Ein Mann legt auf dem Vorfeld des Nationalen Erprobungszentrum für Unbemannte Luftfahrtsysteme des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) eine Pappschachtel die eine Medikamentenpackung simulieren soll in eine "Labfly"-Drohne der Firma "Diaven".
In Zukunft könnten Medikamente via Drohne geliefert werden. Bildrechte: picture alliance/dpa | Klaus-Dietmar Gabbert

Autonomer Flug Drohne liefert Medikamente: Testflüge in Wohngebiet in Dessau erfolgreich

27. Juli 2023, 12:38 Uhr

Medikamente per App bestellen und Drohne ausliefern lassen: Das soll in Zukunft möglich sein. In Dessau werden die autonom fliegenden Drohnen gerade getestet. Die ersten Flüge über Wohngebiete sind erfolgreich verlaufen.

Medikamente per Drohne liefern lassen – dafür laufen in Dessau gerade die ersten Testflüge über Wohngebiete. Diese sind nach Angaben der Entwickler erfolgreich verlaufen. Der CEO des Drohnenprojekts Tim Fischer sagte, seit Februar seien mehr als 20 Testlieferungen von Apotheken zu Testpatienten erfolgreich durchgeführt worden.

Tim Fischer von DiAvEn UG zeigt eine Drohne, die Medikamente zustellen kann.
Laut CEO Tim Fischer sind bereits über 20 Testlieferungen erfolgreich durchgeführt worden. Bildrechte: picture alliance/dpa | Daniel Vogl

Der Dessauer Apotheker und Projektkoordinator Martin Grünthal zeigte sich von den ersten Tests angetan. Momentan solle vor allem geprüft werden, welchen Einfluss Wind oder Bäume und Häuser auf die autonom fliegenden Drohnen haben. Mit diesen Daten solle bis Jahresende eine Machbarkeitsstudie zu Medikamentenlieferungen per Drohne erstellt werden.

Der Apotheker Martin Grünthal mit einem Medikamentenbeutel.
Der Dessauer Apotheker und Projektkoordinator Martin Grünthal ist von dem Projekt überzeugt. Bildrechte: MDR/Martin Krause

Bisher nur überwachte Flüge erlaubt

Tim Fischer erklärte, bislang müssten die Drohnen laut Gesetz noch von einem Operator vor Ort in Sichtweite überwacht werden. Daher würden derzeit nur Gesamtdistanzen von etwa einem Kilometer geflogen. Zukünftig sollen laut Fischer aber auch längere Strecken von fünf bis zehn Kilometern möglich sein und die Überwachung zentral von Berlin aus erfolgen.

Eine «Labfly»-Drohne der Firma «Diaven» schwebt auf dem Vorfeld des Nationalen Erprobungszentrum für Unbemannte Luftfahrtsysteme des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) vor dem Tower des Flughafens.
Bisher müssen die Drohnen noch in Sichtweite fliegen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Klaus-Dietmar Gabbert

Die Drohnen sollen in einer Höhe von 80 bis 100 Metern unterwegs sein. Der Plan sieht vor, dass die Medikamente per App bestellt und bei der Auslieferung aus einer Höhe von rund 15 Metern abgeworfen werden. Bei Päckchen, die schwerer als 100 Gramm sind, sollen Fallschirme zum Einsatz kommen.

Originale Drohne gestohlen – Ersatzdrohne im Einsatz

Bei den Testflügen über die Wohngebiete musste eine Ersatzdrohne eingesetzt werden, weil die Originaldrohne kurz vor dem Test gestohlen worden war. Die Originaldrohne kostet laut einem MDR-Reporter etwa so viel wie ein guter Mittelklassewagen. Das Projekt soll laut Apotheker Grüntal aber trotzdem fortgeführt werden. Er will eine neue Drohne vorbereiten, die in Zukunft selbstständig längere Strecken fliegen kann. Er ist zuversichtlich, dass die Medikamenten-Drohnen in zwei bis drei Jahren in den Einsatz gehen können.

Zwei Menschen befüllen ein Drohne zur Medikamentenlieferung.
Bei den Tests war eine Ersatdrohne im Einsatz. Bildrechte: MDR/Martin Krause

MDRfragt: Drohnen erfahren nur für bestimmte Einsätze Zuspruch

Eine MDRfragt-Umfrage zeigt, dass viele Menschen sich die Medikamentenlieferung per Drohne vorstellen können. Etwa Dreiviertel der Befragten äußerte sich offen für Drohnenflüge zu diesem Einsatzzweck. Für die Suche von Vermissten lag die Zustimmung sogar bei 97 Prozent. Eher ablehnend reagierten die Menschen allerdings bei der Vorstellung, dass Drohnen künftig auch Pakete ausliefern könnten. Gründe dafür waren vor allem Sorgen vor logistischen Problemen und Fragen des Datenschutzes.

dpa, MDR (Leonard Schubert, Martin Krause)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 27. Juli 2023 | 19:30 Uhr

4 Kommentare

astrodon vor 41 Wochen

Fragen über Fragen: Was ist mit §21h Luftverkehrs-Ordnung (LuftVO), dass Drohnen mit Kamera nicht über Wohngrundstücke fliegen dürfen? Wie stellt die Apotheke die Lieferung nur an den Berechtigten sicher (z.B. dürfen m.W. bestimmte Medikamente nicht von Kindern in Empfang genommen werden)? Wie wird die Beratungspflicht wahrgenommen? Je länger ich das Problem betrachte, je mehr Fragen tauchen auf.

Anni22 vor 41 Wochen

Hm eigenes Grundstück Voraussetzung. Zudem währe eine direkte Anwesenheit wichtig, nicht das der Hund oder der Igel schon mal naschen. Medi sollte ja auch nicht in der Sonne liegen. Also eher was für Spezialfälle, vielleicht Notfalllieferung an Altenheime, Krankenhäuser oder so.

Pattel vor 41 Wochen

Kopf schütteln. Es wird geklaut was das Zeug hergibt.....

Mehr aus Dessau-Roßlau, Anhalt und Landkreis Wittenberg

Mehr aus Sachsen-Anhalt

Qualitätskäse aus Vahldorf in der Börde 4 min
Bildrechte: picture-alliance / ZB | Peter Förster
4 min 12.05.2024 | 08:47 Uhr

Der golden glänzende „Bördespeck“ hat sie weltberühmt gemacht - die Käserei in Vahldorf bei Haldensleben. Ende März musste sie nun endgültig schließen und damit endete auch eine 145-jährige Käsetradition.

MDR SACHSEN-ANHALT So 12.05.2024 08:21Uhr 03:57 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/boerde/audio-boerde-speck-vahldorf-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio