz-IV) abgelöst. In Sachsen-Anhalt ist die Zahl der Menschen, die Bürgergeld beziehen, in den letzten fünf Jahren zurückgegangen. Fünf Fakten zeigen Aktuelles rund um das Bürgergeld.

1. Bürgergeld-Bezieher wohnen vor allem in Städten

Knapp sechs Prozent der Einwohner in Sachsen-Anhalt beziehen Bürgergeld. Das sind insgesamt knapp 130.000 Menschen (Stand: Juni 2023). Der Anteil an Bürgergeld-Empfängern an der Bevölkerung ist dabei in den kreisfreien Städten deutlich höher als in ländlichen Gebieten.

Am höchsten ist der Anteil in Halle. Dort beziehen knapp acht Prozent der Einwohner Bürgergeld. Auch in Magdeburg und Dessau-Roßlau liegt der Anteil über dem landesweiten Durchschnitt von 5,9 Prozent. Den geringsten Anteil an Leistungsempfängern gibt es in der Börde. Dort liegt er bei 3,6 Prozent.

Wer kann Bürgergeld beantragen?

Bürgergeld kann beantragen, wer erwerbsfähig ist, mindestens 15 Jahre alt und noch nicht im Rentenalter ist. Berechtigte können ihren Lebensunterhalt nicht aus eigenem Einkommen oder aus anderen Leistungen (Arbeitslosengeld, Wohngeld, Kinderzuschlag, etc.) decken. Auch Personen, die nicht erwerbsfähig sind, aber mit einer berechtigten Person zusammenleben, erhalten Bürgergeld.

2. In den letzten fünf Jahren ist die Zahl der Bürgergeld-Beziehenden gesunken

Aktuell beziehen in Sachsen-Anhalt knapp 130.000 erwerbsfähige Menschen Bürgergeld. Das sind etwas mehr als es noch im vergangenen Jahr Hartz IV-Empfänger gab. Im Zeitverlauf seit 2019 zeigt sich jedoch, dass die Zahl der Menschen, die Bürgergeld (ehemals Arbeitslosengeld II) beziehen, eher gesunken ist. Das hängt laut der Bundesagentur für Arbeit mit den demografischen Entwicklungen zusammen. So sinke auch die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter stetig.

Außerdem beziehen die Menschen das Bürgergeld weniger lang. Als Langzeitbeziehender gilt, wer in den vergangenen 24 Monaten mindestens 21 Monate Bürgergeld bezogen hat. 2023 waren das 65 Prozent der Menschen, 2022 noch 71 Prozent.

3. Jeder sechste Leistungsberechtigte ist berufstätig

Auf Bürgergeld sind nicht nur arbeitslose Menschen angewiesen. Auch Erwerbstätige, denen das Gehalt nicht zur Grundsicherung reicht, beziehen es. Der Anteil an erwerbstätigen Bürgergeld-Empfängern in Sachsen-Anhalt liegt bei 17,56 Prozent.

Am höchsten ist der Anteil in Mansfeld-Südharz. Dort gehen 21,2 Prozent der Bürgergeld-Empfänger einer Beschäftigung nach. Am geringsten ist der Anteil hingegen im Harz. Dort sind es 16,1 Prozent. Die arbeitenden Leistungsempfänger gehen zu knapp 50 Prozent einer geringfügigen Beschäftigung nach, üben also einen Minijob aus. 43 Prozent der Bürgergeld-Empfänger in Sachsen-Anhalt sind arbeitslos. Von ihnen haben etwas über die Hälfte keine abgeschlossene Berufsausbildung.

4. Weniger Leistungsbeziehende finden einen neuen Job

Die sogenannte Integrationsquote beschreibt den Anteil an Bürgergeld-Beziehern, die erwerbstätig werden oder eine berufliche Ausbildung angehen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist die Integrationsquote in Sachsen-Anhalt im Mai 2023 in allen Kreisen Sachsen-Anhalts sowohl unter den erwerbsfähigen Leistungsberechtigten als auch unter den Langzeit-Leistungsbeziehenden zurückgegangen. Es haben also weniger Menschen einen neuen Job aufgenommen.

Als Grund nennt Uta Mayer, Beraterin für Kommunikation und Arbeitsmarktanalyse in der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit Sachsen-Anhalt-Thüringen, die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt: "Aufgrund der angespannten Wirtschaftslage in Folge des Ukrainekrieges und der damit verbundenen Kostensteigerungen sind Unternehmen zurückhaltend bei neuen Stellenmeldungen". Insbesondere für Langzeit-Arbeitslose sei es schwieriger geworden, wieder einen Job zu finden.

5. Jobcenter können nur ein Zehntel der Arbeitslosen vermitteln

Die Vermittlungsquote zeige an, wie Jobcenter dazu beigetragen haben, dass arbeitslose Menschen in eine Beschäftigung finden, erklärt Uta Mayer. Die Definition einer Vermittlung durch das Jobcenter ist allerdings sehr eng gefasst.

Abseits davon gibt es andere Wege, wie das Jobcenter zwischen Arbeitgebern und Arbeitssuchenden vermitteln kann (Selbstinformationseinrichtungen, Beratungsdienstleistungen, finanzielle Hilfen bei der Beschäftigungssuche, etc.). Diese gehen nicht in die Statistik ein.

Was zeigt die Vermittlungsquote?

In der Vermittlungsquote wird die sogenannte "Vermittlung nach Auswahl und Vorschlag" erfasst. Dafür muss folgender Prozess durchlaufen: Die Stelle ist bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet, Arbeitsuchende und Arbeitgeber erhalten einen Vermittlungsvorschlag und vereinbaren die Einstellung. Das Jobcenter erhält darüber eine Rückmeldung und der oder die Arbeitslose wird beim Jobcenter abgemeldet.

Die durchschnittliche Vermittlungsquote in Sachsen-Anhalt liegt bei 11,2 Prozent. Die höchste Vermittlungsquote gibt es mit 42,1 Prozent im Altmarkkreis Salzwedel, die niedrigste in Anhalt-Bitterfeld mit 3,2 Prozent.

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MDR (Madeleine Eisenbarth, Katharina Gebauer, Katharina Forstmair, Julia Bartsch)

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