Wörlitzer Schloss im sommerlichen Wörlitzer Park
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Umfangreiche Sanierung Gartenreich Dessau-Wörlitz: 150 Millionen Euro für überfällige Sanierung

27. Oktober 2023, 14:40 Uhr

Das Gartenreich Dessau-Wörlitz muss dringend saniert werden. Dafür stellen Bund und Land nun bis zu 150 Millionen Euro bereit. Kulturminister Rainer Robra und Kulturstaatsministerin Claudia Roth betonten die Wichtigkeit der Investition. Der Träger erklärte, die Anlage sei schon zu DDR-Zeiten nicht ausreichend gepflegt worden. Das Gartenreich Dessau-Wörlitz ist Teil des Unesco-Weltkulturerbes.

Der Bund und das Land Sachsen-Anhalt investieren bis zu 150 Millionen Euro in das Gartenreich Dessau-Wörlitz. Das Geld soll in den kommenden zehn Jahren etwa in die Sanierung des Schlossensembles Oranienbaum und Mosigkau sowie in die Entwicklung eines neuen Unesco-Welterbezentrums fließen.

Wie am Mittwoch in Berlin mitgeteilt wurde, tragen Bund und Land die zusätzlichen Mittel zu je 50 Prozent. Es werden demnach Mittel für den Strukturwandel eingesetzt.

Geschichte des Gartenreichs Dessau-Wörlitz

Das Dessau-Wörlitzer Gartenreich gehört seit 23 Jahren zum Unesco-Weltkulturerbe. Es besteht aus fünf historischen Schlossanlagen samt Schlossgärten und Parks sowie Museen, Kunstsammlungen und authentischen Ausstattungen. Träger ist die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz. Sie entwickelte einen auf zehn Jahre angelegten "Masterplan Bau- und Gartendenkmalpflege", der den bestehenden Investitionsstau verdeutlicht.

Das Gartenreich Dessau-Wörlitz ist eine rund 142 Quadratkilometer Kulturlandschaft, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden ist. Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740-1817) ließ die Parklandschaft mit ihren Bauten und Kanälen anlegen, inspiriert von seinen Reisen unter anderem nach Italien. Sein Anliegen war es nach Angaben von Historikern, allen Menschen – unabhängig ihrer sozialen Herkunft – Zutritt zu der Kulturlandschaft zu ermöglichen und Wissen zu vermitteln.

Schäden im Gartenreich müssen beseitigt werden

Der Bauexperte der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Robert Hartmann, sagte MDR SACHSEN-ANHALT, viele Objekte im Gartenreich seien einige Jahrhunderte alt. Man habe in der Vergangenheit zwar viel repariert. Es habe aber keine umfassende Grundsanierung gegeben. In einigen Bereichen sei Gefahr im Verzug. Diese Schäden müssten beseitigt werden.

Fördermittel für den Strukturwandel Im Zuge des Ausstiegs aus der Braunkohle sollen in den betroffenen Gebieten neue Arbeitsplätze geschaffen (z.B. im Bereich Tourismus) und verschiedene Projekte umgesetzt werden. Der Bund will die Braunkohlereviere in der Lausitz, in Mitteldeutschland und im Rheinland bis 2038 mit bis zu 40 Milliarden Euro fördern.

Die dringendsten Baustellen sind Hartmann zufolge der Seitenflügel eines Fachwerkbaus in Oranienbaum, das westliche Kavalierhaus in Mosigkau und das UNESCO-Welterbezentrum, das in Wörlitz entstehen soll. Auch die Steganlagen am Wörlitzer See müssten dringend erneuert werden. Dort beginnen die beliebten Gondelfahrten.

Robra: Umfangreiche Sanierung notwendig

Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra (CDU) betonte die Wichtigkeit des Sonderprogramms: "Was an Gestaltung, Restaurierung und Sanierung dringend notwendig ist, ist weit umfänglicher, als es der derzeitige finanzielle Rahmen zulässt." Es handele sich um einen entscheidenden Schritt, das Gartenreich in seiner historischen Pracht für kommende Generationen zu erhalten. Zudem sei es ein Bekenntnis zur Förderung von Kunst und Kultur.

Schatzsucher und Archäologe Harald Meller 9 min
Harald Meller Bildrechte: MDR / Karsten Möbius

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) sagte, dass auf den Weg gebrachte Maßnahmenpaket sei auch ein entscheidender Schritt, um das Gartenreich besser auf Herausforderungen wie die Klimakrise und den Strukturwandel in der Region vorzubereiten. Das Gartenreich Dessau-Wörlitz bilde eine unvergleichliche Kulturlandschaft von nationaler und internationaler Bedeutung.

Gartenreich zu DDR-Zeiten nicht ausreichend geflegt worden

Der kommissarische Vorstand vom Träger des Gartenreichs, der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Harald Meller, erklärte, das Gartenreich sei in der DDR-Zeit nicht ausreichend gepflegt worden und weder schnell noch einfach zu sanieren. Der linke Flügel des Schlosses Oranienbaum stehe vor dem Kollaps. Dort werde mit den zusätzlichen Mitteln saniert. Auch der Park und die Orangerie seien im Fokus, in Mosigkau das Gesamtensemble.

Zudem wolle er sich um die Denkmale in der Fläche kümmern, so Meller. Im heutigen sogenannten Gelben Haus in Wörlitz werde das neue Welterbezentrum entstehen, kündigte Meller an. Die Substanz müsse saniert und mit einem überschaubaren Neubau ergänzt werden und solle für eine Ausstellung genutzt werden.

dpa, MDR (Annekathrin Queck)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 25. Oktober 2023 | 16:00 Uhr

3 Kommentare

zenkimaus vor 28 Wochen

Das in der DDR nicht so erhalten wurde wie es sein sollte stimmt. Doch nach 33 Jahren immer und immer wieder auf die DDR zu zeigen ist zu einfach . Seit 23 Jahren Welterbe, da wurde Wohl auch in den letzten Jahrzehnten nicht das investiert was sollte.

Peter vor 28 Wochen

Und der Bund gibt 75 Mio Euro dazu.
Aber es heißt doch immer, die in Berlin haben für den Osten nichts übrig.
Scheint nicht zu stimmen.

AlexLeipzig vor 28 Wochen

Die Erhaltung dieser herrlichen Anlagen ist jeden Cent wert. Gute Nachrichten!

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