347 Taten Urteil nach Missbrauch an Mädchen: Trainer schuldig gesprochen
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13. Juni 2024, 15:54 Uhr
Er soll 347 Mal ein Mädchen missbraucht haben, das er im Sport trainiert hat. Das Landgericht Dessau-Roßlau hat das Urteil gegen den Mann gesprochen, der einen Großteil der Taten eingeräumt hatte. Er muss neun Jahre und sechs Monate ins Gefängnis und eine Geldstrafe zahlen. Dieses Urteil ist nun rechtskräftig.
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- Weil er jahrelang ein Mädchen missbraucht hat, muss ein Sporttrainer aus Dessau ins Gefängnis.
- Im Prozess ging es um fast 350 Taten, die der Mann vor Gericht zu großen Teilen gestanden hat.
- Vereine sollten Kinderschutzkonzepte entwickeln, fordert der Landessportbund nach dem Urteil.
Das Urteil gegen den Trainer eines Sportvereins, der über Jahre Mädchen sexuell missbraucht hat, ist rechtskräftig. Das hat ein Sprecher des Landgerichts am Donnerstag mitgeteilt. Der Mann muss demnach für neun Jahre und sechs Monate hinter Gitter. Dazu hatte ihn vergangene Woche das Landgericht verurteilt. Außerdem darf der 53-Jährige nach seiner Haft drei Jahre nicht mehr als Trainer arbeiten und muss 25.000 Euro plus Zinsen an das Opfer zahlen.
Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrem Plädoyer eine Haftstrafe von zehn Jahren und neun Monaten gefordert, die Verteidigung beantragte sieben Jahre.
Das Landgericht Dessau-Roßlau hatte es zum Ende der Verhandlung als erwiesen angesehen, dass sich der Mann jahrelang an einem Mädchen vergangen hat. Der Dessauer hatte als Trainer in einem Sportverein das Kind im Einzeltraining unterrichtet. Ihm wurden Hunderte Missbrauchs-Fälle vorgeworfen. Zu Beginn war das Mädchen laut Staatsanwaltschaft neun Jahre alt.
Hilfe-Telefon bei sexuellem Missbrauch
Das Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch ist eine Anlaufstelle für Betroffene von sexueller Gewalt in Kindheit und Jugend, für Angehörige sowie Personen aus dem sozialen Umfeld von Kindern, für Fachkräfte und für alle Interessierten. Die Nummer lautet:
0800 22 55 530
Angeklagter hat Großteil der Vorwürfe gestanden
Zum Prozessauftakt hatte der inhaftierte Beschuldigte einen Großteil der Vorwürfe zugegeben. Im Prozessverlauf berichtete ein weiteres Opfer von Übergriffen des Trainers. Diese Taten sind nach Angaben des Landgerichts allerdings verjährt.
Landessportbund bietet Beratung an
Der Landessportbund Sachsen-Anhalt (LSB) hatte Sportvereine vor dem Hintergrund des Urteils vergangene Woche aufgefordert, Kinderschutzkonzepte zu entwickeln. Anne Duklau, Referentin Schutz vor Gewalt im Sport beim LSB, sagte MDR SACHSEN-ANHALT, der Fall habe Betroffenheit im gesamten Landessportbund ausgelöst. Es sei daher wichtig, dass sich Vereine präventiv mit dem Kinder- und Jugendschutz auseinandersetzten.
Daraus müssten dann Maßnahmen zur Vorbeugung sowie zur Intervention abgeleitet werden. Laut Duklau bietet der Landessportbund Beratungen an und bildet Kinderschutzbeauftragte aus. Diese Personen seien in der Lage, Kinderschutzkonzepte für den jeweiligen Verein zu erstellen. Die Referentin betonte auch: "Betroffene oder Angehörige können sich – auch anonym – an den Landessportbund wenden."
So hatte MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE Anfang Mai über den Prozessauftakt berichtet:
MDR (Leonard Schubert, Karin Roxer, Norma Düsekow, Martin Krause, Susanne Reh, Luise Kotulla, Jana Müller, Mario Köhne), dpa; zuerst veröffentlicht: 08. Mai 2024
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 13. Juni 2024 | 16:00 Uhr